Professioneller Batterie-Service
Ist die Batterie leer oder defekt, bedeutet das teure Standzeiten für den Nutzfahrzeugbesitzer – und Stress für den Fahrer und die Werkstatt. Damit es gar nicht erst zu einem Ausfall kommt, sollte man den Stromspeicher regelmäßig fachgerecht pflegen und warten. Insbesondere im Vorfeld der bevorstehenden kalten Jahreszeit.
Batterien moderner Nutzfahrzeuge müssen angesichts der ‚galoppierenden Elektronifizierung‘ der Fahrzeugsysteme und abhängig von den Einsatzbedingungen das gesamte Jahr über Höchstleistungen erbringen – was sich bei niedrigen Temperaturen drastisch verschärft. Dass dies nicht immer gelingt, zeigt die jährliche Pannenstatistik des ADAC Truckservice, wo marode Batterien und allgemeine elektrische Defekte regelmäßig auf den vordersten Plätzen zu finden sind.
Gründe, warum Batterien ihren Dienst versagen, gibt es viele. Ein Grund, warum die ‚Gelben Engel‘ ausrücken müssen, sind eisige Temperaturen. Sie beeinträchtigen die Startleistung selbst einer völlig intakten Batterie erheblich. Während diese bei einer optimalen Betriebstemperatur von 27 °C einhundert Prozent Leistung bringt, sinkt diese bei 0 °C auf rund 65 Prozent. Der kalte Motor indes verlangt aber rund 55 Prozent mehr Startleistung, um mit zähem Schmierstoff in der Ölwanne zuverlässig anspringen zu können. Sinken die Temperaturen noch weiter, erhöht sich dieser zwangsläufig, während die Batterieleistung noch weiter abnimmt. Schon aus diesem Grund ist es wichtig, dem Stromspeicher regelmäßig einen prüfenden Blick und eine pflegende Hand zu widmen.
Regelmäßiger Batterie-Service notwendig
Damit die Batterie lange und zuverlässig funktioniert, empfehlen die Fachleute des Stuttgarter Nutzfahrzeugteilegroßhändlers Winkler, sie regelmäßig zu überprüfen und diese – abhängig von ihrer Bauart – zu warten. Denn zum einen gibt es die völlig wartungsfreie Batterie immer noch nicht, auch wenn der Deckel hermetisch verschlossen ist. Und zum anderen sollte sich ein professioneller Batterieservice immer auch auf die Peripherie des Stromspeichers erstrecken und ein regelmäßiges Nachladen mit einem für den betreffenden Batterietyp geeigneten Ladegerät beinhalten. Die Fachleute von Winkler empfehlen, die Batterien möglichst zwei Mal jährlich prophylaktisch vollständig aufzuladen und ihre Startleistung zu prüfen, um im Winter keinen Ausfall zu riskieren.
Schädliche Tiefentladung
Eine der häufigsten Ausfallursachen bei Starterbatterien ist die Tiefentladung durch Mangelladung. Das heißt, dass dem Akku über die Zeit mehr elektrische Energie entnommen, als über den Generator (oder ein externes Ladegerät) wieder ‚nachgefüllt‘ wird – was häufig bei extremem Kurzstreckenbetrieb, insbesondere in Verbindung mit Verteilerverkehr und Heckhubbühne, zu beobachten ist. „Eine vollständig geladene Batterie hat eine Spannung von 12,7 Volt. Alles darüber ist Oberflächenladung. Sinkt die Spannung auf 12,4 Volt und darunter, kann es zu einer schädlichen Sulfatierung in den Zellen kommen“, wissen die Fachleute von Winkler. Dauere dieser Zustand über längere Zeit an, kommt es zu einer schädlichen Sulfatierung in den Zellen, was die Leistungsfähigkeit herabsetzt
und das Batterieleben beträchtlich verkürze. Ein Batterie-Ersatz nach weniger als einem Jahr Betriebszeit ist dann nicht ungewöhnlich. Darüber hinaus fällt die Zerstörung durch Tiefentladung üblicherweise nicht unter Garantie oder Gewährleistung, da sie kein Mangel der Batterie selbst ist.
Eine Batterie, die tiefentladen ist, kann überdies im Winter einfrieren. Das passiert, weil sich die im Elektrolyten enthaltenen Schwefel-Ionen (H2SO4) vom Blei absetzen, sodass destilliertes Wasser übrig bleibt, welches bei Temperaturen unter 0 °C und abhängig vom Ladezustand der Batterie gefriert. Eine eingefrorene Batterie erkennt man unter anderem daran, dass selbst kleine Stromverbraucher nicht mehr funktionieren, etwa die Zentralverriegelung oder die Innenraumbeleuchtung beim Öffnen der Fahrertüre. „Aber Achtung: Bei einer eingefrorenen Batterie darf man keine Starthilfe geben!“, warnen die Batteriefachleute des Stuttgarter Teilehändlers. In diesem Fall ist die Batterie auszubauen, um diese mit entfernten Verschlussdeckeln (soweit überhaupt noch vorhanden) bei Raumtemperatur aufzutauen. Anschließend lässt sich die Batterie laden, idealerweise mit einem modernen, computergesteuerten Ladegerät, das eine spezielle Ladekennlinie für tiefentladene Stromspeicher und eine ‚Refresh‘- Funktion besitzt, um eine beginnende Sulfatierung soweit bestmöglich rückgängig zu machen.
Damit es erst gar nicht so weit kommt, empfehlen die Stuttgarter einen so genannten Spannungswächter, der Alarm schlägt, sobald die Batterie zu stark beansprucht wird und ihre Leistung unter ein kritisches Niveau zu sinken droht. So wird sichergestellt, dass sie immer genug Energie hat, um das Fahrzeug zuverlässig zu starten. Solche Spannungswächter lassen sich üblicherweise universell einsetzen und auch nachträglich einfach installieren.
Richtig paaren
In einem 24-Volt-Bordnetz arbeiten paarweise zusammengeschaltete 12-Volt-Batterien. Um den Anforderungen bezüglich Lebensdauer und Leistung gerecht zu werden, sollte deren Ladezustand möglichst ausgeglichen sein. Ist dieser stark unterschiedlich, kann eine Batterie überladen werden, während die andere nur ungenügend aufgeladen ist – was über die Zeit zu einem frühzeitigen (und unnötigen) Ausfall beider Batterien führt.
Bei der ‚Pärchenbildung‘ gib es laut den Fachleuten von Winkler einige wichtige Punkte zu beachten:
- Nur Batterien mit jeweils mehr als 85 Prozent Ladung zu einem Paar kombinieren.
- Bei einer Differenz der beiden Ladungswerte von mehr als 25 Prozent ist die schwächere Batterie zu ersetzen.
- Batterien mit einer Ladung von 50 Prozent und weniger sollten vor Beginn der kalten Jahreszeit grundsätzlich prophylaktisch ersetzt werden.
Darüber hinaus kann ein so genannter ‚Equalizer‘, zu deutsch: Ausgleichelement, dabei helfen, die Lebensdauer eines Batterie-Pärchens zu verlängern. Das laut Winkler schnell und einfach einzubauende Tool ermittelt die Gesamtspannung des Batteriepacks, berechnet den Mittelwert und gleicht bei der schwächer geladenen Batterie die Ladespannung an, sodass diese ihr Defizit ‚aufholen‘ kann. Der Equalizer vermeidet so ein schädliches Unter- beziehungsweise Überladen, was die Lebensdauer des Pärchens verlängert und eine optimale Startleistung gewährleistet.
KRAFTHAND-Truck-Praxistipps für den Batterieservice
- Die Ruhespannung einer voll geladenen Batterie beträgt 12,7 V.
- Spätestens bei einer Ruhespannung von 12,4 V (Säuredichte 1,22 kg/l) nachladen.
- Oberfläche der Batterie stets sauber und trocken halten – andernfalls können Kriechströme entstehen und die Batterie zusätzlich entladen.
- Kabelanschlüsse regelmäßig auf Verschmutzungen und festen Sitz prüfen, gegebenenfalls nachziehen. Oxidationsspuren beseitigen und Batteriepole sowie -klemmen reinigen und mit speziellem Polfett schützen.
- Auch ‚wartungsfreie‘ Starterbatterien benötigen Pflege und Service! Die Selbstentladung der Batterie, Fahrzeugruheströme sowie eine negative Ladebilanz (Mangelladung) können zur Entladung und zum Startversagen der Batterie führen.
- Regelmäßig den Flüssigkeitsstand überprüfen und gegebenenfalls mit destilliertem Wasser bis zum Maximum der Anzeige nachfüllen.
- Externes Nachladen der Batterie mindestens zweimal im Jahr beugt der Mangelladung vor.
- Beim Batterie-Ersatz auf leistungsoptimierte, speziell auf Lkw und Omnibusse abgestimmte Kombination von Kapazität und Kaltstartleistung achten.
Quelle: Winkler
Batterieersatz und Upgrade
Für Fahrzeuge mit extrem hohem Energiebedarf, etwa Omnibusse und Lkw im Fernverkehr mit Hotelfunktion, gibt es überdies spezielle Starterbatterien. Ihr spezieller Aufbau ermöglicht eine noch höhere Kaltstartleistung und Zyklenfestigkeit. Deshalb gilt es, beim Batterieersatz immer den gleichen Typ wie in der Ursprungsausstattung zu verbauen, also eine AGM- durch eine AGM-Batterie und eine EFB- durch eine EFB-Batterie zu ersetzen. EFB-Batterien beispielsweise eignen sich besonders bei hohen zyklischen und mechanischen Beanspruchungen, also wenn im Fernverkehr häufig die Hotelfunktion genutzt wird oder die Batterie schwingungsgefährdet im Heck des Lkw sitzt. AGM-Typen weisen ähnliche Eigenschaften auf, kommen aber vorwiegend in Fahrzeugen mit Start-Stopp-System und Bremsenergie-Rückgewinnung (Rekuperation) zum Einsatz. Konventionelle Nassbatterien lassen sich allerdings immer ‚upgraden‘ und durch eine deutlich zyklenfestere AGM- oder EFB-Variante ersetzen, so die Batteriefachleute von Winkler.
‚Batteriefalle‘ Werkstattaufenthalt
Doch Batterien ‚sterben‘ nicht nur an kalten Wintertagen. Hin und wieder versagen sie just in dem Moment ihren Dienst, wenn sich das Fahrzeug zu Wartungs-, Reparatur- oder Diagnosearbeiten in der Werkstatt befindet. Doch daran ist nicht die Werkstatt schuld. Nähert sich die Batterie zu diesem Zeitpunkt bereits ihrem natürlichen Lebensende, ist sie eventuell bereits vorgeschädigt oder leidet sie an ‚Unterladung‘, so können diese Zeiten, in denen beispielsweise das Radio läuft oder ein Diagnosegerä t angeschlossen ist und der Motor nicht läuft, einen ‚plötzlichen Batterie-Tod‘ verursachen. Oder das Fahrzeug verlässt die Werkstatt mit einer nur noch gering geladenen Batterie – und wird diese während des anschließenden alltäglichen Betriebs nicht ausreichend aufgeladen – steigt ebenfalls die Ausfallwahrscheinlichkeit.
Deshalb empfehlen die Batteriespezialisten von Winkler, die Batterien bei jedem Werkstattaufenthalt mit einem geeigneten Schnelltester zu prüfen, um einen kritischen Zustand des Stromspeichers festzustellen, und dann prophylaktisch nachzuladen, damit es erst gar nicht zu unangenehmen (und unnötigen) Reklamationen und Ausfällen kommt. Darüber hinaus ist ein solcher, innerhalb kürzester Zeit erledigter Batterieservice ein gutes Kundenbindungsinstrument, das auf einfache Weise auch dabei helfen kann, den Batterieumsatz anzukurbeln.
Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 3/19 der Krafthand-Truck.