Busse nachrüsten – mit Brief und Siegel
Busse, die neu für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Dienst gestellt werden, müssen die Abgasnorm Euro VI erfüllen. Nach Schätzungen des Emissionstechnikspezialisten HJS gibt es in Deutschland derzeit jedoch noch mehr als 8.000 Stadtbusse, die noch nicht mit modernen Euro-VI-Motor- und Abgas- Konzepten ausgestattet sind. Speziell für diese Bestandsfahrzeuge hat das Unternehmen ein nachrüstbares Abgasnachbehandlungssystem entwickelt, mit dem sich der innerstädtische Schadstoffausstoß auf Euro-VI-Niveau drücken lassen soll. Mit dem Einbau sollen sich bestimmte Schadstoffe sogar um bis zu 90 Prozent reduzieren lassen, verspricht HJS.
Besonders interessant an der Nachrüstung ist nach Unternehmensangaben, dass das Bundesverkehrsministerium mit einem solchen Nachrüstsystem ausgestattete Fahrzeuge analog der neuesten Euro-VI-Bus-Typen einstuft und finanziell fördert. Demnach schießt die Bundesregierung in dem ‚Sofortprogramm Saubere Luft‘ mehr als 100 Mio. Euro als Anreiz für die flächendeckende Nachrüstung von Diesel-Bussen zu.
Moderne Euro-VI-Stadtbusse reinigen durch den kombinierten Einsatz von Partikelfilter und SCR-Technik die Abgase bestmöglich. Im Innenstadtverkehr erreichen die Abgase jedoch häufig nicht die für eine optimale Funktion des SCR-Katalysators benötigten Temperaturen. Ein Effekt, der sich im Winter durch die niedrige Umgebungstemperatur noch weiter verstärkt. Deshalb statten die Bus-Hersteller ihre Euro-VI-Fahrzeuge mit einem motorischen Thermomanagement aus.
HJS überträgt dieses Konzept nach eigenen Angaben als autarke Systemarchitektur auf seine Nachrüstanlagen und präsentiert als Mitinhaber des SCRT-Patents ein nachrüstbares Abgasnachbehandlungssystem mit aktivem Thermomanagement, basierend auf aktueller AdBlue-Technologie. Zwei vernetzt wirkende Aktuatoren stellen dabei sicher, dass das giftige NOX im SCR-Katalysator bestmöglich reduziert wird – und dies, ohne in das fahrzeugseitige Motormanagement einzugreifen. Nach Unternehmensangaben wurde die zum Patent angemeldete Nachrüstlösung für Euro-Vund EEV-Busse auf Erstausrüsterniveau entwickelt und hat für die MAN-Busfamilie sowie für den ‚Citaro‘ von Mercedes- Benz/Evobus bereits eine allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) erhalten, was einerseits die Nachrüstung erleichtert und andererseits die Förderung innerhalb des ‚Sofortprogramms Saubere Luft‘ des Bundesverkehrsministeriums ermöglicht. Weitere Varianten für andere Bushersteller sollen bald folgen.
Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 3/18 der Krafthand-Truck.