Systemkomponenten des neuen Bremssystems iTEBS X. Bilder: Knorr-Bremse
Service-Konzept, Cloudplattform, Zugriffsschutz

Das neue Trailer-Bremssystem iTEBS X von Knorr-Bremse

Knorr-Bremse gab kürzlich den Beginn der Serienbelieferung des sogenannten iTEBS X Systems, der neuesten Generation des elektronischen Trailer-Bremssystems, bekannt. Zu den Kunden zählten bereits weltweit führende Trailer-Hersteller. Das iTEBS X System kann an allen gängigen Auflieger- und Anhängertypen installiert und für alle denkbaren Einsätze verwendet werden. Knorr-Bremse nutzt für den iTEBS X Modulator das HDSCS-Steckersystem und bietet ein modulares Steckerkonzept, wobei die Funktionen, die zuvor über einen einzigen Stecker angesteuert wurden, nun auf mehrere Steckplätze verteilt sind. So seien die Fahrzeugbauer bei der Auswahl an Funktionalitäten flexibler als zuvor und könnten sie präziser zuordnen, bei minimaler Varianz der Verkabelung.

Modulares Konzept für die Luftfederungssteuerung

Als Teil des iTEBS X Systems gestaltete Knorr-Bremse auch das Park- und Rangierventil neu. Die Hebe-Senk-Ansteuerung wurde in das neue Park- und Manövrierventil ‚POM‘ integriert, um Bauraum zu sparen und eine einheitliche Bedienoberfläche zu ermöglichen. Das POM behält dabei grundsätzlich das bewährte Zweiknopf-Design für das Einlegen und Lösen der Parkbremse bei. Die Hebe-Senk Ansteuerung der Luftfederung erfolgt über einen Hebel, mit Varianten, die im Senken und/oder Heben einrasten können. Zusammen mit dem ebenfalls neu eingeführten Chassis-Suspension Module (CSM) kann das POM auch mit einer konventionellen Luftfederung eingesetzt werden. Dies ergänzt den schon heute möglichen Einsatz mit dem Knorr-Bremse iLvl-System für eine elektropneumatische Luftfederung. Das CSM gleicht zusätzlich die Verrohrung zwischen konventioneller und elektropneumatischer Luftfederung iLvl im Trailer an. Diese zusätzliche Harmonisierung soll das Design des Fahrzeuglayouts und dessen Produktion vereinfachen. Auch die Verlagerung des Überströmventils vom Park- und Rangierventil zum iTEBS X Modulator trage zu einer Vereinfachung des Verrohrungssystems bei.

 

Smartes Servicekonzept

„Im Zuge der Markteinführung des neuen elektronischen Trailer-Bremssystems hat Knorr-Bremse gemeinsam mit dem Diagnosespezialisten Cojali auch ein smartes Servicekonzept für Nfz-Werkstätten entwickelt. Dieses Konzept ermöglicht die Diagnose von Trailern, die mit dem iTEBS X System ausgestattet sind“, so Ken Hofmann, Vice President Trailer Unit bei Knorr-Bremse Systeme für Nutzfahrzeuge. Die neue Lösung basiert auf der Mehrmarkendiagnoselösung Jaltest Diagnostics und erfordert neben einer gültigen Knorr-Bremse Diagnostics-Lizenz auch Jaltest Link, die Fahrzeug-Kommunikationsschnittstelle (VCI) von Cojali.

Cloud-gestützte Konfigurationsplattform

Die neue iTEBS X-Produktgeneration beinhaltet zusätzlich auch eine cloud-gestützte Konfigurationsplattform, um zusammen mit dem smarten Servicekonzept eine zukunftssichere Diagnose zu ermöglichen und vor allem neuen Cybersecurity-Anforderungen Rechnung zu tragen. „Wir tragen damit den neuen regulatorischen Anforderungen mit Blick auf das Software-Update-Management-System (UN R156) und die Cybersecurity (UN R155) Rechnung. Diese von Knorr-Bremse benannte Plattform “OCT” (Online-Configuration for Trailers) wurde ebenfalls gemeinsam mit Cojali entwickelt“, ergänzt Hofmann.

Kein Fremdzugriff möglich

Die mechatronischen Trailer-Lösungen von Knorr-Bremse verlassen die Produktion zunächst mit einer generischen Firmware, die vom jeweiligen Trailer-Hersteller an das individuelle Fahrzeug angepasst werden muss, um schließlich die Zulassungsanforderungen zu erfüllen. Die technischen Anforderungsparameter der Fahrzeuge reichen hierbei von der Art des Trailers, der Anzahl der Achsen bis hin zur Bremsencharakteristik. Auf der Grundlage dieser Eingaben generiert die OCT eine verschlüsselte Konfigurationsdatei, die für die Programmierung des betreffenden mechatronischen Produkts von Knorr-Bremse verwendet wird. Durch die Verschlüsselung wird ein nicht autorisierter Fremdzugriff auf sicherheitskritische Systeme im Trailer wirkungsvoll vermieden.

Nur autorisierte Partner können Diagnosesitzung starten

Die hochintegrierte, digitale Lösung ist mit einem Software-Update-Management-System (SUMS) verbunden und unterstützt die Trailer-Hersteller mittels eines End-to-End Prozesses bei der Einhaltung der UN ECE R156. Diese Regelung wird bereits bis Mitte 2024 für neu homologierte Fahrzeuge verpflichtend sein. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass Nfz-Werkstätten rund um die Uhr auf die Konfigurationsdatenbank zugreifen können. Relevante Unterlagen und Dateien, die für den technischen Service benötigt werden, können somit mit einem Klick abgerufen werden.
Zusätzlich erhalten alle ECUs von Knorr-Bremse ein Upgrade und verlassen die Produktion mit einem Verschlüsselungsmechanismus. Die Verschlüsselung wird von einem online-basierten Knorr-Bremse Key-Store verwaltet. Dadurch kann sichergestellt werden, dass nur autorisierte Partner eine Diagnosesitzung starten und sich mit den ECUs verbinden können.

Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 1-2024 der Krafthand-Truck.