Elektromobilität bereitet Geschäftsführer Hiermaier keine Sorgen
Der Geschäftsführer von Liqui Moly, Günter Hiermaier spricht über Elektromobilität, Wachstum in schrumpfenden Märkten und die Zukunft des Unternehmens
Seit mehr als 60 Jahren begleitet Liqui Moly den technologischen Wandel in der Automobilbranche. Dank seines breiten Sortiments an Fahrzeugchemie sieht Geschäftsführer Günter Hiermaier das Unternehmen auch gut für den Mobilitätswandel gerüstet.
Einem Hersteller von Motorölen und Additiven muss Elektromobilität doch Angst machen?
Günter Hiermaier: Nein, keineswegs. Das bedeutet für uns zusätzliches Geschäft, weil wir neue Produkte speziell für Elektrofahrzeuge auf den Markt bringen können, zuletzt ein Getriebeöl für Tesla und eine Brennstoffzellen-Kühlflüssigkeit.
Aber Motoröl brauchen diese Fahrzeuge nicht mehr.
Da haben Sie natürlich recht. Aber denken Sie nur an die Millionen von Autos mit Verbrennungsmotor, die jetzt auf der Straße sind. Selbst wenn von heute auf morgen kein Auto mehr mit Verbrennungsmotor produziert würde, würde es über 15 Jahre dauern bis die letzten verschwunden sind. Unser Schwerpunkt liegt viel stärker auf dem Aftermarket als auf dem OE-Geschäft und im Aftermarket wird sich dieser Wandel nur allmählich vollziehen. Außerdem wäre ich vorsichtig, jetzt schon einen Nachruf auf den Verbrennungsmotor zu verfassen. Es wird spannend sein zu sehen, wie sich E-Fuels noch entwickeln werden. Klimaneutral hergestellte synthetische Kraftstoffe können dem Verbrennungsmotor noch ein langes Dasein bescheren.
Trotzdem wird der Gesamtmarkt für Motoröl schrumpfen.
Und wir werden in diesem Markt dennoch wachsen, weil wir unseren Marktanteil weiter vergrößern werden. Moderne Motoröle werden immer anspruchsvoller in der Herstellung, so dass gerade viele kleinere Ölhersteller diesen Wandel nicht mitgehen können und aus dem Markt verschwinden werden. Aber keine Frage: Langfristig bedeutet der Mobilitätswandel natürlich auch für uns eine starke Veränderung. Doch davor ist uns nicht bange. Wir waren immer vorne mit dabei, wenn es um neue Technologien ging, sei es die Reinigung von Dieselpartikelfiltern, sei es die Probleme durch LSPI, sei es immer dünnflüssigere Motoröle. In der Produktpalette wird es deutliche Veränderungen geben, aber wir bleiben der Spezialist für Automotive-Chemie. Vor 60 Jahren hatte Liqui Moly gerade einmal eine Handvoll Additive im Sortiment. Sonst nichts. Heute sind es rund 4.000 Produkte. Wir sind unheimlich breit aufgestellt mit unserer Produktpalette. Neben Ölen und Additiven eben auch Fette und Pasten, Serviceprodukte wie Bremsenreiniger, Autopflege, Unterbodenschutz, Materialien für die Scheibenreparatur und vieles mehr. Das bietet für jedes Fahrzeug die passenden Produkte, für Verbrenner genauso wie für Elektroautos.
Was raten Sie Werkstätten, für die der Ölwechsel bisher ein guter Frequenz- und Umsatzbringer war?
Natürlich müssen sich auch die Werkstätten umstellen. Und zwar nicht nur technisch, sondern auch als Verkäufer. So fachkundig viele Werkstätten auf technischer Ebene sind, so zurückhaltend sind manche, wenn es ums Verkaufen geht. Dabei geht es nicht darum, dem Kunden Leistungen aufzuschwatzen, die er nicht braucht. Es geht darum, ihm Leistungen anzubieten, die technisch sinnvoll sind und im Interesse des Kunden liegen, an die er aber gar nicht gedacht hatte. Beispiele dafür sind Fahrzeugaufbereitung oder Klimaanlagenreinigung. Dabei kann sich die Werkstatt auf Liqui Moly als starkenPartner für Automotive-Chemie auch in Zukunft verlassen.