Spülen des Kältemittelkreislaufs nach Kompressortausch
Bei einem Kompressortausch gehört das fachmännische und gründliche Spülen des Kältemittelkreislaufs zu den wichtigsten Tätigkeiten. Denn nur so lassen sich gefährliche Verunreinigungen und schädliche Substanzen aus dem System entfernen. Wer dies unterlässt, riskiert einen neuerlichen ‚Verdichter-Tod‘. Die Klimaservicespezialisten von Mahle Service Solutions liefern Hintergründe.
Probleme mit der Schmierung oder ein wegen Übersättigung aufgelöster Filtertrockner können einem Klimakompressor den Garaus machen. Bei einem Kompressor-Totalschaden gelangen jedoch fast zwangsläufig metallischer Abrieb und andere gefährliche Feststoffe in den Kältemittelkreislauf. Deshalb ist es den Klimafachleuten von Mahle Service Solutions zufolge zwingend notwendig, den gesamten Kältemittelkreislauf und alle spülbaren Komponenten fachgerecht und gründlich zu spülen, um zu verhindern, dass Abrieb, Späne und andere Feststoffe den eben erneuerten Verdichter bald wieder zerstören.
Komponenten, die sich nicht spülen lassen, beispielsweise Filtertrockner, Akkumulatoren, Expansionsventile, Drosselventile (Orifice Tubes) sowie Kondensatoren und Verdampfer mit Multiflow-Technologie, muss man den Fachleuten zufolge jedoch immer ersetzen, damit dort eingetragene Partikel nicht wieder in den Kreislauf gelangen und erneut Probleme verursachen können.
Ursachen und Auswirkungen
Für Verdichterschäden gibt es vielfältige Ursachen. Häufig hat es der Werkstattfachmann mit Schmierungsproblemen zu tun, beispielsweise weil aufgrund einer Undichtigkeit zu wenig Kältemittel zirkuliert und das für den Klimakompressor lebenswichtige Kompressoröl nur unzureichend transportiert. Ferner läuft eine unterfüllte Anlage meist auch auf einen deutlich höheren Temperaturniveau, was wiederum den Schmierstoff schädigt. So entsteht metallischer Abrieb im Kompressor, der die Klimakomponenten verstopft und schließlich zum ‚Kompressor- Tod‘ führt.
KRAFTHAND-Truck Praxis-Tipp Nr. 1
Bei einem Kompressortausch muss man grundsätzlich das gesamte Klimasystem spülen, um schädliche Verunreinigungen und Fremdstoffe aus dem System zu entfernen. Sollten trotz Spülen Rückstände im Kreislauf verbleiben, lassen sich Schäden durch ein Filtersieb in der Saugleitung vermeiden.
Extrem schädlich ist außerdem Feuchtigkeit im Kältemittel: Sie lässt Expansionsventile und Orifice Tubes vereisen, zudem bilden sich aufgrund chemischer Reaktionen zwischen Kältemittel, Kompressoröl und Feuchtigkeit schädliche Säuren, welche wiederum Schlauchleitungen und O-Ringe porös werden und Systemkomponenten korrodieren lassen – und so das System ebenfalls verschmutzen. Darüber hinaus lösen sich Elastomerpartikel aus den Gummileitungen, die auch Verstopfungen hervorrufen können. Ähnlich gefährlich ist verunreinigtes Kältemittel beziehungsweise ungeeignetes Kältemittelöl, da sich dadurch ebenfalls schädliche Säuren bilden können.
Spül-Varianten und ihre Vor- und Nachteile
Grundsätzlich empfehlen die Klimafachleute von Mahle Service Solutions zwei unterschiedliche Spülmethoden, abhängig von der Verschmutzungsart: mit Kältemittel oder mit spezieller Spülflüssigkeit. Beim Spülen mit Kältemittel spielt das Klimaservicegerät eine zentrale Rolle, vorausgesetzt, es verfügt über eine integrierte Spülfunktion. Zusätzlich ist allerdings noch weiteres Equipment notwendig, etwa ein externes Spülgerät sowie diverse Adapter, um letzteres mit der Anlage und deren Komponenten zu verbinden. Nach dem Start schickt die Station das flüssige Kältemittel unter hohem Druck entgegen der Flussrichtung durch die Leitungen und Komponenten und saugt dieses anschließend wieder ab. Für eine optimale Reinigungswirkung empfehlen die Fachleute von Mahle mindestens drei Spülzyklen.
KRAFTHAND-Truck Praxis-Tipp Nr. 2
Häufig ‚sterben‘ Klimakompressoren wegen Kältemittelmangel aufgrund von Undichtigkeiten. Mahle empfiehlt deshalb eine regelmäßige Klimawartung, bei der gegebenenfalls Kontrastmittel ins System gefüllt wird. Allerdings sollte man den Einsatz von Kontrastmittel unbedingt mit einem Aufkleber im Fahrzeug dokumentieren, um ein schädliches Überfüllen zu vermieden. Denn im Extremfall kann auch dies einen Kompressorschaden verursachen.
Alternativ dazu kann man mit chemischer Spülflüssigkeit arbeiten, die über spezielles Druckluftequipment durch die Anlage befördert wird. Nach dem Ablassen des kontaminierten Spülmediums muss der Werkstattfachmann die Komponenten und Leitungen der Anlage noch einzeln mit Stickstoff ausblasen, um diese zu trocknen und eventuelle Reinigerreste zu entfernen. Dabei ist den Experten zufolge darauf zu achten, dass der maximale Druck beim Ausblasen 12 bar nicht übersteigt.
Jede der beiden Spülmethoden hat ihre spezifischen Vor- und Nachteile. Vorteilhaft beim Spülen mit Kältemittel ist, dass weder Kosten für ein separates Spülmedium noch Entsorgungskosten für das kontaminierte Reinigungsmittel anfallen, da vorhandenes Kältemittel aus dem Tank der Servicestation zum Einsatz kommt. Mit dem Verfahren lassen sich lose Schmutzpartikel und Kompressoröl entfernen, zudem ist die Methode von verschiedenen Fahrzeugherstellern freigegeben. Doch es gibt auch Nachteile: Das Filterelement des Spülgeräts ist regelmäßig zu wechseln. Außerdem lässt sich die Klimastation während der Spülprozedur nicht anderweitig nutzen.
Vorteilhaft beim Spülen mit spezieller Spülchemie ist, dass sich nicht nur lose, sondern auch festsitzende Partikel und hartnäckige Ölrückstände entfernen lassen. Nachteilig sind die Kosten für das Spülmittel und dessen ordnungsgemäße Entsorgung. Zudem gibt es keine Freigabe von Fahrzeugherstellern.
Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 1/20 der Krafthand-Truck.