Systemischer Ansatz zur Integration einer Brennstoffzelle. Bild: MAHLE
E-Antrieb (BEV/FCEV)

MAHLE zeigt auf der IAA Transportation zahlreiche Innovationen

Der Stuttgarter Spezialist für Fahrzeugantriebe MAHLE präsentiert auf der diesjährigen IAA Transportation in Hannover seine Systemkompetenz was batterieelektrische Antriebe, Wasserstoffmotoren, Brennstoffzellen und den Einsatz erneuerbarer Kraftstoffe angeht. Man sei überaus breit aufgestellt, um die Klimawende im Transportsektor aktiv mitzugestalten. Einen ersten Einblick über die technischen Lösungen lieferte MAHLE am 23.7.2024 im Rahmen des Media Tech Day. Gleichsam interessant: Man spricht von Technologievielfalt, den Begriff Technologieoffenheit vermeidet man, steht er doch bei dem einen oder anderen mittlerweile eher für Stillstand, anstatt für dringend notwendige Innovationen.

Zahlreiche Highlights

E-Achse mit zwei integrierten SCT-E-Motoren. Bild: MAHLE

Auf der Internationalen Nutzfahrzeugmesse im September präsentiert der Automobilzulieferer beispielsweise seinen systemischen Ansatz für einen Brennstoffzellen-Lkw, inklusive Brennstoffzellenperipherie, Thermomanagement und einer vollfunktionsfähigen E-Achse mit zwei integrierten SCT-E-Motoren. Weitere Weltpremieren sind eine neue Verdunstungskühlung sowie ein leiser und leistungsfähiger bionischer Lüfter für Brennstoffzellen- und E-Fahrzeuge. Die IAA Transportation findet im Übrigen vom 17. bis 22. September in Hannover statt. Der MAHLE-Stand befindet sich in Halle 12, Stand C20.

 „So mannigfaltig die Einsatzzwecke und Anforderungen an heutige Nutzfahrzeuge sind, so divers werden die technischen Lösungen für nachhaltige Antriebe sein“, sagte Arnd Franz, Vorsitzender der MAHLE Konzern-Geschäftsführung und CEO. „Unsere Produkte sind entwickelt, getestet und bereit für die Serienanwendung.“

Drei Strategiefelder

MAHLE besetzt strategisch mit der Elektrifizierung, dem Thermomanagement sowie der Entwicklung von hocheffizienten Verbrennungsmotoren für jede Anwendung, drei Strategiefelder. Bild: MAHLE

Prognosen zufolge werden im Jahr 2035 rein elektrische Lkw mit Batterie und Brennstoffzellen-Trucks rund 30 Prozent der globalen Produktion ausmachen. Der Verbrennungsmotor bleibt damit laut MAHLE auch in absehbarer Zukunft global eine wesentliche Antriebsform. Der batterieelektrische Antrieb wird vornehmlich im mittleren Lkw-Segment (Medium Duty) und im Schwerlastbereich (Heavy Duty) auf der Kurzstrecke zum Einsatz kommen. Die Brennstoffzelle und Verbrennungsmotoren, betrieben entweder mit Wasserstoff oder mit anderen erneuerbaren Kraftstoffen, spielen ihre Vorteile auf der Langstrecke aus. MAHLE steht für Technologievielfalt und möchte in den drei Strategiefeldern Elektrifizierung, Thermomanagement und Verbrennungsmotoren für jede Anwendung weltweit die jeweils beste Lösungen liefern. So ermögliche das Unternehmen die Verminderung des CO2-Fußabdrucks des Straßengüterverkehrs jetzt und in Zukunft.

SCT-E-Motor und Schwerlast-E-Achse

Der SCT-E-Motor (Super Continuous Torque). Bild: MAHLE

Der Ausdauerchampion unter den E-Motoren ist der SCT-E-Motor (Superior Continuous Torque) von MAHLE. Seine hohe Dauerleistung und Wirkungsgrade machen ihn zum idealen elektrischen Antrieb für den Schwerlastverkehr in rein elektrischen Trucks und in Brennstoffzellenanwendungen. Auf der IAA Transportation zeigt MAHLE erstmals eine Schwerlast-E-Achse, in die zwei SCT E-Motoren mit einer Gesamtleistung von 520 kW sowie das vollständige Liquid-Management kompakt integriert sind. Damit demonstriert der Technologiekonzern seine Systemkompetenz und die Serientauglichkeit seiner Innovationen.
Für die Messe haben die Ingenieure die E-Achse, Batteriekühlung sowie Brennstoffzellenperipherie von MAHLE zusammen mit einer vollfunktionsfähigen Brennstoffzelle in einem Technologie-Demonstrator zusammengeführt. „Damit zeigen wir, wie wir unsere Technologien einschließlich des Thermomanagements in elektrische Fahrzeuge integrieren und damit verschiedenste Optionen für unterschiedliche Kundenapplikationen entwickeln und optimieren können“, sagte Dr. Marco Warth, Leiter der MAHLE Konzernforschung und Vorausentwicklung.

Verdunstungskühlung für Brennstoffzellen

Die neuartige Verdunstungskühlung sorgt für eine optimale Temperierung der Brennstoffzelle. Bild: MAHLE

Die Verstromung von Wasserstoff in der Brennstoffzelle stellt höchste technische Anforderungen an das Fahrzeug – insbesondere an das Thermomanagement. MAHLE spielt in diesem Technologiefeld eine führende Rolle. Ebenfalls Teil des Tech-Demonstrators in Hannover ist eine neue Verdunstungskühlung, die auf der IAA als Weltneuheit vorgestellt wird. Sie sorgt laut MAHLE für eine optimal temperierte Brennstoffzelle und bietet bis zu 50 kW mehr Kühlleistung im gegebenen Bauraum. Dies ermögliche eine Reduktion der benötigten Lüfterleistung und senke den Wasserstoffverbrauch um bis zu 1,5 Prozent.

H2-Verbrennungsmotoren (ICE)

Die Power-Cell-Unit reduziert den Ölverbrauch eines Wasserstoff-Verbrennungsmotors (H2-ICU). Bild: MAHLE

Wasserstoff ist laut MAHLE der erneuerbare Kraftstoff mit dem derzeit größten Potential für die Dekarbonisierung des Verkehrssektors. Dies beziehe sich auch auf den H2-Verbrennungsmotor (H2 ICE). Mehrere Wasserstoffmotoren sind deshalb bei MAHLE in der Erprobung. In diesem Jahr geht mit DEUTZ ein weiterer Motorenhersteller mit MAHLE Komponenten in Serie. Das Leuchtturmprojekt sieht den Ersteinsatz in Stationär-Motoren vor. Darüber hinaus sind mobile Off-Highway-Anwendungen geplant. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass serientaugliche Wasserstoffmotoren bereits in dieser Dekade in breiteren Einsatz kommen“, sagte Arnd Franz.
Ein interessanter Nebenaspekt: MAHLE möchte nicht auf eine Abgasnachbehandlung beim Wasserstoff-Verbrennungsmotor verzichten, wenngleich auch in deutlich kleinerer Ausführung. Die Münchener Firma Keyou betont, dass bei Ihren H2-Verbrennungsmotoren keine Abgasnachbehandlung nötig sei, was in der Branche eher kritisch gesehen wird.

Jetzt kommt es auf die Infrastruktur an

„Die Politik sollte den Rahmen so setzen, dass sich der Markt der klimaneutralen Antriebe entfalten kann“, so CEO Arnd Franz im Rahmen des Media Tech Days. Bild: MAHLE

Der modernste nachhaltigste Lkw nütze nichts ohne die passende Infrastruktur. „Wir begrüßen, dass die EU Ziele für den Ausbau der Lade- und Tankmöglichkeiten vorgegeben hat. Aber es wird noch mehr Ehrgeiz nötig sein, um eine breite Flotte emissionsfreier Fahrzeuge zu bedienen“, sagte Franz.

„Die Mitgliedstaaten sind jetzt gefordert, und wir hoffen, dass sie über das Mindestmaß hinausgehen und schneller beim Ausbau sind. Damit die Industrie und nicht zuletzt das Transportgewerbe die nötige Planungssicherheit haben.“

Arnd Franz verwies auch auf die nicht zu unterschätzende Rolle synthetischer Kraftstoffe oder auch von Biokraftstoffen, bis synthetische Kraftstoffe breiter verfügbar sind. Sie könnten einen zusätzlichen Beitrag zur CO2-Reduktion im Transportsektor leisten. Einige Regionen, wie Südamerika oder Indien, setzten bereits voll auf Biokraftstoffe. Wo immer möglich, nutze sie auch MAHLE. Zum Beispiel setzt das Unternehmen den umweltfreundlichen Kraftstoff HVO 100 im Pendelbetrieb zwischen dem Zentrallager in Freiberg am Neckar und seinen beiden Werken in Vaihingen an der Enz und Mühlacker ein und spare damit bis zu 90 Prozent CO2. Darüber hinaus habe der Konzern die rund 70 Dieselfahrzeuge seines Fuhrparks in Stuttgart auf HVO 100 umgestellt und reduziere so den jährlichen CO2-Ausstoß um bis zu 250 Tonnen.

 

Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 3-2024 der Krafthand-Truck.