Ständig unter Strom
Die Anforderungen an Bordnetzbatterien haben sich im Laufe der Zeit stark verändert. Zuverlässige Hotelfunktion im Fernverkehr, extreme Rüttelund Zyklenfestigkeit, hohe Kaltstart ströme – das sind nur einige Merkmale, die moderne Stromspeicher für Lkw und Busse heutzutage erfüllen müssen. Das hat dazu geführt, dass es immer mehr unterschiedliche Batterietypen mit speziellen Leistungsmerkmalen gibt. KRAFTHAND-Truck beleuchtet beispielhaft einige ausgewählte Batterietypen und ihre besonderen Eigenschaften.
Häufiger Kurzstreckenbetrieb im Verteilerverkehr, unregelmäßige Fahrprofile in Kombination mit Stop-and-go-Verkehr, zahlreiche Kaltstarts bei eisigen Temperaturen, haufenweise elektrische Zusatzverbraucher – all das beeinflusst permanent das Energielevel einer Nutzfahrzeugbatterie. Im Vergleich zu einer Pkw-Batterie entlädt sich eine Lkw-Batterie wesentlich häufiger und muss nachgeladen werden – was letztlich auf die Lebensdauer geht. Daher ist es kaum verwunderlich, dass es Batterieprobleme in den Statistiken der Pannendienstleister regelmäßig auf einen der vordersten Plätze ‚schaffen‘ – insbesondere, wenn die Außentemperaturen für längere Zeit unter den Gefrierpunkt sinken.
Die ‚richtige‘ Batterie wählen
Vor allem im Fernverkehr werden die Batterien immer mehr strapaziert, denn die Fahrerhäuser werden zunehmend für Übernachtungen genutzt – was zwangsläufig mit einer erhöhten Zahl an elektrischen Verbrauchern einhergeht: Kühlschrank, Kaffeemaschine und das Entertainmentsystem, aber auch eine Standklimaanlage und/oder -heizung verlangen permanent nach Strom – was beispielsweise hohe Anforderungen an die mögliche Entladetiefe stellt. Eine Truck-Batterie muss sich aber nicht nur tief entladen lassen, sondern soll darüber hinaus auch eine hohe Zahl an Ladezyklen verkraften. Als Ladezyklus bezeichnet man das permanente Ent- und erneute Aufladen im Fahrbetrieb.
Da konventionelle Bordnetz-Stromspeicher in immer kürzeren Abständen ersetzt werden mussten, haben die Batteriehersteller mit AGM (Absorbent Glass Mat) und EFB (Enhanced Flooded Battery) neue Batterie-Technologien entwickelt. Denn mit der ‚richtigen‘ Batterie-Technologie lässt sich einerseits eine hohe zyklische Entladetiefe bewerkstelligen, um in den Ruhepausen viele elektrische Verbraucher versorgen zu können – und sie ermöglicht zudem nach der ‚Hotelphase‘ auch noch einen zuverlässigen Motorstart. Aufgrund der differenzierten Leistungsansprüche liegt die Herausforderung des Werkstattfachmanns beim Batterietausch mittlerweile darin, das für den jeweiligen Haupteinsatzzweck des Nutzfahrzeugs optimale Produkt zu finden. Die meisten Batteriehersteller unterstützen daher ihre Kunden mit detaillierten Entscheidungshilfen in Printform und mit Online-Tools bei der Auswahl. Zu den Hauptkriterien gehören unter anderem Vibrationsfestigkeit, Zyklenfestigkeit und Startleistung. In einem sind sich jedoch alle Hersteller einig: Im Zweifelsfall – insbesondere, wenn unnötige Liegenbleiber vermieden werden sollen und die TCO eine Rolle spielen – ist immer das höherwertigere Produkt die bessere Wahl.
Batterien für jeden Zweck
Als besonders zyklenfest beschreibt der österreichische Batteriespezialist Banner seine in zwei Standard-Größen (Gehäuse B und C) und zwei Leistungsstufen (190 Ah und 240 Ah) erhältlichen‚ Banner Buffalo Bull EFB‘-Batterien an. Sie sollen über mehr Aktivmasse und Vliesauflagen verfügen und wegen des robusten Designs mit einer speziellen Satzfixierung auch noch besonders rüttelfest sein. Die Calcium-Technologie soll zudem den Wasserverbrauch minimieren, sodass die Batterie laut Hersteller unter normalen Betriebsbedingungen wartungsfrei ist und kein Wasser nachgefüllt werden muss. „Bei einem Batteriewechsel ist unbedingt darauf zu achten, dass auf keinesfalls eine konventionelle Nassbatterie verbaut werden darf, wenn das Fahrzeug bereits serienmäßig mit einer EFB-Batterie ausgestattet wurde. Ein Upgrade einer konventionellen Starterbatterie zu einer leistungsstärkeren und zyklenfesteren ‚Buffalo Bull EFB‘ dagegen ist auf jeden Fall möglich“, erklären die Fachleute von Banner.
Eine bis zu sechs Mal längere Lebensdauer im Vergleich zu einer herkömmlichen Blei-Säure-Batterie verspricht der Hannoveraner Batteriehersteller Clarios für seine ‚Varta Promotive AGM‘. Sie wurde nach eigenem Bekunden speziell für Lkw mit hohem Energiebedarf, etwa für temperaturgeführte Transporte, entwickelt. Das saugfähige Glasvlies der AGM-Technologie soll den Elektrolyten besonders effektiv absorbieren und die Zyklenfestigkeit erhöhen. Zudem werde damit den Produktinformationen zufolge ein Kapazitä tsverlust durch Säureschichtung vermieden. Aufgrund ihrer Vibrationsfestigkeit soll sich die ‚Varta Promotive AGM‘ zudem für den Heckeinbau empfehlen, wie er bei vielen Euro-V- und -VI-Lkw und Sattelzugmaschinen üblich ist.
Speziell für Stadtbusse und Lkw mit Ladebordwand haben die in Büdingen ansässigen Batteriespezialisten von Exide die Gel-Batterie ‚Exide Endurance+ Pro Gel-ED2103‘ entwickelt. Herstellerangaben zufolge soll der wartungsfreie Stromspeicher besonders leistungsfähig sein und bei einer Kapazität von 210 Ah einen Kaltstartwert von 1.000 A aufweisen. Gegenüber klassischen Blei-Säure-Typen soll die Weiterentwicklung eine um bis zu 16-fache Lebensdauer erreichen und dabei auch noch einen „beeindruckenden Energiedurchsatz“ und eine „sichere Entladetiefe von über 90 Prozent“ bieten. Gleichzeitig soll der Gel-Akku eigenen Angaben zufolge mit einer hohen Zyklenfestigkeit bei einer Entladetiefe von 50 Prozent der Kapazität und einer Vibrationsfestigkeit, welche die Vorgaben der Klasse ‚V3‘ gemäß EN 50342-1 übertreffen soll, aufwarten können.
Ebenfalls um eine Weiterentwicklung handelt es sich nach dem Bekunden der Produktspezialisten von Winkler bei den beiden neuen Spezialbatterien für Lkw und Busse aus dem Eigenmarken-Sortiment. Die zyklen- und tiefentladestabile ‚Winkler Long-Life Maximum Power‘-Typen gibt es den Produktinformationen zufolge mit 180 Ah und 230 Ah. Im Vergleich zu den Vorgängertypen soll eine spezielle Platten-Pastierung die Neulinge besonders standfest gegenüber strapaziösen Lade- und Entladezyklen machen. Die Zyklenfestigkeit soll zudem die Energieversorgung der Bordeinrichtung sichern, ohne der Startleistung zu beeinträchtigen, verspricht Winkler. Die Bodenverklebung indes komme der Rüttel festigkeit zugute.
Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 4/20 der Krafthand-Truck.