

Komponenten und Reparaturlösungen für Nutzfahrzeuge
Schaeffler gehört zu den ‚Big Playern‘ der Automobil- und Industriezulieferer und ist ein global-agierender Konzern. Mit rund 120.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, an mehr als 250 Standorten in 55 Ländern, gehört die Schaeffler-Gruppe heute zu den weltweit größten familiengeführten Unternehmen. Die Sparte Vehicle Lifetime Solutions spielt hierbei eine bedeutende Rolle für den Aftermarket.
Dabei lässt sich bei Schaeffler auf eine vergleichsweise junge Geschichte zurückblicken. Im Jahr 1946 wurden die Industriewerke Schaeffler von den Brüdern Dr. Wilhelm und Dr.-Ing. E.h. Georg Schaeffler in Herzogenaurach gegründet. 1949 erfolgte der Durchbruch mit der Erfindung des käfiggeführten Nadellagers. In den 50er- bis 70er-Jahren expandierte man stark und arbeitete mit zahlreichen Automobilherstellern zusammen. In den 80er-Jahren übernahm Schaeffler INA (Industrie-Nadellager) und LuK (Lamellen- und Kupplungsbau). 2001 erfolgte der Zukauf von FAG-Kugelfischer. Allesamt Traditionsmarken. In den Jahren 2008-2011 scheiterte die Übernahme von Continental, man blieb aber bis heute Hauptaktionär. 2015 erfolgte der Börsengang.
Heute beschreibt Schaeffler anhand von acht Produktfamilien sein Produkt- und Dienstleistungsportfolio im Mobilitäts-Ökosystem: von Lagerlösungen und Linearführungen aller Art bis hin zu Reparatur- und Monitoring-Services. Durch den Zusammenschluss mit Vitesco Technologies am 1. Oktober 2024 baute das Unternehmen seine Elektronik- und Softwarekompetenzen im Antriebsstrang und sein Aftermarket-Angebot auch im Nutzfahrzeugbereich weiter aus.
Vehicle Lifetime Solutions

Die Aftermarket-Sparte Vehicle Lifetime Solutions (vormals Schaeffler Automotive Aftermarket) liefert Komponenten und Reparaturlösungen für Pkw, leichte und schwere Nutzfahrzeuge sowie Traktoren. Der neue Name steht für die Weiterentwicklung der Sparte in Hinblick auf eine sich wandelnde Branche hin zur Digitalisierung und E-Mobilität. Die neue Ausrichtung umfasst Produkte, Reparaturlösungen und Services für den klassischen Automotive-Aftermarket und setzt zusätzlich den Fokus auf neue Technologien. Dazu gehören auch elektrische Antriebe, digital vernetzte und automatisierte Mobilitätslösungen. In den ersten neun Monaten 2024 erzielte laut Geschäftsbericht vom 5.11.2024, die Sparte Vehicle Lifetime Solutions Umsatzerlöse von 1.953 Millionen Euro (Vorjahr: 1.710 Millionen Euro). Dies entspricht einem Umsatzplus von 16,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Wir liefern nachfolgend einige Beispiele aus dem umfangreichen Portfolio.
NOx-Sensoren für Nfz

Stickoxid-Sensoren von Schaeffler messen die NOx- und Sauerstoff-Konzentration im Abgas von verbrennungsmotorischen Fahrzeugen, um eine effiziente Abgasnachbehandlung zu unterstützen. Sie bestehen aus einem Steuergerät und einem keramischen Element, das im Abgasrohr eingeschraubt wird und somit dem Abgasstrom ausgesetzt ist. Je nach Abgasnachbehandlungssystem des Fahrzeugs können dabei ein oder mehrere NOx-Sensoren an der Abgasanlage angebracht werden. Sie kommunizieren mit dem Motorsteuergerät oder dem Abgasnachbehandlungssteuergerät über den CAN-Bus.
Die Repair Insert Unit (RIU)
Lkw-Radlager unterliegen einem natürlichen Verschleiß und müssen bei ersten Anzeichen eines Defekts ausgetauscht werden. Schaeffler bietet mit der FAG Repair Insert Unit (RIU) eine werkstattorientierte Produktlösung in Erstausrüsterqualität. Die RIU ist eine technische Weiterentwicklung der sogenannten Insert Unit. Die werksseitig vormontierte und abgedichtete Radlagereinheit ist lebensdauergeschmiert und besteht aus zwei Kegelrollenlagern, die nach der Montage mit einem Sicherungsring verbunden werden. Die Dichtungskappe besteht aus Polyamid-Kunststoff und ist kontaktlos auf dem äußeren Lager montiert – was weniger Reibung zwischen dem äußeren Lager und der Dichtlippe bedeutet. Die Verwendung von falschem beziehungsweise verunreinigtem Fett während der Instandsetzung ist ausgeschlossen.

Zudem besitzt die RIU eine ebenfalls werkseitig eingestellte Vorspannung. Sie führt zu einer Erhöhung der Steifigkeit sowie der Lebensdauer und reduziert laut Schaeffler die Laufgeräusche. Bis zu einer Million Kilometer seien so möglich.
Der Innenring der RIU gewährleistet, dass die Lager während des Einbaus auf die Achswelle nicht beschädigt beziehungsweise in ihrer Position gehalten werden. Im Falle einer möglichen Bremsenreparatur und Demontage der Radnabe hält der Innenring die Lager zusammen und erleichtert so laut Schaeffler die Arbeiten in der Werkstatt. Die RIU wird zusätzlich mit einem Spezialwerkzeug geliefert, welches eine komfortable Reparatur ermöglicht und den Montageaufwand für die Werkstatt reduziert.
Lkw-Kupplungen: RepSet SmarTAC

Schaeffler gehört mit der Marke LuK im Bereich Lkw-Kupplungen zu den internationalen Marktführern. Bei leichten Nutzfahrzeugen, Lkw und Traktoren liefert das Unternehmen durch seine langjährige Partnerschaft mit Fahrzeugherstellern das Know-how, das auch die Entwicklung von Reparaturlösungen für den Aftermarket vorantreibt.
Für den Ersatzteilmarkt bietet Schaeffler beispielsweise mit dem LuK RepSet SmarTAC eine Kupplungsreparaturlösung für Nutzfahrzeuge an. Das System soll nicht nur die Reparatur erleichtern, sondern auch die Lebensdauer der Kupplung verlängern. Voraussetzung dafür ist, dass die Fahrzeuge bereits mit einer TAC-Kupplung (Travel-Adjusting-Clutch) ausgestattet sind.
Concentric Pneumatic Clutch Actuator (CPCA)

Als wichtiger Bestandteil moderner Kupplungssysteme bestimmt das Ausrücksystem, die Verbindung zwischen Pedal und Kupplung, maßgeblich das Fahrerlebnis. Heutige Fahrzeuge sind meist mit einer hydraulischen Kupplungsbetätigung ausgestattet. Diese Technologie umfasst Nehmerzylinder, Geberzylinder, Ausrücklager als auch hydraulische Druckleitungen. In vollhydraulischen Systemen kommt ein Zentralausrücker (CSC) zum Einsatz, der Nehmerzylinder und Ausrücklager in einem Bauteil vereint. Bei pneumatischen Systemen hingegen wird der Kupplungsaktuator mit Druckluft betätigt.
Konzentrische pneumatische Zentralausrücker (CPCA) sind die neueste Schnittstelle zwischen Kupplung und Getriebe zum Ein- und Auskuppeln des Antriebsstrangs in modernen Lkw und Bussen. Im Vergleich zu einer mechanischen oder hydraulischen Lösung nutzt der pneumatische Kupplungsaktuator zum Einkuppeln Luft, die Lkw und Busse bereits für ihre Bremssysteme verwenden. Die pneumatische Kupplungsbetätigung ist nicht auf einen Kupplungsverstärker angewiesen und spart Platz und Gewicht und hält aufgrund der geringeren Belastung des Bauteils länger. Alle LuK Kupplungsaktuatoren für den Aftermarket sind auf maximale Zuverlässigkeit und Langlebigkeit ausgelegt.
Nebenaggregate-Trieb

Bei hoher Belastung und langen Laufzeiten der Lkw werden die Komponenten des Nebenaggregate-Triebs (Front-End-Auxiliary-Drive, FEAD) besonders stark beansprucht. Sie müssen regelmäßig gewartet werden. Schaeffler bietet eine umfangreiche Produktpalette von Spann- und Umlenkrollen, für verschiedene Fahrzeugmodelle und Motortypen. Über 70 neue Referenzen für die gängigsten Anwendungen, beispielsweise für Mercedes-Benz, Scania, Volvo und DAF, wurden dem Portfolio hinzugefügt.
REPXPERT
Schaeffler REPXPERT ist die globale Servicemarke von Schaeffler Vehicle Lifetime Solutions. Sie bündelt alle Serviceleistungen rund um die Produkte der Marken LuK, INA, FAG gegenüber Werkstätten. REPXPERT beinhaltet eine Vielzahl an technischen Trainings, eine Service-Hotline, zahlreiche Spezialwerkzeuge, Reparaturanleitungen und -videos sowie Tipps rund um die Montage. Sämtliche Infos (inklusive Produktneuigkeiten und Bonus-Programme) sind über das REPXPERT-Werkstattportal digital verfügbar. Eine neue App inklusive Teilesuche (TecDoc), einem Teile-Scanner, Reparaturvideos oder fahrzeugspezifischen Einbauanleitungen, rundet das Angebot ab.
Ein Blick in die Zukunft

Die Hersteller von Nutzfahrzeugen investieren hohe Summen in Nullemissions-Technologien wie beispielsweise in batterieelektrische Antriebe oder Lkw mit Brennstoffzelle. Das Ziel ist, die von der Europäischen Kommission gesetzten hohen CO2-Reduktionsziele zu erreichen. Tatsächlich ist ein erfolgskritischer Faktor die entsprechende Lade- und Tankinfrastruktur.
Auch die Schaeffler AG hat seine Strategie entsprechend dahingehend ausgerichtet und am Hauptsitz in Herzogenaurach ein Technologiezentrum eröffnet. Rund 90 Millionen Euro habe man investiert. Die neu eröffnete Anlage bietet Platz für rund 340 Mitarbeiter und besteht aus 15 Labore für Mess-, Prüf- und Kalibriertechnik sowie Material-, Chemie-, Beschichtungs- und Nanotechnologien. Der Fokus liege laut Schaeffler vor allem auf Lösungen, die die Energie- und Mobilitätswende erleichtern sollen. Es geht um die Forschung in Hinblick auf neue Materialien und Werkstoffe. Beispiele sind neuartige Beschichtungen für Festkörperbatterien, so genannte Solid-State-Batterien, oder Bipolarplatten für Brennstoffzellen. Darüber hinaus ermöglicht ein EMV-Labor die Prüfung und Optimierung der elektromagnetischen Verträglichkeit von elektronischen Bauteilen wie beispielsweise der Leistungselektronik.
Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 1-2025 der Krafthand-Truck.