Lkw-Reifenreparatur mit Hilfe von Reifen-Pflastern der neuesten Generation
Die Idee einen beschädigten Lkw-Reifen mit einem Reifenreparaturpflaster zu reparieren ist nicht neu. REMA TIP TOP hat jedoch jetzt ein neues Pflaster mit bimodaler Verbindungsschicht auf den Markt gebracht. Es bietet Performance- und Handling-Vorteile und man spart bei steigenden Reifenpreisen zusätzlich Geld.
Grundsätzlich geht der Reifenreparatur mittels Reifenpflaster die Beurteilung der Schadstelle voraus. Zudem muss der Pneu selbst in einem guten Zustand sein. Entsprechende Schadenstabellen geben Auskunft über die möglichen Reparaturzonen, über die maximale Größe und Geometrie des Schadens. Die Tabellen stehen als Wandposter zur Verfügung und sind den Produktpackungen der Reifenpflaster ‚PREMIUM‘ von REMA TIP TOP beigelegt.
„Die neue Verbindungsschicht gewährleistet einen außergewöhnlich hohen Green-Tack, die sogenannte Ersthaftung am Reifen-Innerliner“, so Ludwig Ketzer.
Stimmen die Voraussetzungen ist eine Reparatur der Reifenseitenwand, der Schulter und der Lauffläche erlaubt. „Die Werte in den Schadenstabellen basieren auf jahrelangen Praxiserfahrungen und vor allem auf zahllosen Tests, unter anderem auf dem hauseigenen Rollenprüfstand“, so Ludwig Ketzer, Head of Global Product Management Automotive bei REMA TIP TOP. So müsse beispielsweise ein Reifenpflaster 384 Stunden (dabei 100 Stunden unter Last) unter definierten Bedingungen aushalten.
Neue Verbindungsschicht
Das neue Reifenplaster ‚PREMIUM-Line‘ zeichnet sich laut Ketzer durch eine außergewöhnlich hohe Ersthaftung sowie einer deutlich verbesserte Strukturfestigkeit aus – zwei Parameter, die sich im Grunde gegenseitig ausschließen. Der Trick ist eine neue bimodale Verbindungsschicht, beziehungsweise zwei unterschiedliche Kautschukmischungen. Durch die intelligente Zugabe von Zuschlagstoffen wie Beschleuniger und Schwefel erreichten die Experten eine um 30 Prozent höhere Klebrigkeit und eine ebenfalls um 30 Prozent höhere Strukturfestigkeit. Die Molekülketten zwischen der Haftfläche des Pflasters und der Butylschicht des Innerliners verlinken sich besser, die Struktur bleibt erhalten. „Unsere Experten im Labor haben sich stufenweise vorgearbeitet, von ersten Testmischungen über umfangreiche Praxistests bis hin zur finalen Industriemischung. Es dauerte rund ein Jahr bis zur Marktreife“, so Ketzer. Da sich die Innerliner der Lkw-Reifenhersteller in der Materialzusammensetzung und Struktur unterscheiden, musste das neue Reifenpflaster zudem überall funktionieren.
Letztendlich kompensiert das neue Reifenpflaster die Verformung des Reifens durch Längs- und Querkräfte noch besser und hält entsprechenden Temperaturen, die durch Kontakterwärmung mit dem Straßenbelag oder durch Walkbewegungen entstehen, optimal stand. Im Übrigen: Die bimodale Verbindungsschicht ist lediglich 0,6 mm stark. Die übrigen Schichten des Reifenpflasters (siehe Grafik) bestehen aus der Pufferschicht (eine spezielle, federnde Gummilage), dem Lagenpaket (stellt die Stabilität wieder her und reduziert mögliche Ausbeulung auf ein Minimum) sowie der Deckschicht, die Luft- und Druckverlust im Reifen verhindert.
Die Montage des Reifenpflasters
Grundsätzlich benötigt man eine raue Oberfläche, damit sich das Reifenpflaster mit dem Innerliner quasi mechanisch verbinden kann. Nur in seltenen Schadensfällen muss der Innerliner an der Schadstelle entfernt werden, beispielsweise wenn Hohlstellen vorhanden sind. Absolut wichtig ist laut Ketzer das saubere Aufrauen des Innerliners mittels spezieller Konturscheiben. Danach wird die Schadstelle mit einem Industriesauger abgesaugt. Im Nachgang geht der Monteur nochmal mit einer feinen Messingbürste über die Schadstelle und saugt nochmals ab.
Achtung! Zur Reinigung der Schadstelle dürfen keine lösemittelhaltigen Reiniger verwendet werden! Der nie ganz ausvulkanisierte Innerliner saugt Flüssigkeiten und vor allem Lösemittel an. Geht man später mit dem Vulkanisierzement drauf, erwärmen sich im Fahrbetrieb entsprechend eingeschlossene Gase. Es können sich unter dem Pflaster Hohlstellen bilden, was dringend vermieden werden sollte. Nach dem Aufbringen und Ablüften des Vulkanisierzements wird das Reifenpflaster mittels Handroller homogen aufgebracht. Im Übrigen: Ein Reifenpflaster füllt die Schadstelle nicht auf, es dichtet sie ab!
Schadensbilder/Trainings
Grundsätzlich unterscheidet der Reifenprofi zwischen Gummiverletzungen (es wird kein Reparaturpflaster benötigt) und Verletzungen der Struktur, wo ein Reifenpflaster zur Verstärkung der Karkasse zum Einsatz kommt. Sind Karkassen-Seile durch einen Durchschlag verletzt verwendet man zusätzlich Fräswerkzeuge um den ausgefransten Stahlcord zu entfernen. Danach vulkanisiert der Monteur die Schadstelle mit einer Gummimischung die weitestgehend dem Original entspricht mittels Wärme beziehungsweise einem Heißvulkanisiergerät zu.
Grundsätzlich gilt: Bei einem kleineren Schaden der Struktur kommt ein Reifenpflaster (nach Schadenstabelle) zum Einsatz. Bei strukturellen Schäden ersetzt man fehlenden Gummi durch heiß-vulkanisation und vulkanisiert das Pflaster entweder mit Wärme auf (Einwegesystem) oder bringt im Nachgang am Innerliner das Pflaster ‚kalt‘ auf (Zweiwegesystem). Ein weiteres Beispiel sind Nagelstichverletzungen, die im Rahmen der entsprechenden Richtlinien und Reparaturanweisungen mit einem Mini-Combi-Plug repariert werden können.
Um Reifenschäden besser beurteilen zu können, erhalten Kunden, die das neue Reifenpflaster bestellen, zusätzlich zum Produkt ein umfangreiches Servicepaket, bestehend unter anderem aus Trainings im hauseigenen Schulungszentrum, der Rema Tip Top Academy, Zugriff auf das globale Experten-Netzwerk, technische Beratung sowie Einweisungen vor Ort und virtuell.
Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 1/2022 der Krafthand-Truck.