Ernst Prost kündigt Abschied an und richtet emotionale Worte an die Belegschaft
Der Geschäftsführer des Schmierstoffspezialisten Liqui Moly wird nach seinem 65. Geburtstag in den Ruhestand gehen. Nach 31 Jahren hat Ernst Prost angekündigt, sich am 22. Februar 2022 aus dem Unternehmen zurückzuziehen. Unter seiner Führung wuchs Liqui Moly von einem kleinen Anbieter von Additiven für Autos zu einem weltweit agierenden Unternehmen für Automotive-Chemie.
(Fast) leiser Abschied
In einem Brief an seine Kolleginnen und Kollegen kündigte der Geschäftsführer seinen Abschied an. Dabei stapelt er in seinem Abschiedschreiben, das uns vorliegt, tief. So bezeichnet Prost sich selbst als „Chef-Teilchen“, eben nur ein kleines Rad in einem gut geschmierten Getriebe. „Stabilität und Kontinuität, vor allem für unsere Arbeitsplätze, zu erzeugen, war und ist meine wichtigste Aufgabe. Eine Herkulesaufgabe, gerade in unwägbaren Zeiten mit hoher Verunsicherung, geringer Planbarkeit und hohem Gefahrenpegel. Alldem haben wir die Sicherheit unserer Arbeitsplätze untergeordnet“, so Prost. Er spricht aber auch von Anstand, Fairness, Respekt, von Toleranz, Anerkennung, Fürsorge, Vertrauen und Liebe. Tugenden die laut Prost für den besonderen Unternehmenserfolg all die Jahre wichtig waren. Doch die Vögelchen haben nicht immer fröhlich gezwischert. Prost musste auch Krisen überstehen, sich deutlicher Kritik erwehren. Dies war besonders dann der Fall, wenn er sich zu politisch-gesellschaftlichen Themen äusserte. Seine vormalige Dauerpräsenz in Talkshows, die großflächigen Anzeigen in populären Tageszeitungen haben nicht jedem gefallen. Der harte Geschäftsalltag sieht eben dann doch meistens anders aus. Man ruderte damals zurück, es wurde leiser um ihn. Doch Ernst Prost ist eben eine ehrliche Haut, er sagt was er denkt und kämpft stets für die gute Sache, der Erfolg gab ihm recht!
„Aufhören ist schwer. Vor allem mit etwas, das man liebt. Aber ich mache es jetzt und steige aus dem Business aus und in ein neues, hoffentlich genauso spannendes Kapitel meines Lebens ein. Ich lasse mich überraschen, was da noch so kommt“, so Prost.
Endlich mal was anderes machen..
„In mir tobt der Wunsch endlich mal was anderes zu machen. (..) Ich möchte meine eigener Herr sein“, so Prost in seinem Abschiedsschreiben. „Es ist nicht die Arbeit mit ihren ganz normalen Aufgaben und Problemen, die mich aufgefressen hat, sondern es waren die Sorgen, die Ängste aber auch Enttäuschungen, Schmerzen und manches Mal gar Zorn und Wut.“ Worte die seine Zerissenheit beschreiben, immer mit sich selbst gerungen, die eigenen Bedürfnisse für das Unternehmen hintenan gestellt.
„Das ist halt so, wenn man so ein emotionales Kerlchen ist wie ich es bin und die Pflichterfüllung über allem steht.“
Offene Worte und eine Botschaft am Ende
Ja, Prost wählt sehr offene Worte, eröffnet in seinem Abschiedsschreiben sehr persönliche Einblicke. Prost wäre jedoch nicht Prost, hätte er nicht doch noch eine knallharte Botschaft zum Schluss: “ Lassen Sie sich nicht vom Bürokratie-Monster auffressen, vom Beamten-Fußball einschläfern. Nicht Pillepalle & Klein-Klein, sondern think big & dicke Bretter bohren. Schnell und gründlich. Nicht Dienst nach Vorschrift, sondern die Extra Meile gehen. Inspiriert, nicht desinteressiert. Fleißig anstatt faul, Verantwortungsvoll anstatt „mir doch egal“.
„Nicht Erbsenzähler und kleinkarierte Krämerseelen machen den Erfolg, sondern Leute, die das große Ganze sehen, kräftig anpacken und große Ziele konsequent verfolgen.“
Die Branche wird Ernst Prost vermissen, vermissen für seinen unbändigen Optimismus, für seine kompromisslose Offenheit und Geradlinigkeit. Auch mir (‚Schorschl‘) wird es so gehen, doch ich bin sicher wir werden wieder von Ihm hören! Machen Sie´s gut Herr Prost und genießen Sie Ihren (Un-)Ruhestand!