„Mit Zaudern ist man noch nie weit gekommen.“
Die Max Wild GmbH mit Hauptsitz im schwäbischen Berkheim ist ein familiengeführtes Traditionsunternehmen. Es wird in zweiter und dritter Generation von den Brüdern Roland, Elmar, Jochen, Christian und Markus Wild geführt. Aktuell beschäftigt der Spezialist für Abbrucharbeiten, Schwertransporte, Flächenrecycling, Tief- und Erdbau, Bohrtechnik sowie Rohrleitungsbau rund 650 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie 60 Azubis. Das Unternehmen hat über 440 Nutzfahrzeuge unterschiedlichster Art im Einsatz, alleine im Südwesten Deutschlands gibt es 17 Standorte. Im August 2020 eröffnete das Unternehmen einen neuen, hochmodernen Werkstattbetrieb. ‚DIE WERKSTATT‘ ist markenunabhängig und auf Pkw, Lkw, Tieflader, Baumaschinen und Spezialfahrzeuge spezialisiert. Dazu gehört auch eine Stahlbau-Abteilung. Zudem habe man die Elektromobilität im Blick. Neu ist ebenfalls eine hochmoderne Waschstraße, die nahezu ohne Frischwasser auskommt. Wir haben uns mit Daniel Wild, Geschäftsfeldleiter ‚DIE WERKSTATT‘ über die Herausforderungen die der Betrieb einer Mehrmarkenwerkstatt in dieser Größe mit sich bringt, unterhalten.
Sehr geehrter Herr Wild, sie tragen für den neuen Werkstattbetrieb die Verantwortung. Was gehört zu Ihren Aufgaben?
Als Geschäftsfeldleiter für die Werkstatt bin ich tatsächlich für alle Themen rund um unseren neuen Werkstattbetrieb verantwortlich. Das fängt bei der Leitung von 70 Mitarbeitern an und hört bei kleineren Reparaturen rund um die Werkstatt sowie am Gebäude auf. Zudem trage ich die komplette kaufmännische Verantwortung. Die Zielvorgaben bekomme ich von unserer Geschäftsleitung.
Wie groß ist der neue Werkstattbetrieb, wieviel Lkw- und Pkw-Arbeitsplätze halten Sie vor?
Wir verfügen am Standort Burtenbach über sieben Pkw- und zwölf Lkw-Reparaturplätze, vier Tieflader- und zehn Baumaschinen-Plätze. Hinzu kommen sieben Arbeitsplätze für Schweißarbeiten sowie eine Lackierkabine mit 21 Metern Länge.
Zur Person
Daniel Wild (33) ist gelernter Kfz-Mechatroniker. Seine Ausbildung hat er in einer Lkw-Werkstatt bei MAN in Memmingen absolviert. Anschließend machte Daniel Wild sein Fachabitur. Es folgte ein fünf-monatiger Auslandsaufenthalt in Australien. Im Nachgang absolvierte er erfolgreich ein Studium mit der Fachrichtung ‚Mechatronik mit Fachrichtung Fahrzeugtechnik‘ in Ulm.
Seit 2016 ist Daniel Wild im Familienunternehmen, der Firma Max Wild, tätig. Seit 2019 ist er Geschäftsfeldleiter und Hauptverantwortlicher für ‚Die Werkstatt‘ sowie für den Gebrauchtmaschinenhandel und die Produktion des Mud-Cleaners.
Wie viele Mechatroniker(innen) sind bei der Max Wild GmbH beschäftigt und wie begegnen Sie dem Nachwuchsmangel?
Wir beschäftigen rund 50 Mechatroniker(innen) in den Fachbereichen Kfz, Nfz sowie Land- und Baumaschinen. Hinzu kommen auch Schweißer und Lackierer. Wir haben alleine in der Werkstatt 20 Azubis. Natürlich versuchen wir auch so viele wie möglich zu übernehmen. Uns ist es dabei sehr wichtig, auf alle Mitarbeiter persönlich einzugehen und sie quasi mitzunehmen. Dabei ist es völlig egal, ob es sich um einen Azubi, den Hausmeister oder einen Kfz-Meister handelt. Ich behandle alle gleich. Die Bedürfnisse von jungen Menschen sind ganz andere, als die von älteren. Man sollte verstehen, wie man am besten junge Leute integriert und motiviert, gleichsam an die Hand nimmt. Dann klappt es auch im Tagesgeschäft. Besonders junge Mechatroniker(innen) sind wichtige Botschafter für unser Unternehmen, im besten Fall bringen sie neue, motivierte Leute mit.
„Besonders junge Mechatroniker(innen) sind wichtige Botschafter für unser Unternehmen.“
Wenn man heute einen neuen Service-Betrieb baut und einrichtet, sind erstmal viele Fragen offen. Was waren die größten Herausforderungen?
Die größte Herausforderung ist sicherlich erstmal den Mut für solch ein Projekt aufzubringen. Hinzu kommt die Überzeugung, dass solch ein Mammutprojekt auch funktioniert. Man sollte sich nicht beirren lassen und nicht vom Weg abkommen. Ich war mir jedoch zu 100 Prozent sicher, dass der Bedarf an Service-Dienstleistungen auch den Großbau rechtfertigt. Natürlich gab es auch kritische Stimmen, sowohl intern als auch extern. Ob das wohl aufgeht? Sie übernehmen sich! Diese Werkstatt könne man niemals auslasten, es ist alles viel zu groß geplant. Tatsächlich ist es heute so, dass wir bereits erweitern müssten, weil uns der Platz ausgeht.
„Ob das aufgeht? Sie übernehmen sich!“
Neben den Servicearbeiten an hauseigenen Fahrzeugen, steht Ihr Betrieb auch für sämtliche Kunden außerhalb zur Verfügung. Sie haben mit ‚DIE WERKSTATT‘ zudem eine eigene Marke kreiert, der Anschluss an ein Werkstattkonzept kommt nicht in Frage?
Wir waren zu Beginn mit allen großen Herstellern in Kontakt und haben uns dann aber relativ schnell dafür entschieden unabhängig zu bleiben. Nach den Gesprächen war klar, dass wir als ‚freie Werkstatt‘ auftreten möchten.
Sie sind mit ‚DIE WERKSTATT‘ aber Systempartner zahlreicher namhafter Unternehmen. Mit welchen Unternehmen arbeiten Sie im Lkw-/Trailer-Bereich zusammen?
Genau, wir sind offizieller Servicepartner von Meiller, Broshuis, Doll, Goldhofer, Kögel, Krone und auch von Toll-Collect.
Sprechen wir über die Teilelogistik. Welche Software setzen Sie ein, wie groß ist Ihr Ersatzteillager?
Was die Software angeht, arbeiten wir mit einem Warenwirtschaftsprogramm der Firma Werbas. In unserem Lager beschäftigen wir derzeit sieben Lageristen, die auch teils im Schichtbetrieb bis 24 Uhr da sind. Damit sind wir überaus flexibel und reaktionsschnell. Insgesamt haben wir über 6.500 verschiedene Artikel unterschiedlicher Lieferanten wie Winkler, WM oder Kfz-Hefele, auf Lager.
Guter Rat ist teuer. Darf ich Sie dennoch um einen praktischen Ratschlag bitten, den Sie (freien) Nfz-Werkstätten mit auf den Weg geben können?
Freie Werkstätten werden oftmals falsch eingeschätzt. Viele denken beispielsweise, dass bei der Wartung und Reparatur in einer unabhängigen Werkstatt die Fahrzeuggarantie oder die Gewährleistung erlischt. Mitunter herrscht auch die Meinung vor, dass man als freier Werkstattbetrieb nicht so leistungsfähig ist wie ein Markenbetrieb. Beides ist schlicht falsch und absolut nicht der Fall! Im Gegenteil, wir sind überaus flexibel und können alle Fabrikate. Ausnahmen sind Garantiearbeiten bei Fahrzeugherstellern. Voraussetzung ist natürlich, dass man sich ständig weiterbildet und am Ball bleibt. Dies gilt vor allem auch für entsprechende Weiterbildungs-Angebote was die Belegschaft angeht. Zudem kann ich jedem Unternehmer, egal ob im Pkw- und Nfz-Service-Geschäft, zu Mut und Entschlossenheit raten, egal wie groß das Unternehmen ist. Mit zaudern, zögern und hadern ist man noch nie weit gekommen.
Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 1-2024 der Krafthand-Truck.