Der neue Nikola TRE BEV verfügt über eine E-Achse aus dem Hause FPT Industrial, das Thermomanagement liefert Mahle, die Batteriepacks kommen ebenfalls von einem lokalen Zulieferer. Bilder: Nikola Iveco GmbH
Made in Ulm
Der Nikola TRE BEV steht am Start, eine FCEV-Version folgt
Veröffentlicht am | von Georg Blenk
Mitte September ist in Ulm das Produktionswerk für den batterieelektrischen Nikola TRE (BEV) und für den mit Brennstoffzellen betriebenen Nikola TRE (FCEV) eröffnet worden. Dahinter steckt ein Joint-Venture des amerikanischen Unternehmens Nikola mit IVECO. Die Produktion des TRE BEV, auf der Basis des IVECO S-Way, soll bis Jahresende starten, die ersten Fahrzeuge gehen Anfang 2022 an Kunden in den USA. Bis die Homologation des Fahrzeugs für Europa abgeschlossen ist, dauert es noch bis Mitte nächsten Jahres, dann soll im Nachgang die Auslieferung auch in Deutschland starten.
Die Produktionslinie in Ulm ist nach dem WCM-Modell ausgelegt. Im Einschichtbetrieb sei man in der Lage bis zu 1.000 Einheiten pro Jahr zu fertigen. Die Fertigung soll in den kommenden Jahren schrittweise hochgefahren werden.
Der Produktionsstandort
Auf einer Fläche von 50.000 Quadratmetern, von denen 25.000 überdacht sind, verfügt das Ulmer Werk über einen Endmontageprozess, der speziell für elektrisch angetriebene Fahrzeuge konzipiert ist. IVECO und NIKOLA investierten gemeinsam in den Standort. Von Anfang bis Ende des Produktionsprozesses sind laut IVECO etwa 160 Zulieferer involviert. Das Werk in Ulm arbeitet zudem nach den Grundsätzen des sogenannten World-Class-Manufacturing-Modells. Die Ziele dabei sind keine Abfälle, keine Unfälle, keine Ausfälle und keine Lagerbestände zu generieren. Ein vollständig digitales Werkstattmanagement sorgt für eine hundertprozentige Rückverfolgbarkeit und gewährleistet laut IVECO einen papierlosen Betrieb.
„Dies ist ein weiterer wichtiger Meilenstein für Nikola bei der Umsetzung unserer Strategie ein weltweit führender Anbieter von emissionsfreien Transportlösungen zu werden“, erklärte Mark Russell, CEO von Nikola, im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung in Ulm.
Der Produktionsstandort bietet weitere Vorteile. Neben einer hauseigenen Teststrecke inklusive Steilkurven zur Simulation schneller und langer Konstantfahrten sowie einer Teststrecke in Markbronn mit Kopfsteinpflaster, ‚Belgisch-Block‘ und einem Bremsanhänger, kommt NIKOLA IVECO auch die Nähe zur Technischen Hochschule und dem ZSW-Ulm zugute. Hinzu kommen zahlreiche Zulieferer, die sich ebenfalls in der Region befinden.
Die Technik des Nikola TRE BEV
Fahrzeugerprobung: Auf zwei Teststrecken werden die Trucks auf Herz und Nieren geprüft. Im Bild eine Testfahrt mit Bremsanhänger in Markbronn.
Der NIKOLA TRE BEV ist laut IVECO als sichere, zuverlässige, leistungsstarke sowie emissionsfreie Transportlösung vorgesehen und soll den Wandel in der Branche vorantreiben. Als Basis dient der IVECO S-WAY mit einer von FPT Industrial entwickelten elektrischen Achse.
Das Gesamtgewicht des Fahrzeugs liegt momentan bei der US-Variante bei etwas mehr als zehn Tonnen, inklusive einer doppelt bereiften Nachlaufachse. Die EU-Version wird entsprechend leichter, zumal man das Potenzial einer modular-erweiterbaren Batterieausstattung nützen kann. Das Fahrzeuggesamtgewicht darf derzeit aber bis zu 42 Tonnen betragen.
Die Leistung der Batterie-Packs liegt momentan bei maximal 750 kWh. Bei 350 kW Ladeleistung ist der Nikola TRE BEV bei völliger Entleerung in rund zwei Stunden wieder vollständig geladen. Was die Bereifung angeht, so laufen bereits Abrollwiderstands-optimierte Pneus auf den klassischen schweren Lkw bei Iveco, die ebenfalls beim Nikola TRE BEV zum Einsatz kommen. Momentan setzt IVECO unter anderem auf Michelin.
Auch das Cockpit des BEV ist komplett neugestaltet und beispielsweise mit einem On-time-System mit Informationen beispielsweise zum Fahrzeugzustand, zur Fahrweise, zum Gewicht sowie mit Hinweisen zu Updates ‚Over-the-Air‘ ausgerüstet, wie man es beispielsweise von Tesla kennt.
Die Servicestrategie
Was den Fahrzeugverkauf angeht, so wird es anfänglich ein Projektgeschäft sein, so ein Sprecher von Nikola IVECO. Es geht also um die verkäuferische Kompetenz zur Technik, aber auch was etwaige Förderungen sowie die Einsatz- und Lademöglichkeiten angeht. „Wir schulen bereits entsprechende Mitarbeiter*innen, auch was den Service betrifft.“ Neben der Qualifikation von Werkstattbetrieben in Sachen Hochvolt und BEV-Technik, sollten die Nfz-Betriebe auch Erfahrungen in Sachen LNG mitbringen. IVECO setzt bereits seit längerem auf die verfügbare Technik, um die Abgasemissionen drastisch zu reduzieren. Was die Verfügbarkeit der Batteriepacks angeht, so wird es laut IVECO ein individuelles Leasing- und Austauschprogramm geben. Da ein BEV über keine oszillierenden Massen wie Kolben oder Pleuel verfügt, geht IVECO zudem von einer weitestgehenden Wartungsfreiheit (ausgenommen sind klassische Verschleißteile wie Bremsen, Radlager oder Aufhängungsgelenke etc.) des NIKOLA TRE BEV aus. „Der Umstand wird sich deutlich auf die TCOs auswirken“, so ein Sprecher.
Die elektrische Achse von FPT. Sie leistet je nach Konfiguration bis zu 1.200 PS. Bild: FPT Industrial
Das Cockpit des Nikola TRE BEV ist mit einem großen Display ausgestattet.
Der Nikola TRE FCEV bei der Präsentation im September in Ulm.
Die elektrische Achse von FPT. Sie leistet je nach Konfiguration bis zu 1.200 PS. Bild: FPT Industrial
Das Cockpit des Nikola TRE BEV ist mit einem großen Display ausgestattet.
Der Nikola TRE FCEV bei der Präsentation im September in Ulm.
Die elektrische Achse von FPT. Sie leistet je nach Konfiguration bis zu 1.200 PS. Bild: FPT Industrial
Stufe zwei: Der TRE FCEV
Nikola IVECO plant ebenfalls ein Brennstoffzellen-Truck auf Basis der modular-einsetzbaren Plattform des IVECO-S-Way, den Nikola TRE FCEV. Ein Prototyp wurde der Öffentlichkeit bereits im Rahmen der Eröffnungsfeier des Werks in Ulm präsentiert. Der ‚TRE FCEV‘ ist laut Nikola der nächste Schritt in der Partnerschaft mit IVECO für emissionsfreie schwere Nutzfahrzeuge. Zum Einsatz kommt eine Brennstoffzelle von Bosch. Die FCEV-Variante wird den Angaben zufolge Ende 2023, ebenfalls in Ulm, in Produktion gehen. Damit verfolgt Nikola eine ähnliche ‚Doppel-Strategie‘ was den Antrieb betrifft, wie die ‚Nachbarn‘ von Quantron in Augsburg oder beispielsweise Daimler-Trucks in Leinfelden-Echterdingen. Interessant ist auch die Versorgungsstrategie: Nikola IVECO möchte sich auch um die Wasserstoff-Infrastruktur kümmern. Aus der LNG Erfahrung heraus konnte man schon viel Erfahrungen sammeln. „Auch hier standen die Trucks zur Verfügung, es gab eine Mautbefreiung, aber die Gastankstellen-Infrastruktur stimmte nicht. Wir wussten, dass wir hier mit ‚anschieben‘ müssen. Wir legen unseren Fokus auf Grünen Wasserstoff, der jedoch momentan noch ein knappes Gut ist.“ Nikola IVECO ist deshalb auch Konsortialpartner in etlichen lokalen Projekten. Das Ziel ist dezentrale Potenziale zu nutzen. Dazu gehöre auch Wasserstoff aus biogenen Quellen.
Gerrit Marx, President Commercial Specialty Vehicles bei CNH Industrial und designierter CEO der (neuen) IVECO-Gruppe. Die Ausgliederung des Geschäftsbereichs von CNH Industrial N.V. soll voraussichtlich Anfang 2022 erfolgen. Bild: CNH Industrial
„Trotz aller Herausforderungen in der Branche und der globalen Pandemie, mit denen wir uns seit der Ankündigung dieser Partnerschaft im September 2019 konfrontiert sahen, ist es äußerst erfreulich, heute hier als Team auf die pünktliche und planmäßige Fertigstellung des Produktionswerks zurückzublicken“, so Gerrit Marx, in seiner Eröffnungsrede zum Produktionswerk am 15.09.2021 in Ulm.
Hintergrund: Das WCM-Prinzip
Die Vision des WCM-Prinzips (World-Class-Manufacturing) ist es, eine Produktion in Sachen Qualität, Kosten und Zulieferung sowie was die Mitarbeiter angeht optimal – wenn man so will ‚weltklasse‘ zu gestalten. Dies soll mit der Umsetzung von Produktions- und Qualitätsrichtlinien wie JIT (Just-in-time), TPM (Total-Productive-Maintenance), TQC (Total-Quality-Control) sowie TIE (Total-Industrial-Engineering) erreicht werden. Zusätzlich beinhaltet WCM die Themen Sicherheit, Umwelt und Kundenservice.
Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 4/21 der Krafthand-Truck.
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