„Nfz-Werkstätten müssen sich auf die Transformation vorbereiten“
Das Familienunternehmen KRONE gehört zu den größten Trailer-Herstellern weltweit. Das Portfolio reicht von Planen-, Pritschensattel-, Kühl- und Trockensattel-Aufliegern, über Container-Chassis und Wechselsysteme, bis hin zu Lang-Lkw, E-Trailer und Achsen. Auch der Aftermarket und das Servicegeschäft gewann immer mehr an Bedeutung. KRONE eröffnete beispielsweise 2017 das 8.500 m2 große Ersatzteildistributions-Zentrum in Herzlake. Im Jahr 2020 führte man die eigenen Ersatzteilmarke ‚KRONE-Trusted‘ ein. Im Frühjahr 2024 folgte mit ‚KRONE-Truckparts‘ die Erweiterung des Angebots um Lkw-Teile. Wir haben mit Ralf Faust, Geschäftsführer Service und Ersatzteile bei KRONE, über die Entwicklung des Nfz-Aftermarkets, den Teilemarkt, das Serviceportfolio und über Persönliches gesprochen.
Sehr geehrter Herr Faust, sie gehören seit 2012 der Geschäftsführung der Fahrzeugwerke Bernhard KRONE an und sind für den Trailer-Service und das Ersatzteilgeschäft verantwortlich. Wie hat sich in den letzten 12 Jahren der Nfz-Aftermarket verändert?
Grundsätzlich kann man feststellen, dass für alle Marktteilnehmer der Stellenwert was den Service angeht deutlich gestiegen ist. Für unsere Kunden ist planbare Mobilität enorm wichtig und nicht geplante Werkstattaufenthalte sind deutlich kostenintensiver geworden. Auch für KRONE hat sich der Servicebereich zu einem wichtigen Standbein entwickelt. Wir verfolgen einen 360°-Ansatz und möchten unsere Kunden optimal betreuen.
Wie viele Mitarbeiter(innen) beschäftigt KRONE heute im Bereich Aftermarket/Service?
Im Servicebereich der KRONE Gruppe beschäftigen wir aktuell rund 150 Mitarbeiter(innen). Dazu kommen noch rund 100 Kolleginnen und Kollegen aus den Tochterunternehmern im In- und Ausland.
Bei Trailern spricht man gleichsam von ‚gezogener‘ Einheit. Wie nehmen Sie im Berufsalltag ihre Mitarbeiter(innen) mit und wie würden Sie dabei ihren Führungsstil beschreiben?
Wir leben einen integrativen Führungsstil. Das heißt, dass wir alle Mitarbeiter im Servicebereich auf Basis flacher Hierarchien im Alltag führen. Wir verfügen über klare Prozessstrukturen und verabschieden diese in Steuer- und Lenkungskreisen mit allen Beteiligten. Im Blick haben wir dabei immer die hohen Erwartungen und die Anforderungen unserer Kunden.
Zur Person
Ralf Faust (60) ist gelernter Industriekaufmann. Sein beruflicher Einstieg erfolgte bei Schmitz Cargobull im Jahre 1980. Ab 1989 war Faust für renommierte Vermieter (CTR/TIP/TVG) tätig und im Nachgang 15 Jahre bei EURO-Leasing (einer Tochter der MAN Truck & Bus SE) beschäftigt. Dort fungierte Ralf Faust zuerst als Prokurist und Leiter des Vermietbereichs, später war er dort als Geschäftsführer tätig. Seit April 2012 ist Faust bei KRONE Geschäftsführer für die Bereiche Kundendienst, Service und Telematik. Die Bereiche umfassen den Full-Service, die Ersatzteile, die Auslieferung sowie das Telematik-Segment.
Trailer-Hersteller konzentrierten sich früher auf die Entwicklung und Produktion von Rahmen und Aufbauten. Meist hat man sich auf gewisse Anwendungen spezialisiert. Bei KRONE ist das Produktportfolio heute extrem breit gefächert. Zudem ist die Fertigungstiefe gestiegen. Beispiele sind eigene Achsen, Nfz-Reifen oder RDKS-Systeme. Damit sind auch die Anforderungen an den Service und die Teileversorgung gewachsen?
Wir bei KRONE verstehen uns als ganzheitlicher Anbieter von Transportlösungen. Wir denken über das Produkt hinaus und bauen sowohl die Digitalisierung als auch den Service immer weiter aus. Mit der Erweiterung unseres Produktportfolios steigt natürlich auch die Anforderung an den Service. Diese Themen gehen bei uns Hand in Hand, wie auch unser Messestand auf der IAA-Transportation zeigen wird. So haben wir beispielsweise unseren Ersatzteilhandel auf Verschleißteile für Zugmaschinen erweitert, um unseren Kunden entgegenzukommen und den Alltag einfacher zu gestalten.
Wir haben den Ersatzteilhandel auf Verschleißteile für Zugmaschinen erweitert, um unseren Kunden entgegenzukommen.
Ein weiteres Beispiel ist die Erweiterung unseres Online-Shops um Trailer-Reifen. Zu den bestellbaren Pneus gehören neben dem KRONE Trusted-Tyre-Programm auch Fabrikate aller Premiumhersteller, fast alle Second-Brands sowie eine große Auswahl an Budget- und Low-Budget Reifen.
Die Anforderungen im Service wachsen aber nicht allein aufgrund der Produktentwicklungen, vielmehr auch wegen den dynamischen Veränderungen im Markt. So verändern sich auch die Bedürfnisse von Werkstattleitern und Fuhrparkmanagern. Wir arbeiten hier eng mit unseren Kunden zusammen, um diese Bedürfnisse zu erfüllen.
Seit Frühjahr 2024 bietet KRONE unter der Marke ‚KRONE-Trusted‘ auch Lkw-Teile (KRONE-Truckparts) an. Möchte KRONE zum Vollsortimenter, was Nfz-Teile angeht werden?
Im ersten Schritt haben wir unser KRONE Ersatzteilprogramm um die Lkw-Teile erweitert, die unsere Kunden bereits oft bei Bestellungen anderer Trailerteile angefragt haben. Hierbei handelt es sich um die gängigen Verschleißteile der Zugmaschinen. So haben die Werkstätten gleich die Möglichkeit einzelne Ersatzteile direkt bei uns mit zu bestellen. Für unsere Kunden bedeutet dies vor allem eins: Zeitersparnis. Inwiefern wir das Lkw-Sortiment aufstocken werden, können wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.
Inwiefern wir das Lkw-Teile-Sortiment weiter aufstocken, können wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.
Der 360°-Trailer-Service beinhaltet zahlreiche Anwendungen und Dienstleistungen. Quasi alles aus einer Hand?
Richtig. Wir sehen uns als ganzheitlicher Anbieter von Nutzfahrzeuglösungen. Dazu gehört neben der eigentlichen Fahrzeugproduktion, die Produktberatung, die Telematik und der Ersatzteilservice. Der Rückkauf ist ebenfalls Teil der Wertschöpfungskette. Zu unserem 360°-Full-Service gehören auch der Ersatzeil-, Reifen und Mobilitätsservice sowie umfangreiche Garantien. Quasi ein Rundum-Sorglos-Paket, auch für Besitzer von Fremdfabrikaten im Trailer und Fahrwerks-Bereich.
Wie wird man als freie Nfz-Werkstatt KRONE-Service-Partner und welche Vorteile hat es?
Um Teil unseres internationalen Werkstatt-Netzwerkes zu werden, ist die Registrierung beispielsweise über unsere Website möglich. Die Vorteile einer offiziellen Service-Partnerschaft sind beispielsweise die digitale Auftragsabwicklung, die einfache Ersatzteilbeschaffung oder der technische Support. Somit können sämtliche Fahrzeuge im Garantie-, Pannen oder Service-Fall optimal abgearbeitet werden. Dabei berücksichtigen wir auch Handlings-Margen und etwaige Aufwandserstattungen. Den Partnerwerkstätten eröffnen sich zudem Chancen neue Kunden zu generieren.
KRONE gab 2023 die Zusammenarbeit mit der TIP-Gruppe bekannt. Es geht um den Datentransfer von der KRONE-Telematik-Hardware zu TIP-Trailer-Telematics-Anwendungen. Was steckt genau dahinter?
Die digitale Transformation erfordert eine Datenstandardisierung, Systeminteroperabilität und offene Schnittstellen. Die Partnerschaft mit TIP ist Ausdruck unseres Engagements dahingehend. Die Telematik-Lösung von KRONE ermöglicht die Analyse von Trailerdaten in Echtzeit, was für das Angebot von Connected-Services von grundlegender Bedeutung ist. Die Standardisierung von Daten und die Interoperabilität von Systemen sind von zentraler Bedeutung, um die steigende Nachfrage nach Digitalisierung zu erfüllen. Die Partnerschaft von KRONE mit TIP garantiert diese Transparenz und den Komfort, indem sie den Zugriff auf alle benötigten Daten über das bevorzugte Telematik-Portal des Nutzers ermöglicht und den TIP-Kunden reibungslose Telematik-Services bietet.
Der Wettbewerbs- und Kostendruck bei den Speditionen ist hoch, gleichzeitig steigt auch die Produktkomplexität bei Trailern. Hinzu kommen neue Technologien wie der E-Trailer. Was kommt auf die Nfz-Betriebe zu, müssen sie sich breiter aufstellen?
Den Nfz-Werkstätten stehen einige Aufgaben bevor. Neben dem Fachkräftemangel gilt die Entwicklung hin zu alternativen Antrieben wie der Elektromobilität als besondere Herausforderungen. Durch technische Innovationen von Seiten der Hersteller ist eine deutliche Transformation des Aftermarkets zu erwarten. Zudem zieht die digitale Transformation einen zunehmende Vernetzungsgrad nach sich, mit völlig neuen Standards. Auch wir als KRONE-Service, bereiten uns darauf vor.
Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Über was haben Sie sich kürzlich am meisten geärgert, über was am meisten gefreut?
Als Führungskraft im Service sollte man sich am besten gar nicht ärgern, sondern sich den Herausforderungen stellen und nach kundenorientierten Lösungen suchen. Am meisten gefreut hat mich, dass wir mit unserem Kundenservice die Kundenbindung nachhaltig steigern konnten. Somit trifft die alte Weisheit zu: Das erste Geschäft macht der Vertrieb, der Service steigert beim Zweitkontakt die Kundenbindung. Dies Leben wir bei KRONE jeden Tag neu.
Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 3-2024 der Krafthand-Truck.