Das Start-Up Iontrak möchte Lkw mit Wasserstoffantrieben ausrüsteten. Bereits im vierten Quartal dieses Jahres soll ein 26-Tonnen-Wasserstoff-Lkw die Straßenzulassung bekommen. Bild: Iontrak
Neue Fahrzeuge

Wasserstoff-Lkw: Boysen-Gruppe ist Mitgründer des Start-Ups Iontrak

Aus dem vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderten Projekt Hylix-B heraus wurde jüngst die Firma Iontrak gegründet. Das Start-Up möchte Lkw mit Wasserstoffantrieben ausrüsteten und entwickelt entsprechende Spezialkomponenten. Firmensitz des neuen Unternehmens ist das schwäbische Zell unter Aichelberg. Gründungsmitglied des Start-Ups ist die Boysen Gruppe, die im Rahmen der hauseigenen Transformationsstrategie verstärkt auf die Wasserstofftechnologie setzt.

Im Förderprojekt Hylix-B wurde in den vergangenen zwei Jahren ein vollelektrischer 26-Tonnen-Lkw mit Brennstoffzellenantrieb und 500 Kilometern Reichweite aufgebaut – einerseits, um die Zukunftsfähigkeit der Wasserstofftechnologie für den Güterverkehr zu untermauern, und andererseits um aufzuzeigen, wie eine Skalierung der Nachfrage nach grünem Wasserstoff bei entsprechender Umstellung der Logistikflotten aussehen könnte.

 

Pressetermin in Zell unter Aichelberg (von links): Dr. Till Kaz (Technischer Geschäftsführer IONTRAK), Michael Herrmann (Kaufmännischer Geschäftsführer ION-TRAK), Rolf Geisel (Geschäftsführer Boysen Gruppe), Reinhardt Ritter (Gesellschafter EFA-S), Bastian Beutel (Geschäftsführer EFA-S), Mathias Keck (Leiter Boysen Innovationszentrum Nagold), Sebastian Wider (Gesellschafter SWE-Mobility), Professor Ralf Wörner (Hochschule Esslingen). Bild: IONTRAK

Die Gründung von IONTRAK: Agiles und praktisches Vorgehen

Die Forschungsarbeiten im abgeschlossenen Projekt Hylix-B waren transdisziplinär aufgestellt und hatten neben der Technik auch die Nachfrage am Markt und gesellschaftlichen Bedarfe im Blick, wie sich aus der Zusammensetzung des Teams zeigt:

  • Professor Dr. Ralf Wörner, Leiter des Instituts für nachhaltige Energietechnik und Mobilität an der Hochschule Esslingen (HSE),
  • der Fahrzeugumrüster EFA-S GmbH aus Zell unter Aichelberg mit Gesellschafter und Ideengeber Reinhardt Ritter mit 20 Millionen Kilometern Erfahrung in elektrischem Fahren,
  • die SWE-Mobility UG mit Wasserstoffexperte Sebastian Wider,
  • Frank Ulmer, von der Kommunikationsbüro Ulmer GmbH, für die Fragen der gesellschaftlichen Transformation,
  • die Firma Große-Vehne hatte sich zudem bereit erklärt, das Projekt zu unterstützen und die Forschungsarbeiten hinsichtlich der Praxistauglichkeit zu testen,
  • Daimler Truck das Forschungsprojekt im Bereich der Software- und Fahrzeugschnittstelle unterstützt.

„Das Geschäftsziel der neu gegründeten Firma ist die Entwicklung, Industrialisierung, Produktion und Vermarktung von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben sowie deren Komponenten. Dabei versteht sich IONTRAK als hochgradiger Spezialist im Rahmen der Vorbereitung von Serienproduktionen und als Hersteller von Kleinserien im Bereich Wasserstoff-Lkw“, so die beiden Geschäftsführer Michael Herrmann und Dr. Till Kaz.

Weiter erläutert CTO Kaz: „Wir sind direkt ins Projektgeschäft eingestiegen. Bereits im vierten Quartal dieses Jahres wird ein 26-Tonnen-Wasserstoff-Lkw die Straßenzulassung bekommen. Allerdings ein Einzelstück. Aber schon jetzt kristallisieren sich durch die Fertigstellung weitere Komponenten aus dem Umfeld Wasserstoff, Batterie und Umbau heraus. Diese werden wir weiterentwickeln und zur Marktreife bringen“.

Förderprogramms BWPLUS

Die Firmengründung wertet die baden-württembergische Umweltministerin Thekla Walker auch als Erfolg des Förderprogramms BWPLUS: „Die Gründung der IONTRAK GmbH aus dem Forschungsprojekt Hylix-B heraus zeigt eine weitere positive Entwicklung des von uns auf den Weg gebrachten Förderprogramms. Die Gründung freut mich natürlich sehr und zeigt auch, dass die Verheiratung von technischer Innovation, Wirtschaftlichkeit und gesellschaftlichem Wandel in solchen Projekten gelingt. Auch bei der Logistik zeigt sich, dass die schnelle Ausbreitung von Wasserstofftechnologien und der dafür erforderlichen Infrastruktur für ein erfolgreiche Energie-wende unabdinglich ist.“

Boysen als Partner

Erfreut zeigen sich die Beteiligten, dass mit der in Altensteig ansässigen Boysen Gruppe einer der internationalen Top-100-Zulieferer als Mitgründer und Partner gefunden wurde. „Mit Blick auf die Umsatzentwicklung der letzten 20 Jahre ist Boysen einer der wachstumsstärksten Zulieferer am Markt, der neben einem weltweiten Produktionsnetzwerk auch über ein beeindruckendes Entwicklungs-Know-how sowie über hochmoderne Prüfeinrichtungen verfügt“, so HSE-Vertreter Wörner, der ergänzt: „Fast noch entscheidender für uns: Boysen hat die Zeichen und Anforderungen der technologischen Transformation frühzeitig erkannt und in den letzten Jahren eine beeindruckende Expertise in den Bereichen E-Mobilität und Wasserstofftechnologie aufgebaut. Dazu zählen neue Produktgruppen wie Strukturbauteile, Batteriegehäuse und Wasserstoff-Tanksysteme, die auch in den Lkw-Umrüstungen von IONTRAK zum Einsatz kommen werden. Ich freue mich sehr, dass die Hochschule Esslingen und Boysen in solchen Praxisprojekten zusammenwachsen und gegenseitig profitieren.“

Win-Win-Situation

Von einer Win-win-Situation spricht deshalb auch der Leiter des Boysen Innovationszentrums Nagold, Mathias Keck: „Die Beteiligung an IONTRAK eröffnet uns den Zugriff auf die komplette Fahrzeugarchitektur. Über unsere Systemgrenzen hinweg verfügen wir damit über ein entscheidendes Mehr an Informationen, um neue Produkt-gruppen wie unsere Wasserstoff-Tanksysteme zielgerichteter auszulegen und durch die Erprobung am eigenen Lkw schneller am Markt platzieren zu können.“

Boysen Geschäftsführer Rolf Geisel ergänzt: „IONTRAK passt ideal in unsere angelaufene Wasserstoff-Offen-sive. Wir sind überzeugt vom Zukunftspotenzial dieser Technologie und investieren deshalb aktuell 40 Millionen Euro in den Bau eines eigenen Entwicklungszentrums für Wasserstofftechnologien im Nordschwarzwald. Unter anderem werden wir dort eine Wasserstoff-Tankstelle für 350 und 700 bar in Betrieb nehmen und über einen Elektrolyseur mit einer Leistung von einem Megawatt die Herstellung von grünem Wasserstoff vorantreiben.“