Bremsprüfstand ermöglicht simulierte Lastsimulation
Mit der aktuellen HU-Bremsenrichtlinie ist die ‚Lastsimulation‘ in die Werkstätten gekommen. Insbesondere bei Fahrzeugen mit ungünstigem Last-Leer-Verhältnis kann die Bremsprüfung in unbeladenem Zustand problematisch sein. Dann muss die fehlende Last ‚simuliert‘ werden. Wie sich das unkompliziert und zeitsparend bewerkstelligen lässt, hat sich KRAFTHAND-Truck vom Allgäuer Werkstattausrüster Maha beim Autohaus Baumann in Memmingen zeigen lassen.
Die seit 2012 gültige HU-Bremsenrichtlinie schreibt nicht nur vor, womit die Bremsanlage eines Fahrzeugs zu prüfen ist, sondern auch wie. Während es bei der Pkw-Prüfprozedur kaum Besonderheiten gibt, haben es die Prüfspezialisten in Werkstätten und Prüfhallen bei Nutzfahrzeugen ungleich schwerer. Denn die Bremsprüfrichtlinie verlangt bei der Hauptuntersuchung (HU) und Sicherheitsprüfung (SP), dass bei der Bremswirkprüfung mittels Bezugsbremskräften auf dem Bremsprüfstand (BPS) ein Blockierdruck von mindestens 1,7 bar erreicht werden muss.
„Das bedeutet, dass die Bremskraft bis kurz vor dem Erreichen der Blockiergrenze kontinuierlich zu steigern ist und der Druck auf den Bremszylinder dabei nicht unter 1,7 bar liegen darf. Bei Fahrzeugen mit ungünstigem Last-Leer-Verhältnis – etwa leere Lkw, Auflieger und Anhänger, Sattelzugmaschinen et cetera – muss man die Last durch geeignete Maßnahmen simulieren, um den geforderten Blockierdruck zu erreichen und die Bremsanlage vorschriftsmäßig prüfen zu können“, erläutert Christian Thalheimer, Produktmanager beim Werkstattausrüster Maha in Haldenwang.
Zeitaufwendig oder zeitsparend
Wie die Last simuliert, also das notwendige Gewicht auf die Achse gebracht wird, ist in der Richtlinie jedoch nicht vorgeschrieben. Doch nachdem sowohl in Werkstätten wie auch Prüfhallen die Prämisse ‚Zeit ist Geld‘ gilt, scheiden bei wirtschaftlich denkenden Werkstattbetreibern einige Lösungen schon von vorneherein aus. Denn prinzipiell wäre es möglich, irgendein Gewicht mit dem Deckenkran oder dem Gabelstapler über der zu prüfenden Achse auf die Ladefläche zu platzieren, um das fehlende Gewicht zu erreichen – was aber bei geschlossenen Fahrzeugen, Silotransportern und Ähnlichem kaum möglich sein dürfte. Vom dafür erforderlichen Zeitaufwand ganz zu schweigen.
Prinzipiell ließe sich die Last auch manuell mit ausreichend dimensionierten Lasi-Spannbändern mit Spannratsche oder einem Kettenzug aufbringen, indem man die Achse oder den Fahrzeugrahmen an geeigneter Stelle nach unten in die Grube spannt – was allerdings eine entsprechende dimensionierte Verankerung im Grubenboden voraussetzt. Doch auch diese Variante ist zeitaufwendig, zudem birgt sie die Gefahr, dass man durch den unkontrollierten Krafteinsatz die Achse oder den Rahmen beschädigt. Selbst mit einer professionellen, hydraulischen Niederziehvorrichtung, wie sie auch Maha im Programm hat, benötigt eine Bremsprüfung ja nach Anzahl der zu prüfenden Achsen noch viel Zeit. Denn je nach Ausführung muss die Spannvorrichtung vor jeder zu prüfenden Achse separat niedergespannt werden – was zeitaufwendig ist, da der Prüfer permanent zwischen Fahrerhaus und Arbeitsgrube wechseln muss, um Fahrzeug und Lastsimulation bedienen zu können.
Viel eleganter, schneller und professioneller lässt sich das mit einer im Bremsprüfstand integrierten Rollensatzanhebung erledigen. Dann kann der Prüfer – je nach Ausstattung – die Bremsprüfung sogar bequem vom Fahrersitz aus erledigen. Allerdings, so Produktmanager Thalheimer, kann es unter Umständen, etwa bei leeren Zweiachs-Anhängern, trotz integrierter Prüfstandsanhebung dennoch notwendig sein, das Fahrzeug mittels Spannbändern am Grubenboden zu fixieren, um ausreichend Last auf die zu prüfende Achse zu bekommen. Für solche Fälle empfiehlt der Produktspezialist spezielle Bodenanker, die es für die Maha-Prüfstände als Zubehör gibt.
Simples Handling
Wie einfach das in der Praxis ist, hat Daniel Welser, stellvertretender Werkstattleiter Nutzfahrzeuge beim Autohaus Baumann im Memmingen (www.mercedes-benz-baumann.de), KRAFTHAND-Truck in der Bremsprüfhalle gezeigt. Dort leistet, nachdem der 18 Jahre alte Vorgänger die Anforderungen der Bremsenrichtlinie nicht mehr erfüllte, seit Ende 2018 ein neuer Rollen-Bremsprüfstand vom Typ ‚MBT 7250 Eurosystem‘ aus dem nahen Haldenwang gute Dienste. Besonders schätzt Welser die Möglichkeit, den Rollensatz im Bedarfsfall hydraulisch anzuheben, um die fehlende Last an der zu prüfenden Achse zu simulieren. Frei nach dem Motto: ‚Funk-Drucksensor anschrauben – auf die Rolle fahren – bremsen – Fernbedienung drücken – Achse anheben – weiterbremsen bis zum Blockieren – Messung speichern – fertig‘. Damit, so Welser, lässt sich eine komplette Bremsprüfung von nur einem Mechaniker innerhalb kurzer Zeit erledigen.
Und eben dieser Zeitfaktor ist es dem Produktspezialisten von Maha zufolge, über den sich die Zusatzkosten für eine solche Rollensatzanhebung mehr oder weniger schnell, sprich: abhängig von der Anzahl der jährlichen HU- beziehungsweise SP-Prüfungen, wieder amortisieren. „Unnötige, zeitraubende Zwischenschritte wie das lästige Befestigen des Fahrzeugs in der Grube, die Kontrolle der Niederspannvorrichtung sowie das nachträgliche Lösen der Fixierung entfallen damit bei den meisten Fahrzeugen – ein ganz entscheidender Vorteil, denn dies spart bei jedem Prüfvorgang viel Zeit“, konstatiert Thalheimer. Dem Fachmann zufolge empfiehlt sich die integrierte Rollensatzanhebung vor allem für Prüfstraßen mit hohem Durchsatz.
Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 1/19 der Krafthand-Truck.