Spezialisierte Motoreninstandsetzung
Mit der Evolution der Motorentechnik hat sich auch die Motoreninstandsetzung in den vergangenen Jahren rasant verändert. Manche Motorschäden lassen sich deshalb mit simplen Werkstattmitteln kaum noch fachgerecht reparieren und erfordern das Know-how und das Equipment echter Experten. KRAFTHAND-Truck hat sich beim GMI-Mitglied Motoren Ganslmeier in Landshut informiert.
Den Kopf abbauen, Zylinderbuchsen ziehen oder neue Kolbenringe einbauen – das reicht für die professionelle Instandsetzung moderner Nutzfahrzeug-Motoren längst nicht mehr aus. Denn ebenso wie der Motorenbau, so hat sich auch die Motoreninstandsetzung in den letzten Jahren rasant gewandelt. Und der Trend der Fahrzeughersteller, ihren Kunden mit preislich interessanten Leasing- und Wartungsverträgen für die Nutzungsdauer ein sorgenfreies Fahrzeugleben zu gewährleisten, hat ein Übriges dazu getan, dass die Zahl der Motoreninstandsetzungsbetriebe in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter zurückgegangen ist.
Dass es Motorenspezialisten wie Motoren Ganslmeier (www.ganslmeier-motoren.de) dennoch nicht langweilig wird, liegt unter anderem daran, dass sie sich spezialisiert haben. So werden beispielsweise am Standort Landshut/Altdorf überwiegend Großmotoren überholt und regelmäßig von Grund auf revidiert sowie große Nutzfahrzeugmotoren instandgesetzt. Im Schwesterbetrieb in Ingolstadt dagegen schlägt das Herz der Motorenprofis mehr für die Oldtimer-Kundschaft, die dort nicht nur den Motor ihres ‚Schätzchens‘ fachgerecht überholen, sondern auch die übrige Technik warten und pflegen lässt.
Ein weiterer wichtiger Punkt für Johannes Ganslmeier, Geschäftsführer des Landshuter Betriebs, ist ein hohes Qualitätsbewusstsein, das vor allem bei der gewerblichen Nutzfahrzeugkundschaft zum Tragen kommt. Die Landshuter, bei denen die Motoreninstandsetzung und Kurbelwellenschleiferei seit über 50 Jahren zum Kerngeschäft gehört, dokumentieren dies nicht zuletzt mit ihrer Mitgliedschaft bei der Gütegemeinschaft der Motoreninstandsetzungsbetriebe e.V. (GMI) und dem RAL-Gütezeichen Motoreninstandsetzung (siehe dazu auch Infokasten), was sowohl öffentlichen als auch privaten Auftraggebern eindeutige Qualitätsstandards zusichert und diese so vor unliebsamen Überraschungen schützt.
Auswirkungen komplexer Motorentechnik
Neben klassischen Ventil-, Zylinderkopf-, Lager- und Kurbelwellenschäden und diversen anderen verschlissenen Motorinnereien haben es die Landshuter immer wieder auch mit den negativen Auswirkungen moderner, mängelbehafteter ‚Nebensysteme‘ wie der Hochdruck-Dieseleinspritzung zu tun. „In einem solchen Fall reicht es nicht, nur die defekten Motorenkomponenten, etwa den durchgebrannten Kolben zu ersetzen oder die Fressspuren an der Zylinderwand zu beseitigen“, weiß Günther Robl, der bei Motoren Ganslmeier unter anderem für den Ein- und Verkauf verantwortlich ist.
Insbesondere bei ausgebauten oder gar vom Fahrzeugbesitzer teilzerlegten Motoren sei eine umfassende, aussagefähige und professionelle Fehlersuche dann kaum möglich, bemängelt Johannes Ganslmeier. Um spätere Folgeschäden oder einen erneuten Motordefekt aufgrund derselben Ursache, beispielsweise einem defekten, nicht mehr korrekt abspritzenden Common-Rail-Injektor, zu vermeiden, sei dies jedoch essenziell. Allerdings könne man dem Motorenbesitzer aus der Erfahrung heraus anhand des Schadensbildes häufig entsprechende Hinweise an die Hand geben, sodass dieser gegebenenfalls weitere Maßnahmen veranlassen kann.
Hüter der Qualität
Anerkannte Gütesiegel geben dem Verbraucher eine gewisse Sicherheit, was die Qualität von Leistungen und Produkten anbelangt. Das gilt auch für die Motoreninstandsetzung, denn dort verspricht das RAL-Gütezeichen Motoreninstandsetzung ‚RAL-GZ 797‘ der Gütegemeinschaft der Motoreninstandsetzungsbetriebe e.V. (GMI) (www.gmi-ev.de) genau definierte Standards. Derzeit dürfen 19 Motorenspezialisten dieses Gütezeichen führen.
Die in der 1977 gegründeten GMI zusammengeschlossenen Betriebe erfüllen mit den RAL-Güte- und Prüfbestimmungen einen umfangreichen Katalog genau definierter Qualitätskriterien, die deutlich über branchenüblichen Mindeststandards liegen. Sie verpflichten sich unter anderem dazu, ihre Qualität permanent selbst zu überwachen und zu dokumentieren. Zusätzlich kontrollieren regelmäßig neutrale Prüfer unangemeldet, ob die Standards eingehalten werden.
Die gemeinsam mit dem RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e.V. entwickelten Güte- und Prüfbestimmungen machen die Leistungen von GMI-Mitgliedsbetrieben transparent und nachvollziehbar, denn jeder Arbeitsschritt ist genau definiert. Die Vorgaben beschreiben, welche Arbeitsschritte mit einer Leistung verbunden sind und welche Arbeiten dabei an dem Motor vorzunehmen sind. Zudem soll das RAL-Gütezeichen Auftraggebern die Sicherheit geben, dass bei GMI-Mitgliedern die technische Ausstattung und der Ausbildungsstand der Mitarbeiter stets den aktuellen Stand der Motoren-, Bearbeitungs- und Umwelttechnik gerecht werden.
Doch auch als ‚Retter in der Not‘ für andere Kfz-Fachleute müssen die Landshuter Motorenfachleute bisweilen herhalten. Etwa, wenn nach dem mehrmaligen Tausch der Mehr-Lagen-Stahl-Zylinderkopfdichtung das ursprüngliche Undichtigkeitsproblem immer noch nicht beseitigt ist. So etwas kann nach den Erfahrungen der Fachleute daran liegen, dass die Einbauwerkstatt die Qualitätsanforderungen an die Oberflächengüte der Dichtflächen an Kopf und Block nicht beachtet oder unterschätzt hat – „was Metalldichtungen fast immer übel nehmen“. Dabei gelte es laut Ganslmeier insbesondere auf Bauteilunebenheiten und -verzüge, Eingrabungen, Welligkeiten (Parallelitätsabweichungen) und die Rauigkeit zu achten. Letztere lässt sich nur mit einem speziellen Messgerät bestimmen. Um solche Probleme gar nicht erst aufkommen zu lassen, empfiehlt Ganslmeier, die Dichtflächen in jedem Fall nach Herstellervorschrift auf der Schleifmaschine zu bearbeiten.
Spezielle Lösungen
Selbst für scheinbar aussichtslose Fälle haben die niederbayrischen Motorenprofis spezielle Lösungen parat, etwa wenn bei Stirnrad-getriebenen Motoren die Dichtfläche am Zylinderkopf und/oder dem Motorblock nachbearbeitet und dabei vergleichsweise viel Material abgetragen werden musste. In einem solchen Fall lässt sich das abgenommene Material durch eine spezielle, entsprechend dickere Reparaturstufen-Zylinderkopfdichtung ausgleichen. Mit der Standarddichtung würden die Zahnflanken der Stirnräder zu stark ineinandergreifen, was zu einem schnellen Verschleiß und Schäden führen würde. Zudem müssten auch alle anderen Motorenteile, die von dieser Änderungsmaßnahme betroffen sind, etwa der Überstand der Einspritzdüse, geprüft und kontrolliert werden.
Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 2/19 der Krafthand-Truck.