Turbolader mit variabler Turbinengeometrie
Turbolader mit variabler Turbinengeometrie sind an immer mehr modernen Lkw-Motoren zu finden. Zu den Wegbereitern dieser Technologie gehört der britische Turboladerhersteller Cummins, der mit seinen 1998 vorgestellten ‚Holset VGT‘-Ladern (VGT = Turbolader mit variabler Geometrie. Anm. d. Red.) den Motoren der schweren Klasse über ein breites Drehzahlband zu einer beachtlichen Leistung verhilft. Das Besondere an der VGT-Technik der Holset-Lader: Während bei herkömmlichen VTG-Anwendungen (VTG = Variable Turbinen Geometrie. Anm. d. Red.) bewegliche Leitschaufeln schwenken, um unterschiedliche Düseneffekte zu erzielen, bewegt sich bei den Holset VGT-Ladern ein verschiebbarer Düsenring in den Abgasstrom.
Verschiebt der vom Motorsteuergerät elektrisch angesteuerte Aktuator diesen Düsenring in der Turbine, ändert sich der Spalt, durch den das Abgas auf das Turbinenrad strömen kann. So lässt sich quasi zu jeder Motordrehzahl und zu jeder Motorlast ein optimaler Ladedruck generieren, damit der Motor in jedem Betriebspunkt mit der optimalen Leistung arbeitet. In geschlossenem Zustand ist der Spalt eng, wodurch der Abgasdruck steigt und sich die Turboladerdrehzahl erhöht. Schiebt der elektrische Steller den Düsenring in Richtung ‚offen‘, reduziert sich der Abgasdruck und der Ladedruck sinkt, der Lader dreht langsamer.
Da es sich bei den Holset VGT-Ladern um komplexe Komponenten handelt, hat sich Hersteller Cummins ein mehrstufiges, fein differenziertes Produktkonzept für seine Distributoren ausgedacht. Damit können diese ihren Kunden eine optimale, fallbezogene Lösung anbieten. Einer dieser Distributoren ist der Turboladerspezialist BTS Turbo im oberbayrischen Weilheim. Vor Kurzem hat sich das Unternehmen durch eine Spezialschulung im Herstellerwerk auf das derzeit höchste Level – ‚Level 4‘ – beim VGT-Service hochgearbeitet.
‚Level 4‘ befähigt den Distributor unter anderem zur detaillierten Einzelinstandsetzung von VGT-Ladern. Aufgrund des speziellen Werkstrainings ‚darf‘ er nun nämlich sämtliche Reparatursätze und Einzelteile des Turboladers bestellen – und auch verbauen. Damit wären laut BTS zwar auch Teilreparaturen kleinerer Schäden möglich, wobei es immer abzuwägen gelte, inwieweit eine Detailreparatur oder -instandsetzung technisch überhaupt sinnvoll ist, etwa angesichts der hohen Laufleistung oder der Beschädigung des havarierten Laders. ‚Letzte Rettung‘ könne eine Instandsetzung aber in jenen Fällen sein, wenn der benötigte originale Tauschlader nicht mehr im Programm und über den offiziellen Ersatzteilweg nicht mehr erhältlich ist, der Kunde den betroffenen Motor aber unbedingt weiter betreiben möchte. In einem solchen Fall können die oberbayrischen Turboladerspezialisten den Lader zerlegen, prüfen und entscheiden, welche Teile noch brauchbar sind und aufgearbeitet werden können – oder ersetzt werden müssen.
Mit ‚Level 4‘ können die Technikspezialisten von BTS mit dem sogenannten ‚E-Tool‘, einem Laptop mit Spezialsoftware, diversen Adaptern und Prüfkabeln, außerdem den elektrischen Zustand des E-Stellers ‚auf der Werkbank‘, also bei ausgebautem Turbolader, prüfen und nach einem Austausch auch wieder korrekt einstellen und anlernen. Bei einem Tausch muss der Verstellhebel des Stellers nämlich in einer genau definierten Position montiert werden, erläutert ein Experte von BTS im Gespräch mit KRAFTHAND-Truck.
Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 1/19 der Krafthand-Truck.