Die Lkw-Werkstatt der Dietrich GmbH in Wenden ist nach dem Großbrand komplett neu erstellt und mit modernster Technik ausgestattet worden. Bild: Borgers GmbH
Der Neubau eines hochmodernen Nfz-Betriebs

„Ohne Spezialisten kommt man nicht weit.“

Ein Großbrand zerstörte im November 2021 große Teile des Betriebsgeländes der Dietrich GmbH in Wenden, einem Ford-Trucks-Händler und Servicepartner für Volvo- und Renault-Lkw. Eine Pkw-Werkstatt, eine Tankstelle sowie eine große Lkw-Mietflotte gehörten ebenso zum Service-Angebot. Der Brand war ein massiver Einschnitt in der Unternehmensgeschichte, die Lkw-Werkstatt war komplett zerstört, das Verwaltungsgebäude stark beschädigt. Trotz der schwierigen Umstände entschied sich die Geschäftsleitung der Firma Dietrich rasch für einen kompletten Neubau. Mit dem Generalunternehmer Borgers entstand ein hochmodernes Nutzfahrzeugzentrum. Heute beschäftigt die Dietrich GmbH rund um die beiden Geschäftsführer Uwe Dietrich und Marc Nedecky 65 Mitarbeiter, davon vier Azubis.

Übergangsphase

Ein Großbrand zerstörte 2021 die Lkw-Werkstatt, das Verwaltungsgebäude wurde stark beschädigt. Bild: Dietrich GmbH

„Es war für uns alle ein Schock, aber schon am Brandtag stand für uns fest, dass wir den Betrieb aufrechterhalten wollen“, so Dietrich. So wurde der Pkw-Bereich aus der vom Feuer verschont gebliebenen, noch stehenden zweiten Halle, in die Werkstatt eines befreundeten Unternehmers ausgelagert, der noch Hebebühnen frei hatte. „In der einstigen Pkw-Halle behalfen wir uns dann mit Radgreifer-Anlagen, da ja keine Gruben vorhanden waren und konnten so den Lkw-Service, wenn auch mit Einschränkungen aufrechterhalten“, so Dietrich, „auch dank der Hilfe vieler Werkstattkollegen, die uns mit Equipment wie Testgeräten aushalfen“.

„In der Pkw-Halle konnten wir den Lkw-Service vorübergehend aufrechterhalten.“

Revitalisierung und Neubau

Thomas Müggenborg (l.), Leiter Projektentwicklung und Vertrieb bei der Borgers GmbH, mit Uwe Dietrich, Geschäftsführer der Dietrich GmbH, bei der Schlüsselübergabe. Bild: Borgers GmbH

Der Neubau fand also nicht auf der ‚grünen Wiese‘ statt. Es musste am alten Standort in Wenden ein Revitalisierungs-Konzept her. „Für so ein Vorhaben benötigt man einen starken Partner. Wenn man das alleine angeht, hat man keine Chance. Zudem standen wir unter Zeitdruck, das Geschäft musste ja irgendwann wieder weiterlaufen. Mit der Borgers GmbH stand uns von Anfang an ein kompetenter Partner zur Seite“, so Uwe Dietrich. Der Spezialist für Industriebauten und Generalunternehmer Borgers mit Sitz in Stadtlohn (Kreis Borken, Nordrhein-Westfalen), war für die komplette Planung und die Ausführung der Revitalisierungs- und Neubauarbeiten verantwortlich.

Mit dem Neubau der Lkw-Werkstatt wurde bereits im Mai 2022 begonnen. Die Werkstatt konnte im März 2023 eröffnet werden. Obwohl sie nach KfW 55-Standard gebaut wurde, gab es laut Dietrich keine Fördermittel, sie wurden im Januar 2021 gekappt. Die Arbeiten am Verwaltungsgebäude begannen gleich nach der Fertigstellung der Lkw-Werkstatt. Das Gebäude wurde bis auf den Rohbau entkernt und anschließend mit modernster Haustechnik nach KfW 70 EE-Standard wiederaufgebaut. Hier kam rund ein Viertel der Kosten über die KfW-Förderung zurück. Die Gesamtinvestitionen beliefen sich laut Dietrich trotzdem auf rund 7,5 Millionen Euro.

Größenordnungen

Die Grundstückgröße für das Gesamtprojekt des Nutzfahrzeugzentrums der Dietrichs GmbH in Wenden beläuft sich auf rund 17.000 qm. Die Lkw-Werkstatt inklusive Lager, Verwaltung und Technik hat eine Fläche von rund 1.500 m². Die Werkstatt selbst verfügt über drei Servicegruben (27m lang, 1,10 m breit), die Fläche für die Lkw-Übergabe misst 135 m², der Verkaufsraum hat eine Fläche von 70 m². Hinzu kommt die Geschossfläche der Verwaltung, die 375 m² groß ist.

Rasches Genehmigungsverfahren

Uwe Dietrich betont die schnelle Taktung der Schritte bis zum Baubeginn. „Innerhalb von drei Monaten nach dem Brand wurde ein fertiger Plan eingereicht, der Bauantrag gestellt und innerhalb sechs Wochen nach Einreichung der Bauunterlagen war die Baugenehmigung erteilt“, schildert Dietrich. Dabei ging es auch um die Genehmigung eines Trafos mit 1.600 KW für die Ladestationen, die Vergrößerung der Tankstelle auf die doppelte Kapazität und die Errichtung der Ladesäulen. „Das musste alles konzeptionell fertig sein“, so Dietrich.

Serviceplätze für 20 Zugmaschinen

War der Anlass auch eine Katastrophe, so nutzte Dietrich die Gelegenheit, einen hochmodernen und zukunftsorientierten Betrieb zu errichten, in dem der Unternehmer seine eigenen Vorstellungen umsetzen konnte. Dabei ging es ihm nicht nur um die neue Werkstatt, vielmehr hatte Dietrich eine Gesamtidee, die Werkstatt, Verkauf, Verwaltung, TÜV, Ladekonzept und vieles mehr enthielt. So wurden in der Werkstatt für eine bessere Beweglichkeit der Mitarbeiter überbreite Gruben verbaut, in denen die fahrbaren Grubenheber auf Schienen laufen. Die Gruben werden über festverrohrte Frischölleitungen mit Zählern versorgt, auch das Altöl wird direkt abgeführt. Zusätzlich sind alle Gruben, wie die ganze Werkstatt, mit einer Fußbodenheizung versehen. „Das spart Energie und die Mitarbeiter fühlen sich wohler“, so Dietrich. Gleichzeitig dienen die Gruben in Zukunft als Rückhaltesystem für Löschwasser und sind dazu untereinander mit 300 Millimeter dicken Rohren verbunden, damit sie gleichmäßig volllaufen können. Der Bremsenprüfstand weist ebenfalls Überbreite auf, um auch Sonderfahrzeuge wie Autokrane prüfen zu können. Ein Deckenkran, zentrale Versorgungseinheiten für Flüssigkeiten aller Art, die strategische Positionierung des Kompressors, moderne LED-Lichttechnik mit Dachlichtband, eine Photovoltaikanlage und die damit betriebene Wärmepumpe sind weitere Details. So können zeitgleich rund 20 Zugmaschinen, verteilt auf drei Gruben und den Standplätzen mit Radgreifer-Anlagen repariert werden. „Die Durchlaufzeiten verkürzen sich in der neuen Werkstatt erheblich. Allerdings merken wir das nicht, weil ungleich mehr Aufträge reinkommen. Dann kommt natürlich noch das Neuwagen-Geschäft dazu, das ja mit Umbau und Umrüstarbeiten verbunden ist“, erklärt Dietrich.

„Das spart Energie und die Mitarbeiter fühlen sich wohler.“

Papierlose Werkstatt

Neben individuellen Anpassungen betreffen die Umbauarbeiten vor allem das von Dietrich entwickelte ‚Living‘-Konzept, bei dem die Fahrerkabine ähnlich wie im Wohnmobil umgebaut wird. Weiteres Highlight ist laut Dietrich der Aufbau der papierlosen Werkstatt. „In Zukunft loggt sich unsere Annahme automatisch auf einen Lkw ein, sobald er auf das Gelände kommt. Dann wird über WLAN der Fehlerspeicher ausgelesen und die Daten auf das Tablet des Monteurs übermittelt. Auch Auftragserweiterungen lassen sich so einfach durchführen und dokumentieren“, erklärt Dietrich. Das System befindet sich derzeit aber noch im Aufbau.

Quarantäne-Platz für E-Fahrzeuge

Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal wird der Quarantäne-Platz für havarierte E-Fahrzeuge sein. „Das Thema wird, auch durch unseren Abschleppdienst, immer wichtiger. Bei rund 2.000 Einsätzen im Monat kommen immer häufiger auch E-Fahrzeuge zu uns“, so Dietrich. Der Quarantäne-Platz ist zurzeit die einzige auch baurechtlich genehmigte Abstellfläche im weiteren Umkreis. „Mit fünf 3S-geschulten Mechanikern können wir zudem mit unserer E-Kompetenz punkten“, erläutert Dietrich. Da das Unternehmen auch neue und gebrauchte Nutzfahrzeuge der Marken Ford Trucks, Volvo Trucks, Renault Trucks verkauft, wurde neben dem Verwaltungsgebäude auch ein Verkaufs-Showroom für die Fahrzeugauslieferungen errichtet.

Fazit

„Ein Projekt in dieser Größe mit all den Besonderheiten ist ohne einen auf Truckcenter spezialisierten Generalunternehmer und Bauleitung nicht möglich. Es bleiben noch genug Entscheidungen am Bauherren hängen, die er zu bewältigen hat. Was man im Übrigen selten gewohnt ist: Borgers hat sich exakt an die veranschlagte Bausumme gehalten“, fasst Uwe Dietrich zusammen.

Die Grundstückgröße für das Gesamtprojekt des Nutzfahrzeugzentrums der Dietrich GmbH in Wenden beläuft sich auf rund 17.000 m². Die Lkw-Werkstatt inklusive Lager, Verwaltung und Technik hat eine Fläche von rund 1.500 m². Die Werkstatt selbst verfügt über drei Servicegruben (27 m lang, 1,10 m breit), die Fläche für die Lkw-Übergabe misst 135 m², der Verkaufsraum hat eine Fläche von 70 m². Hinzu kommt die Geschossfläche der Verwaltung, die 375 m² groß ist.

Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 3-2024 der Krafthand-Truck.