Besser ‚besser‘ bremsen
Ausdrehen und Abdrehen
Bei eingelaufenen oder stark riefigen Bremstrommeln liegt der Bremsbelag nicht (mehr) ganzflächig an der Reibfläche der Trommel an, was neben schlechteren Bremswerten vor allem eine größere Hitzeentwicklung mit all ihren negativen Folgen wie ‚Hotspots‘ bedeutet. „Diese harten Stellen in der Bremstrommel schneiden ähnlich einem Drehstahl in den Bremsbelag und tragen diesen im Berührungsbereich ungewöhnlich schnell ab“, berichten die Nutzfahrzeug- Fachleute von Hunger. Sie empfehlen das Ausdrehen der Bremstrommeln mit einer entsprechenden Maschine. Laut Hunger gibt es horizontal arbeitende Geräte, etwa die Modelle ‚B 325‘und ‚B 355‘, sowie Geräte in Karussellbauweise, etwa das Modell ‚U 305‘.
Um ein optimales Tragbild der Reibbeläge in der Trommel zu erzielen, passt man den Belagdurchmesser der montierten Backen dem Trommel-Innendurchmesser an. Dabei werden laut Hunger auch konstruktionsbedingte Fehlstellungen, wie sie etwa bei einseitig gelagerten Bremsbacken von Simplex- Bremsen üblich sind, zum Nabenmittelpunkt hin egalisiert. Liegen die Beläge nämlich nicht vollständig und ‚satt‘ an den Reibflächender Trommeln an, treten Mängel wie mangelnde Abbremsung, einseitige Bremswirkung und frühzeitiger Verschleiß auf. zudem können sich Bauteile durch eine ungleiche Krafteinwirkung verformen und die Beläge aufgrund der Hitzeentwicklung verbrennen. Probleme, die sich laut Hunger mit dem Abdrehen der Bremsbeläge vermeiden lassen. Moderne Abdrehgeräte arbeiten hierbei in zwei Drehrichtungen, sodass immer in Fahrtrichtung abgedreht wird und die Faserung des Belages auf beiden Achsseiten in gleicher Richtung verläuft. Auch ‚verglaste‘ Bremsbeläge, etwa aufgrund einer fehlerhaften Zugabstimmung, lassen sich mit dem Überdrehen vielfach retten und sich deren Leistung verbessern.
Problemkind Bremsscheibe
Ein ‚Dauerbrenner‘ beim Bremsenservice sind den Fachleuten von Hunger zufolge schlagende, vibrierende oder rubbelnde Bremsscheiben. „Bremsscheiben werden heutzutage schnell und aus Grauguss GG 20 hergestellt – und ohne Spannungsarm-Glühen schon nach kurzer Zeit weiterbearbeitet. Der ‚junge‘ Guss altert damit quasi erst im Kundeneinsatz“, bemängeln die Bremsendienst-Spezialisten. Um Bremsenrubbeln und schlagende Bremsscheiben von Anfang an zu vermeiden, empfehlen sie, auch neue Bremsscheiben abzudrehen, um die internen Spannungen zu nehmen. Derart behandelte Bremsscheiben sollen nicht nur ‚runder‘ laufen, sondern vor allem auch deutlich länger halten.
Häufig lassen sich gelaufene Bremsscheiben mit Blick auf die geforderte Mindeststärke noch bedenkenlos weiterverwenden. Allerdings sind diese von der Innen- zur Außenseite hin etwas ungleichmäßig, sprich: keilförmig abgenutzt. Werden nun neue Bremsklötze eingesetzt, ohne die Bremsscheibe zu bearbeiten und die Dickentoleranz zu beseitigen, tragen diese anfänglich nur zu einem geringen Prozentsatz. Das bedeutet nicht nur erst einmal eine schlechtere Bremswirkung, sondern verursacht bei gleicher Zuspannkraft des Bremssattels auch höhere partielle Temperaturen an Bremsbelag und -scheibe. „Dadurch verringert sich die Lebensdauer des Reibbelags zum Teil erheblich, und auch die Bremsscheibe verschleißt schneller“, warnen die Experten.
Werden bei einer keilförmig abgenutzten Bremsscheibe lediglich neue Beläge eingesetzt, kann es darüber hinaus vorkommen, dass die Bremssattelführung verkantet. Demzufolge kann die Bremse heiß werden, häufig verschleißt auch ein Bremsbelag schneller und die Schlittenführung leidet. „Nach unseren Erfahrungen werden viele Bremssättel wegen solcher Schäden und nicht wegen normalem Verschleiß erneuert“, konstatieren die Kauferinger Bremsenservice-Spezialisten.
Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 1/18 der Krafthand-Truck.
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