Steffen Dimmer, Verkaufsleiter Banner Batterien
Steffen Dimmer, Verkaufsleiter Starterbatterien der Banner Batterien Deutschland GmbH. Bilder: Banner
Richtig unter Strom?

„Im Vergleich zu Autobatterien entladen Lkw-Batterien deutlich häufiger“

Nutzfahrzeuge sind Investitionsgüter. Stillstand bedeutet wirtschaftliche Einbußen. Aus diesem Grund sollte man ein besonderes Augenmerk auf die Lkw-Batterien richten. Steffen Dimmer von Banner liefert im Gespräch mit Krafthand-Truck Tipps für den Umgang mit den Akkus.

Herr Dimmer, was muss man grundsätzlich bei Lkw-Batterien im Werkstattalltag beachten?

Steffen Dimmer: Für den Einsatz im Lkw werden zwei 12V-Batterien verwendet. Durch die Reihenschaltung addieren sich die Spannungen. In der Praxis ist darauf zu achten, dass beide Batterien dieselbe Typenbezeichnung und den gleichen Ladezustand aufweisen. Die Verbindungsleitungen müssen ausreichend dimensioniert sein und sollten so kurz wie möglich gehalten werden. Die Batterien müssen in etwa gleich alt sein. Bei Ausfall einer Batterie sind immer beide zu tauschen.

Es kommen aber auch vier Batterien zum Einsatz?

Ja, zum einen gibt es Einzelbatteriesysteme, die aus zwei Batterien bestehen – hier greifen der Anlasser und die Bordkomponenten auf denselben Batteriesatz zu. Doppelbatteriesysteme bestehen aus vier Batterien. Zwei davon dienen als Starter- und zwei als Bordnetzbatterien. Gerade für Fern-Lkw mit sehr hohem Stromverbrauch empfehlen wir Doppelbatteriesysteme und leistungsfähige Akkus. Ein Langstrecken-Lkw ist nicht nur Arbeitsplatz, sondern auch Küche, Wohn- und Schlafzimmer, da muss die Stromversorgung gesichert sein. Als Starterbatterien empfehlen wir beispielsweise EFB- oder AGM-Akkus.

„Bei der Reihenschaltung von Batterien kann es durch unterschiedliche Innenwiderstände zu einer Aufteilung der Spannung und somit zu einer unsymmetrischen Belastung während der Lade- und Entladephase kommen.“

Welche Probleme ergeben sich bei einer schwachen Batterie?

Je älter die Batterie ist, desto höher ist der Innenwiderstand. Zum Problem wird das Ganze, wenn man eine bereits länger genutzte Batterie mit einer neuen verschaltet. Die Ströme beziehungsweise Spannungen teilen sich unterschiedlich, es kommt zu asymmetrischen Belastungen während der Lade- und Entladephase. Ist eine Asymmetrie, etwa durch unterschiedliche Temperaturen oder durch 12-V-Teillasten unvermeidbar, kann ein Charging-Equalizer eingesetzt werden, der die Ladespannungen auf den Batterien gleichmäßig einstellt.

Was muss ich beim Tausch einer Batterie beachten?

Vor dem Einbau müssen die Abmessungen abgeglichen werden. Die Polanordnung sowie die Befestigungsleisten und Bügel müssen passen, korrodierte Komponenten müssen ausgetauscht werden. Zusätzlich ist die Batterietechnologie ausschlaggebend. Ist eine konventionelle Batterie, eine EFB-(Enhanced-Flooded-Battery) oder AGM-(Absorbent-Glass-Mat) Batterie verbaut? Es gilt der Grundsatz: Konventionelle Batterien müssen auch durch konventionelle ersetzt werden oder wahlweise ein Upgrade mit EFB-Batterien erhalten. Analog werden AGM- mit AGM-Batterien und EFB- mit EFB-Batterien ersetzt. Keinesfalls sollten jedoch in einem Lkw, der serienmäßig mit EFB- oder AGM-Batterien ausgestattet wurde, konventionelle Nassbatterien verbaut werden.

Ab 2022 sind die ‚Buffalo Bull‘ AGM-Batterien verfügbar. Laut Banner verfügen die Akkus über eine erhöhte Zyklen- und Rüttelfestigkeit sowie eine verbesserte Korrosionsbeständigkeit der innenliegenden Gitter.

Welche zusätzlichen Eigenschaften muss eine Lkw-Batterie haben?

Eine Lkw-Batterie muss eine maximale Rüttel- und Zyklenfestigkeit bei minimalem Wasserverbrauch aufweisen. Hinzu kommt eine maximale Batteriekapazität und Kaltstartfähigkeit. Eine Lkw-Batterie unterliegt hohen Beanspruchungen. Das sind häufige Kurzstreckenfahrten im Verteilerverkehr, unregelmäßige Fahrprofile inklusive Stop-and-go-Verkehr, tägliche Kaltstarts bei eisigen Temperaturen im Winter oder elektrische Zusatzverbraucher wie Standheizungen oder Kühlschränke.

Und wenn ich mehr Strom benötige?

Immer wieder kommt es vor, dass mehr Strom benötigt wird als geplant. Hier sind Ladegeräte mit Ladeerhaltungsfunktion äußerst nützlich. Je nach Batteriekapazität und Ladezustand empfehlen wir beispielsweise den Accucharger 24V 10A Recovery oder den Accucharger PRO 25A, der über einen speziellen 16V-Refresh-Modus für tiefentladene Batterien verfügt. Wir haben auch Test- und Prüfgeräte, wie den Batterietester BBT HD1+ im Sortiment, mit denen sich Ladezustände und Funktionen überprüfen lassen.

Unter welchen Bedingungen sollte ‚aufgerüstet‘ werden?

Aufrüsten sollte man, wenn sich die Zeit erhöht, die der Fahrer im Wohnmodus verbringt. Das größte Stromsparpotenzial liegt im Parkmodus oder wenn Zusatzverbraucher wie Kühlschrank, Licht und Entertainment, Klimaanlage und Standheizung deaktiviert oder zumindest reduziert betrieben werden. So verbraucht beispielsweise ein Kühlschrank bei moderaten Temperaturen zwar lediglich ein bis drei Amperestunden. Bleibt er jedoch über das Wochenende eingeschaltet, entlädt eine vollgeladene Batterie um mehr als 50 Prozent. War die Batterie hingegen nicht vollständig geladen, kommt es zur Tiefentladung. Eine Standheizung, mit rund vier bis zehn Amperestunden, ist der größte Stromfresser. Im Winter kommt erschwerend hinzu, dass die Batterieleistung bei niedrigen Temperaturen deutlich reduziert ist. Mit der Klimaanlage hingegen, die satte 10 bis 30 Amperestunden verbraucht und sich abschaltet, wenn der Ladestand der Batterie unter 45 Prozent fällt, kann man das Fahrerhaus bei 30°C Außentemperatur für etwa acht bis zehn Stunden auf 26°C einstellen. Ist die Wunschtemperatur 20°C, reduziert sich die Zeit auf vier oder fünf Stunden. Hier gilt es also von Seiten des Fahrers, sorgsam mit den Energieverbrauchern umzugehen.

Wann benötige ich einen Wechselrichter?

Nach Möglichkeit sollten externe Spannungswandler, also Wechselrichter, gar nicht zum Einsatz kommen. Der Spannungswandler verbraucht selbst dann ein bis zwei Amperestunden, wenn kein Gerät angeschlossen ist. Kann nicht darauf verzichtet werden, sollte die Verbindung zum Spannungswandler unmittelbar nach der Verwendung getrennt werden.

Tipps zur Ladungserhaltung

  • Im Vergleich zu Autobatterien entladen sich Lkw-Batterien deutlich häufiger. Daher ist es empfehlenswert, die Akkus etwa alle drei Wochen extern zu laden. Die Batterien müssen auch aktiv gehalten werden um zu verhindern, dass sich Bleisulfat an den Bleiplatten ablagert und es zur Säureschichtung kommt.
  • Vor dem Laden muss der Elektrolytstand kontrolliert werden (bei AGM-Batterien nicht möglich beziehungsweise nicht nötig!).
  • Um sicher durch den Winter zu kommen, sollte stets berücksichtigt werden, dass kalte Temperaturen die verfügbare Batteriekapazität verringern.
  • Wählen Sie stets den passenden Fahrzeugmodus, schalten Sie unnötige Stromverbraucher aus und verwenden Sie den Zubehörmodus nur für eine begrenzte Zeit.

 

Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 4/21 der Krafthand-Truck.