Lufttrocknerservice am Druckluftsystem
Ein regelmäßiger Lufttrocknerservice gewähr leistet die sichere Funktion zahlreicher Fahrzeugsysteme. Denn Schmutz und Feuchtigkeit in der Druckluft können fatale Folgen haben – speziell in der kalten Jahreszeit. Bild: Scania
Fatale Feuchtigkeit

Feuchtigkeit im Druckluftsystem kann fatale Folgen haben

Der Lufttrockner der Druckluftanlage erfüllt eine wichtige Aufgabe. Indem er Feuchtigkeit speichert und Schmutz zurückhält, gewährleistet er nicht nur, dass die Bremsanlage sicher funktioniert, sondern auch noch eine Reihe weiterer wichtiger Fahrzeugsysteme. Und wie alle Filter eines Nutzfahrzeugs, so ist auch die Trocknerkartusche regelmäßig zu erneuern. Doch mittlerweile verlangt dieser bislang banale Service mehr als nur das passende Ersatzteil.

Bei Lkw, Bussen und Trailern arbeiten diverse Fahrzeugsysteme mit Druckluft, etwa die Bremsanlage, die Luftfederung und die Niveauregulierung. Aber auch Kupplungsausrücksysteme, Getriebeschaltungen und SCR-Abgasreinigungsanlagen – zum Eindüsen der NOx-reduzierenden Harnstoff-Lösung ‚AdBlue‘ – benötigen Druckluft. Damit diese Systeme störungsfrei arbeiten, muss die Druckluft trocken, sauber und ölfrei sein – weshalb das Lufttrockensystem eine zentrale Aufgabe erfüllt.

Trocknerkartusche
Trocknerkartuschen gibt es bei zahlreichen Herstellern und in verschiedenen Ausführungen. Bei normalen Betriebsbedingungen genügt üblicherweise die Basisausführung, für extreme Anforderungen gibt es Kartuschen mit besonderen Features. Prinzipiell gilt aber die Empfehlung des Fahrzeugherstellers. Bild: Winkler

Ein wesentliches Bauteil des Lufttrockners ist die wechselbare Trocknerkartusche. Auf den ersten Blick handelt es sich – wie übrigens bei vielen anderen Filtern auch – bei ihr um ein unspektakuläres Produkt. „Doch die Trocknerkartusche spielt bei der Luftförderung in der Druckluftanlage eine wesentliche Rolle, denn hinter dem unscheinbaren Gehäuse steckt eine ausgefeilte Technik“, wissen die Druckluft-Fachleute beim Stuttgarter Nutzfahrzeugteilegroßhändler Winkler.

Verbaut sind die Kartuschen im Lufttrockner. Ihre Aufgabe besteht darin, den beim Verdichtungsvorgang im Luftpresser entstehenden Wasserdampf zu re duzieren, etwa um bei winterlichen Temperaturen zu verhindern, dass die Feuchtigkeit wichtige Komponenten, beispielsweise im Bremssystem, vereisen – und damit funktionslos werden.

Wichtige Filterfunktion

Doch Feuchtigkeit verursacht auch Korrosion und kann dadurch empfindliche Systemkomponenten außer Gefecht setzen. Vagabundieren zudem Schmutzpartikel, etwa Rostteilchen aus dem Druckluftspeicher, durch das System, kann das die Arbeit der Ventile in Schaltblöcken und EBS-Einheiten stören und gefährliche Fehlfunktionen bis hin zum Systemausfall verursachen – was möglicherweise die Fahrsicherheit beeinträchtigt. Zudem können die im System umherschwirrenden Teilchen eine Fehlersuche unnötig verkomplizieren.

Die Feuchtigkeitsbegrenzung in der Trocknerkartusche erfolgt mittels der sogenannten ‚kaltregenerierten Absorptionstrocknung‘. Dabei wird die vom Luftpresser geförderte Druckluft über das Granulat der Kartusche geleitet, welches den in der Druckluft enthaltenen Wasserdampf aufnimmt. Um eine lange Standzeit des Granulats zu erreichen, wird dieses permanent durch die sogenannte ‚Rückspülung‘ mit bereits getrockneter Luft regeneriert.

Eine weitere, häufig nicht beachtete oder unterschätzte Funktion der Trockenmittelkartusche ist das Herausfiltern von Öl aus der Druckluft. „In der vom Luftpresser geförderten Luft befinden sich kleinste Ölpartikel. Diese können selbst in geringen Mengen Ventile beschädigen und damit teure Systemausfälle verursa
chen“, warnen die Fachleute von Winkler. Sie empfehlen deshalb beim Trocknerservice, qualitativ hochwertige Kartuschen mit integrierter Ölabscheidung zu verwenden, wie sie etwa die Fahrzeughersteller in der Serie einsetzen. „Solche Komponenten sollten auch im Tausch und bei der Nachrüstung zum Einsatz kommen. Dann ist ein zuverlässiger Schutz vor Öleintritt kombiniert mit hervorragender Trocknungsleistung garantiert“, so die Stuttgarter Ersatzteilspezialisten.

Zum Austausch Diagnosetool erforderlich?

Lufttrocknerkartuschen sind in den vom Fahrzeughersteller definierten Intervallen zu erneuern, bei besonders extremen Betriebsbedingungen mitunter auch schon deutlich davor. Die ‚normalen‘ Wartungsintervalle richten sich entweder nach der Laufleistung des Nutzfahrzeugs – oder bei modernen Fahrzeugen – nach dem ‚gezählten‘ Luftverbrauch. Die Funktion ‚Luftverbrauchszähler‘ befindet sich üblicherweise im Steuergerät der Druckluftversorgung oder im Wartungsrechner
des Motorsteuergeräts. Ist die im Steuergerät hinterlegte Gebrauchsdauer des Trocknerelements erreicht, erhält der Fahrer vom Wartungssystem einen entsprechenden Hinweis im Kombiinstrument.

Zum Auslesen des Luftverbrauchszählers beim Service ist ein geeignetes Diagnosetool erforderlich. Überschreitet der hinterlegte Messwert die vom Fahrzeughersteller definierte Vorgabe, ist eine neue Trocknerkartusche angesagt – und nach dem Tausch muss der Luftverbrauchs zähler wieder ‚genullt‘, also
zurückgesetzt beziehungsweise nach Herstellervorgabe programmiert werden.

Entwässern nicht vergessen!

Eine Empfehlung zum Schluss: Bei einem fachgerechten Lufttrocknerservice sollte der Werkstattfachmann immer auch die Entwässerungsventile an den Druckluftbehältern betätigen, um zu prüfen, ob diese ordnungsgemäß funktionieren. Zudem wird damit schädliches Wasser aus dem System eliminiert, bevor es gefährlichen Schaden anrichten kann.

Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 4/20 der Krafthand-Truck.