Peter Göschl betreibt das Familienunternehmen im bayerischen Achenmühle in zweiter Generation. Bilder: Georg Blenk
Göschl, Internationale Transporte + Logistik

„Wir blicken nach vorne“ – Im Gespräch mit Spediteur Peter Göschl

Die Spedition Göschl, Internationale Transporte + Logistik GmbH, ist ein mittelständisches Unternehmen, geführt in zweiter Generation. Die Haupterlössäulen sind internationale Transporte, Spezialtransporte sowie Warehousing. Aktuell beschäftigt Peter Göschl rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 12 Büroangestellte, vier Lkw-Mechatroniker (ein Meister + 3 Gesellen) und rund 40 Fahrer unterschiedlicher Nationalitäten. Und hier läge auch ein grundsätzliches Problem der Branche, so Göschl im Gespräch mit Krafthand-Truck. „Es gestaltet sich zunehmend schwieriger verlässliche Fahrerinnen und Fahrer zu finden. Der Preisdruck ist enorm, es fehlt der Nachwuchs.“ Dies betrifft auch das Werkstattpersonal. „Erst kürzlich hat uns ein altgedienter Meister, ‚der Liebe wegen‘, verlassen. Zum Glück habe ich relativ schnell einen kompetenten Nachfolger gefunden, wir kannten uns bereits. Das ist längst nicht selbstverständlich“, so Göschl. Hinzu käme immer mehr bürokratischer Aufwand. Die Unwägbarkeiten im internationalen Transportwesen in Sachen Umweltauflagen und Corona-Pandemie täten ihr Übriges.

Hauseigene Nfz-Werkstatt

Taner Kakici, ein waschechter Oberbayer mit türkischen Wurzeln, ist Werkstattmeister bei Göschl.

Göschl verfügt auf seinem Firmengelände im oberbayerischen Achenmühle, direkt an der A8, über ausreichend Standfläche. In der großzügigen Halle, nebst umfangreicher Lagerfläche, ist ein Service-Standplatz sowie eine Lkw-Waschanlage beheimatet, in der ebenfalls Servicearbeiten an Lkw und Trailer erledigt werden. „Wir machen einen Großteil der Wartungs- und Reparaturarbeiten selbst. Ausnahmen sind größere Motor- und Getriebeschäden, umfangreiche Karosseriearbeiten oder Fahrzeuglackierungen. Auch Rahmenschäden und Vermessungsarbeiten gibt Göschl außer Haus. Das Gros der Arbeiten bezieht sich auf die Bremsanlage, die Kupplung, die Aufhängung und Achsen, auf Betriebsmittel und Filter, den Austausch von Leitungen sowie den Reifen- und Klimaservice. Aber auch der Tausch von defekten Turboladern gehöre dazu, was bei den „hochgezüchteten Motoren“ immer häufiger vorkomme. „Wir überprüfen deshalb auch immer die Peripherie, um einen erneuten Turboladerschaden zu vermeiden“, erklärt Werkstattmeister Taner Kakici.

Da die Standzeiten eine große Rolle spielen, müssen die Arbeiten rasch erledigt werden. Göschl weiß aber auch, dass bei der Arbeit penibel aufs Detail geachtet werden muss. „Die Arbeit am Lkw, in unserem Fall an Fahrzeugen von MAN und Mercedes, ist nie Routine. Zu schnell passieren Fehler, das Fahrzeug bleibt stehen oder es entstehen brenzliche und gefährliche Verkehrssituationen. Das darf nicht passieren.“ Im Übrigen: Da Göschl auch Leasingsrückläufer aufkauft, müssen die Fahrerkabinen von einer Fremdfirma umlackiert werden. Mitunter arbeitet er aber auch mit Leihfahrzeugen.

„Haben wir es mit einem defekten Getriebe zutun, wird es bei uns ausgebaut und via Stückgut zu einer Spezialfirma nach Köln geliefert. Mitunter können wir es bereits zwei Tage später, komplett überholt, wieder einbauen“, so Peter Göschl

Praktische Erfahrung

Der Austausch von defekten Turboladern gehört bei Göschl zum Standardprogramm.

„Moderne, hochgezüchtete Motore, mit hohen Einspritzdrücken, laufen nicht mehr so lang“, beschreibt Peter Göschl seine Erfahrungswerte aus der Praxis. „Arbeiten am Zylinderkopf erledigen wir noch selbst, geht es ins ‚Eingemachte‘, beispielsweise sind Kolben ‚durchgebrannt‘, ist ein Tauschmotor die erste Wahl. Mitunter kommt dies bereits präventiv infrage, wenn sich erste Anzeichen von Leistungsverlust einstellen. Je nach Motortyp und Einsatzbereich erzielen wir Laufleistungen zwischen 800.000 und 1.1 Millionen Kilometer. Mit einem Tauschmotor schaffen wir 500.000 Kilometer zusätzlich.
„Ärgerlich ist, dass zunehmend Traileraufbauten beschädigt werden. Das Be- und Entladen muss beim Kunden schnell gehen, Lagerarbeiter in Trailerbahnhöfen geben weniger Acht. „Wir sind deshalb auch hier aufgestellt, halten entsprechende Profile und Spannratschen vor. Planen schweißen wir ebenfalls selbst.“

Digitale Helfer/Nfz-Teile

Gängige Verschleißteile hat Göschl auf Lager.

„Im Werkstattalltag arbeiten wir mit der Software ESiTronic 2.0“, ergänzt Taner Kakici. Hier decken wir alle relevanten Lkw-Marken ab. Über unsere Telematik-Software Styletronic können wir Wartungsintervalle definieren und die Fahrzeuge in Echtzeit lokalisieren, die Routen einplanen. Göschl interessiert sich dafür, die Service- und Einsatzplanung noch weiter zu digitalisieren. „Im Moment arbeiten wir noch weitestgehend mit manuellen Eingaben. Man braucht aber auch die Mitarbeiter, die die Gesamtverwaltung umsetzen“.
Was den Teilebezug angeht, setzt Göschl beispielsweise auf die WM SE und die Firma Winkler. „Wir werden nach Bestellung teilweise bereits eine Stunde später beliefert. Schnelldreher haben wir ehedem auf Lager. Samstag-Nachmittag, wenn die Werkstatt noch voll ausgelastet ist, wird es jedoch oft schwierig, berichtet Göschl. Im Übrigen greift er auch immer wieder auf Original-Ersatzteile zu, die Hersteller kämen immer wieder mit attraktiven Angeboten auf ihn zu. Ein Beispiel war kürzlich ein NOx-Sensor, der beim Großhandel nicht lagernd war.

Gemischte Gefühle

Peter Göschl

„Der tatsächliche Aufwand im Tagesbetrieb ist sehr hoch, die Unwägbarkeiten nehmen zu“, resümiert Peter Göschl. Früher wäre die Planbarkeit einfacher gewesen, mit internationalen Fahrern käme die Sprachbarriere hinzu. Da entstünden schnell hohe Zusatzkosten, wie beispielsweise nicht eingeplante Gebühren, aufgrund geänderter Richtlinien in den jeweiligen Ländern. „Innerdeutsch und mit guten Fahrern hat man durchaus noch einen Wettbewerbsvorteil, letztendlich geht es aber um den Preis.“ Das Hauptproblem sei der Nachwuchsmangel, speziell auch mit steigenden technischen Anforderungen im Werkstattbereich. Hinzu käme die Wochenendarbeit. „Bei uns ist jeden Samstag die Werkstatt voll besetzt. Fremdaufträgen nehmen wir gar nicht mehr an.“
Göschl bereite auch das Nachtfahrverbot für Euro-6-Lkw in Tirol Probleme, da zahlreiche Transport über den Brenner/Italien abgewickelt werden. „Die Luftfracht Mailand-München können wir mit einem Euro-6-Fahrzeug nicht mehr bedienen. Die Flieger in die USA gingen zumindest vor Corona spätestens um 10.00 Uhr raus“. Der Hintergrund: Nur monovalente LNG-/CNG-Trucks, beziehungsweise Hybridfahrzeuge oder E-Trucks sind vom Tiroler Nachfahrverbot nach IG-L ausgenommen.

 

Nachgehakt

Monovalente Fahrzeuge mit LNG- und/oder CNG-Antrieb bieten aktuell die Hersteller Mercedes-Benz, Iveco und Scania an. Volvo hat ebenfalls LNG-Lkw im Programm. Sie gelten jedoch als Fahrzeuge mit bivalentem Antrieb und sind deshalb vom Nachtfahrverbot in Tirol betroffen. Der Umstand führt bei Volvo zu großem Unverständnis. „Eine Regelung, die wir nicht nachvollziehen können, da die Volvo LNG-Lkw nur für den Zündvorgang Diesel benötigen und eine sehr geringe Menge davon überhaupt gebraucht wird“, so ein Unternehmenssprecher. Eine deutliche CO2-Einsparung sei ebenfalls gegeben.

 

Göschl ist offen für alternative Antriebe. „Biodiesel habe ich befürwortet, es gibt jedoch von staatlicher Seite keine Förderung mehr. Auch die LNG-Förderung läuft aus.“ Für mich kämen dennoch Fahrzeuge mit LNG-/CNG-Antrieb in Frage, nicht nur aufgrund der momentan noch gültigen Maut-Befreiung, auch wegen der günstigeren Kraftstoffkosten, am Ende der Umwelt wegen. Die Voraussetzung sei allerdings, dass er vertraglich abgesichert ist. Auch die Entwicklung bei den E-Trucks verfolgt Göschl mit Interesse, es müsse jedoch das Preis-Leistungsverhältnis und die Reichweite stimmen. „Wir blicken nach vorne – mal sehen was noch alles kommt.“

Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 1/2-2021 der Krafthand-Truck.