Moderne Trailer-Bremssysteme (EBS) werden durch eine intelligente Software gesteuert. Bild: Georg Blenk
Neue Regelung ECE-R156 - Software-Updates

Softwarebasierte Bremsensteuerung bei Trailern

Elektronische Bremssysteme für Lkw-Anhänger bestehen aus zahlreichen Komponenten, die in einem System mit einer softwarebasierten Steuerung zusammenarbeiten. Vor kurzem haben die Vereinten Nationen die Regelung ECE-R156 eingeführt. Die neue, mit der Verordnung (EU) 2018/858 abgestimmte Regelung, schreibt die Einführung eines Software-Aktualisierungsmanagement-Systems (SUMS) für Fahrzeuge der Klasse O (Anhänger für Kraftfahrzeuge) vor.

Basiskomponenten und EBS

Die Basiskomponenten eines jeden Bremssystems sind der Bremssattel, der Bremsbelag und die Bremsscheibe. Hinzu kommt der Bremszylinder, der die Kraft auf die Bremsbeläge überträgt. Die Verbindung des Systems mit der Zugmaschine ist für den koordinierten Bremsvorgang von entscheidender Bedeutung. Das System verfügt über zwei Kupplungsköpfe: einen für die Energiezufuhr und einen für die Steuerung. Ein Anhänger-Steuerventil seitens des Lkw liefert das Steuersignal und sorgt für die Energieversorgung des Anhängers. „Das Herzstück eines modernen Anhänger-Bremssystems ist das elektronische Bremssystem. Es versorgt im Wesentlichen die Aktuatoren mit Luft“, erklärt Alexander Kraus, Produktmanager für elektronische Bremssysteme bei Haldex. Klassische Anhänger-Bremssysteme mit ABS bestehen aus Kupplungsköpfen, einem Anhängerbremsventil und einem automatischen Bremskraftregler. Er misst die Last des Lkw und passt die Bremskraft entsprechend an. Beim EBS (elektronisches Bremssystem) hingegen, ist die Bremskraftreglung im elektronischen Steuergerät integriert. Es handelt sich um ein Brake-by-Wire-System, das heißt, das Bremssignal wird nicht pneumatisch, sondern über ein elektrisches Bremspedal erzeugt.

Die EB+ 4.0-Plattform

Mit seiner neuen, modularen Plattform EB+ 4.0 vereinfacht Haldex die Auslegung und Installation des elektronischen Bremssystems EBS für die Anhängerhersteller. Bild: Haldex

Mit seiner neuen, modularen Plattform EB+ 4.0 vereinfacht Haldex die Auslegung und Installation des elektronischen Bremssystems EBS für die Anhängerhersteller. Diese besteht aus mehreren Modulen, die den Einsatz verschiedener ABS- und EBS-Varianten in 12- sowie 24-Volt-Systemen ermöglichen. Kraus spricht von einer ‚zukunftssicheren‘ Plattform, da durch den modularen Aufbau ein ABS leicht auf ein EBS aufgerüstet werden kann, da Rohre,
Verkabelung und Montagepositionen gleich sind. Die EB+ 4.0-Plattform besteht aus drei Hauptkomponenten: ECU, Magnetventile und Druckmodulatoren. Diese Module sind mit einem Verteilungsblock verbunden. Für erweiterte Funktionen, einschließlich EBS, können weitere Module wie zum Beispiel ein Überströmventil, ein pneumatisches Zusatzmodul, ein Mobiliser oder ein Modul zur Steuerung der Federspeicherbremse hinzugefügt werden.

Bremssoftware+Updates

Für das EBS gibt es eine Standardsoftware, zu der weitere Anwendungsebenen für die Steuerung von Zusatzgeräten und die Verbindung mit anderen Elementen wie Reifendruckkontrollsystemen (TPMS) hinzugefügt werden können.
Die Software wird nicht nur zur Bereitstellung neuer Funktionen weiterentwickelt und upgedated, sondern auch um neue Regelungen zur Verbesserung der Fahrzeugsicherheit zu erfüllen. Die neue R156-Regelung schreibt nun unter anderem vor, dass alle Software-Updates mit Auswirkung auf die Typgenehmigung aufgezeichnet und abgesichert werden müssen. Dazu gehören beispielsweise Aktualisierungen der ECU-Software, Einstellungen des Bremsdrucks und Änderungen der FIN-Nummer. Diese Maßnahme soll unbefugte Änderungen verhindern, die die Sicherheit des Fahrzeugs oder die Einhaltung bestimmter Vorschriften in Frage stellen könnten. Haldex hat ein SUMS-Portal (SUMS=Software-Update-Managementsystem) entwickelt, das den Herstellern entsprechend den Anforderungen der ECE-R156 die nötige Kontrolle und den erforderlichen Nachweis über die an ihren Anhängern vorgenommenen Software-Updates ermöglicht.

Hard- und Software-Erweiterungen

Darüber hinaus bietet Haldex eine Reihe zusätzlicher Produkte, die über Hard- und Softwareerweiterungen in seine Bremssysteme integriert werden können. Dazu gehören das Soft-Docking für die automatisierte Unterstützung beim Rückwärtsfahren mit Anhängern, TPMS 2.0 für die Reifendruckkontrolle in Echtzeit und das ‚InfoCentre‘, das dem Benutzer relevante Fahrzeuginformationen anzeigt. Weitere integrierbare Produkte sind der CAN-Hub für einen effizienten Datenaustausch zwischen den EBS-Systemen, TEM+ für die Not- und Feststellbremse, COLAS+ für die manuelle Höhenverstellung des Anhängers und ILAS-EP für die automatische Steuerung der Liftachse im Luftfederungssystem.

Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 1-2025 der Krafthand-Truck.