Vernetzte Werkstattwelt
Digitalisierung und präventive Wartung sind auch für den freien Reparaturmarkt wichtige Themen. Carat und Texa arbeiten deshalb gemeinsam an einer praktikablen Lösung. Der Startschuss für die Pilotphase ist im Juli 2018 gefallen: Ad Truckdrive-Partnerwerkstätten testen seither ‚eTruck‘ von Texa auf Herz und Nieren.
Moderne Nutzfahrzeuge werden angesichts der zunehmenden Elektronifizierung immer komplexer – und auch wartungsärmer. Dennoch kann auch das gewissenhaftest entwickelte und penibelst erprobte elektronische System Probleme machen. Um diese möglichst frühzeitig zu erkennen – und um unnötige Liegenbleiber und langwierige Werkstattaufenthalte bereits im Vorfeld zu vermeiden – haben die Fahrzeughersteller clevere Telematiksysteme entwickelt. Diese als ‚Kundenbindungsinstrument‘ bezeichneten Systeme greifen auf den Bordcomputer und die Eigendiagnose der Fahrzeugelektronik zu und melden per Ferndiagnose ‚aufziehende‘ Probleme selbsttätig in die Servicezentralen der Hersteller, noch bevor der Fahrer etwas davon bemerkt. Im Falle eines solchen ‚Alarms‘ machen sich erfahrene Spezialisten sofort daran, entsprechende Gegenmaßnahmen zu entwickeln. Viele Probleme sollen sich so ‚on the air‘, also quasi per Ferndiagnose, erkennen und beheben lassen.
Um Kundenbindung geht es auch bei einem gemeinsam von der Carat-Gruppe und Texa initiierten Projekt. Die Teilehandelskooperation und der Diagnosespezialist wollen nach eigenem Bekunden „die Beziehung zwischen Werkstatt und Flotte auf eine neue Ebene bringen“. Zu den Kernelementen des Projekts gehören unter anderem die vorausschauende Planung von Service- und Wartungsereignissen, um wartungsbedingte Pannen bereits im Vorfeld zu vermeiden und eine größtmögliche Fahrzeugverfügbarkeit zu erreichen.
Herzstück des Projekts ist der ‚eTruck‘ von Texa, ein spezieller Diagnosedongle, der die Ferndiagnose ermöglicht. Dabei handelt es sich quasi um einen speziellen Dongle, der in die OBD-Dose des Nutzfahrzeugs gesteckt wird und der über das Smartphone des Fahrers permanent Daten aus dem Fahrzeug an das zu ‚eTruck‘ gehörende Software-Portal der ad Truckdrive-Werkstatt und des Flottenmanagers sowie an Fahrer-APP schickt. Durch individuelle Dashboards können sowohl die Werkstatt, aber auch Flottenmanager und Fahrer, aktuelle Daten und Informationen über die momentane ‚Fahrzeug-Befindlichkeit‘ in einfacher und verständlicher Form abrufen.
Für Flottenmanager dürfte zudem die Möglichkeit interessant sein, in Zusammenarbeit mit der Werkstatt nicht planbare Zwischenfälle und drohende Liegenbleiber durch Eingriffe aus der Ferne zu lösen. Beispielsweise, wenn sich der Motor des Trucks im Notlauf befindet, weil sich aufgrund eines ungünstigen Fahrprofils der Dieselpartikelfilter zugesetzt hat und das Motorsteuergerät die notwendige Filterregeneration nicht mehr anstoßen kann. In einem solchen
Fall kann die ad-Truckdrive-Werkstatt dem Fahrer einen einmaligen Freischaltcode auf dessen Smartphone schicken, so dass dieser damit die fällige Regeneration manuell auslösen kann.
Das Projekt, das laut Carat-Geschäftsführer Thomas Vollmar ein wichtiger Teil der Digitalisierungsoffensive der Mannheimer Teilehandelskooperation ist, soll nun in einer zweimonatigen Pilotphase unter anderem beweisen, dass sich der freie Reparaturmarkt nicht hinter den Serviceangeboten der Fahrzeughersteller verstecken muss. In der Pilotphase steht ‚eTruck‘ bei fünf ausgewählten ad Truckdrive-Partnerwerkstätten auf dem Prüfstand. Im Mittelpunkt stehen neben den Funktionen und der Funktionsweise des ‚eTruck‘-Dongles vor allem auch das Handling und die Umsetzbarkeit bei allen drei angesprochenen Parteien: Werkstatt, Flottenmanager und Fahrer.
Im Vorfeld des Feldtests haben die ad-Truckdrive-Partner von Texa eine Einführung zu ‚eTruck‘ bekommen. Seither haben die Pilot-Werkstätten laut Carat nun freie Hand bei der Kundenakquise, der Auswertung sowie Bewertung ihrer Ergebnisse.
Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 3/18 der Krafthand-Truck.