Wissen ist Macht …
… und Nicht-Wissen kann teuer werden!
Hersteller modifizieren ihre Produkte hin und wieder in der Serie, ohne dies an die große Glocke zu hängen. Manche dieser Modifikationen können jedoch bei einer späteren Instandsetzung über Erfolg oder Misserfolg der Reparatur entscheiden. Deshalb erstellt Dichttechnikspezialist Dana für seine Marke ‚Victor Reinz‘ regelmäßig Technische Service Informationen TSI mit solchen Änderungen. KRAFTHAND-Truck hat davon zwei exemplarisch herausgepickt und die Experten zusätzlich nach Hintergründen gefragt.
Der technische Fortschritt, aber manchmal auch erst nach dem Serienanlauf, im harten Alltagseinsatz auftretende Probleme machen es bisweilen notwendig, dass technische Produkte während ihrer Bauzeit Modifikationen erfahren. Dies gilt insbesondere immer wieder auch für den Motor. Denn obwohl eine neue Motorengeneration, bevor sie auf die Straße ‚darf‘, viele tausend Betriebsstunden lang intensiv auf Prüfständen und im Fahrversuch auf Herz und Nieren getestet wird, offenbart sich manch noch vorhandenes Verbesserungspotenzial‘ erst im harten Alltagseinsatz beim Kunden.
Ausfälle und Folgereparaturen vermeiden
Zwei typische Beispiele hierfür sind das Erneuern einer defekten Zylinderkopfdichtung oder das Auswechseln verschlissener Zylinderlaufbuchsen. Prinzipiell Standardarbeiten, die durchaus zum Repertoire ‚normaler‘ Nutzfahrzeug- Werkstätten gehören und auch in betriebseigenen Speditionswerkstätten fachgerecht erledigt werden. Doch bei bestimmten Motorenbaureihen bestimmter Fahrzeughersteller gilt es wachsam zu sein und die in der Serie erfolgten Modifikationen zu kennen – andernfalls kann es schon während der Instandsetzung, spätestens aber kurz darauf im Fahrbetrieb zu gravierenden Problemen kommen.
Doch während die markeneigenen Servicebetriebe der Nutzfahrzeughersteller solche ‚Änderungen in der Serie‘ möglichst zeitnah erfahren, müssen sich der freie Reparaturmarkt und Motoreninstandsetzer anderer Informationsquellen bedienen. Aftermarktspezialisten wie der Neu-Ulmer Dichttechnikhersteller Dana stellen deshalb ihren Kunden solch wichtiges Know-how regelmäßig – und sobald es bekannt ist – zur Verfügung, etwa in Form der ‚Technischen Service Informationen‘, kurz TSI genannt, für seine Marke ‚Victor Reinz‘. Interessierte Werkstätten und Kfz-Profis können sich beispielsweise für den Newsletter eintragen und sind damit stets ‚auf dem Laufenden‘.
Die Sache mit der Laufbuchse …
Im ersten Beispiel (TSI 0027) hat der schwäbische Nutzfahrzeugbauer bei bestimmten Euro-IV-Motoren die Zylinderlaufbuchse und den Buchsensitz im Motorblock geändert: Die Buchse hat für eine bessere Dichtwirkung unter dem Buchsenbundsitz eine Nut für einen zusätzlichen Dichtring bekommen, was im Block am inneren Durchmesser des Buchsensitzes eine gerundete Fase erfordert. Soll nun eine Laufbuchse erneuert werden, muss der Werkstattfachmann nach dem Ausbau der alten Buchse zuerst feststellen, ob der Motorblock bereits die gerundete Fase besitzt. Falls nicht, muss die ursprüngliche flache Fase entsprechend angefast werden. Viele Motoreninstandsetzer können diese Fräsarbeit sogar vor Ort und in eingebautem Zustand in der Werkstatt erledigen.
Weiterhin ist den Dichtungsfachleuten zufolge wichtig, dass der Mechaniker den zusätzlichen Dichtring richtig herum verbaut: „Die Rundung gehört nach innen, die Fasen nach außen“, so die Experten. „Wird der Buchsenbund nicht nachgearbeitet, kann der Dichtring beim Einbau beschädigt werden“, warnen die Fachleute. Bei einer Reparatur muss demnach immer auf die neue Version umgestellt werden.
… und mit der Zylinderkopfdichtung
Im zweiten Beispiel (TSI 0029) hat der schwedische Lkw-Hersteller bei bestimmten Motoren mit Einzel-Zylinderköpfen die Zylinderkopfdichtung (ZKD) geändert, um die Dichtwirkung zu verbessern. Erkennbar ist die modifizierte ZKD an ihrer anderen Außenkontur und dem andersfarbigen Elastomer, welches laut den Fachleuten von Victor Reinz von Silikon (blau) auf FPM (Fluor-Kautschuk, schwarz) umgestellt wurde. Die geänderte Außenkontur dient demnach nur der Identifikation und hat keine Dichtwirkung, so die Fachleute.
Wird nur eine defekte ZKD getauscht, gibt es neben den üblichen Kriterien – Sauberkeit, Planheit, Zustand Dichtflächen, Risse oder Beschädigungen in Kopf und/oder Block – nichts weiter zu beachten. „Muss allerdings die Dichtfläche
oben am Block nachgearbeitet (geschliffen) werden, ist auch die abgesetzte Dichtfläche im Zylinderblock entsprechend spanend nachzuarbeiten (fräsen). Ansonsten können die Elastomer-Abdichtelemente durch den zu hohen Druck Schaden nehmen“, warnen die Experten von Victor Reinz. Beim Nachsetzen von Dichtflächen müsse man zudem die OE-Vorgaben bezüglich der maximal zulässigen Tiefe beachten.
Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 2/18 der Krafthand-Truck.