Kontroverse Diskussion beim NUFAM-Media-Day zur Antriebsart der Zukunft – „Wer auf die Politik wartet, kann ewig warten“
Was sehen die Antriebe der Zukunft aus? Wie lässt sich die Technik am besten in den Alltag von Fuhrparkleitern und Herstellern integrieren? Über diese Fragen haben am 22. Juni Christian Bodi, Geschäftsführer Logistik des Karlsruher Drogerieunternehmens dm, Kurt Sigl, Präsident des Bundesverbands eMobilität, Dr. Olaf Toedter, Leiter der Forschungsgruppe „InnoFuels“ am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), und Thomas Weidinger, Head of Field Sales Fuel Cards bei Wex, diskutiert.
Näher an die Praxis heranrücken
Die Diskussion war Teil des ersten NUFAM Media Days. Das Ziel des neuen Formats war es sowohl über die NUFAM – Die Nutzfahrzeugmesse vom 21. bis 24. September zu informieren, aber auch mit der Diskussion näher an die Praxis der Ausstellenden aus der Nutzfahrzeugbranche heranzurücken. Eine kurze Einführung zur NUFAM sowie zum Mobilitätsstandort Karlsruhe, gab Britta Wirtz, Geschäftsführerin der Messe Karlsruhe. Jochen Bortfeld, Projektleiter der NUFAM, warf zunächst einen Blick auf die kommende NUFAM. „Mit 420 bis 450 Ausstellenden, wird die NUFAM die bislang größte ihrer Geschichte. Heute in drei Monaten treffen wir uns hier wieder“, sagte er vor rund 60 Gästen, die in das Atrium der Messe Karlsruhe gekommen waren.
Harte aber faire Diskussion
Rund 60 geladene Gäste konnten danach eine lebhafte und kontroverse Diskussion um die Frage des richtigen alternativen Antriebs für die Zukunft verfolgen. In gut 75 Minuten rangen die Diskutanten im Umgang fair, inhaltlich aber hart und kontrovers um Lösungsansätze. Christian Bodi, Geschäftsführer Ressort Logistik bei dm-drogerie markt, ging zunächst auf zwei Pilotprojekte ein. Der Drogeriekonzern aus Karlsruhe beliefert Filialen in Bonn und Nürnberg mit E-Lkw beziehungsweise mit Wasserstoff-Lkw:
„Wir experimentieren! Wir wollen mit unseren Partnern die Technologie unter normalen Rahmenbedingungen testen“, so Christian Bodi.
Es gehe darum anzufangen, Erfahrungen zu sammeln, um dann zu entscheiden, wie es weitergeht. Noch, so betonte der Geschäftsführer Logistik, seien die Kosten bei Wasserstoff-Lkw im Schnitt zirka zweieinhalb Mal so hoch, verglichen mit dieselbetriebenen Lastkraftwagen. Bodi betonte, dass es in Zukunft darum gehe, im Praxistext Vor- und Nachteile verschiedener alternativer Antriebe zu erkunden. Es gehe darum, konstruktiv bei der „sehr komplexen“ Suche nach alternativen Antriebsarten der Zukunft zusammenzuarbeiten. Unternehmen müssten sich klarmachen, was gesellschaftlich so wie unternehmerisch notwendig sei, um letztlich danach zu handeln.
Kurt Sigl, Präsident des Bundesverbands eMobilität, betonte, dass er technologieoffen sei. Man wolle keine Ideologie: „Was aktuell am einfachsten funktioniert, ist aber die E-Mobilität.“ Sigl sagte weiter: „Wer auf die Politik wartet, kann ewig warten.“ Er machte darauf aufmerksam, dass schon jetzt andere Player aus China oder den USA um die Vorherrschaft des neuen Marktes kämpften. Eine Entwicklungszeit von acht bis zehn Jahren gebe es nicht mehr: „Es geht um Schnelligkeit. Wir sind nicht mehr alleine“, machte Kurt Sigl klar. Was die alternative Antriebsart der Zukunft ist, konnte Kurt Sigl nicht beantworten, aber: „Was wir aktuell haben, ist fast nichts.“
Dr. Olaf Toedter vom KarlsruherInstitut für Technologie (KIT) ist dagegen überzeugt, dass es künftig einen Mix aus verschiedenen Antriebsarten geben werde: „Die Entscheidungen sind so komplex, dass jegliche Vereinfachung nicht funktioniert.“ Unternehmen müssten immer darauf blicken, in welchen Bereichen und mit welchen Reichweiten sie unterwegs seien.
„Für Kurzstrecken könne die Antwort E-Mobilität sein, für längere Strecken synthetische Kraftstoffe“, so Dr. Olaf Toedter.
Thomas Weidinger, Head of Field Sales Deutschland für WEX, nahm ebenfalls an der Diskussion teil. WEX bietet in Zusammenarbeit mit Esso und weiteren Anbietern Tankkarten an und wird im September bei der NUFAM als Aussteller dabei sein. „Wir gehen auf die Bedürfnisse unserer Kunden ein, die die Energiewende gern beschleunigen würden.“ WEX sei bereit, sie auf ihren Wegen zu alternativen Treibstoffen zu betreuen. „Während der klassische Diesel weiterhin ein Teil vieler Fuhrparks bleibt, schauen Unternehmen zu Kartenanbietern wie WEX, um ihnen bei der Umstellung zu helfen.“