

Bear-Machines: Lkw- und Busreifen halbautomatisch Nachschneiden
Lkw-Reifen werden seit den 50er-Jahren nachgeschnitten. Es ging anfangs nicht so genau. Zum Einsatz kamen einfache elektrische Handgeräte, mit einer erhitzbaren Schneidklinge. Die Pneus waren damals auch nicht mit dem Label ‚Regroovable‘ (ECE-R-54) gekennzeichnet, es gab keine Vorgaben von Seiten der Reifenhersteller. Heute ist es vorgesehen, vorausgesetzt sie sind zum Nachschneiden geeignet und verfügen mindestens noch über eine Profiltiefe von 1,6 mm. Der Reifen muss über eine entsprechend starke Karkasse, also über genug ‚Fleisch‘ verfügen, um ihn bearbeiten zu dürfen. Meist ist eine zusätzliche Markierung (Nachschneideindikator) vorhanden, um die maximale Schnitttiefe nicht zu überschreiten.
25 Prozent mehr Nutzugsdauer

Moderne, handgeführte Geräte wie das RillfitSix von Ruff funktionieren ebenfalls durch Erwärmen einer Schneidklinge. Der Einsatz macht Sinn, lässt sich dem einzelnen Pneu doch wieder Leben einhauchen. Doch die regelmäßige Bearbeitung einer Vielzahl an Pneus, beispielsweise im Speditionsumfeld oder als Werkstattdienstleitung, bietet sich mit einem Handgerät nicht an. Das händische Nachschneiden ist mühsam, zeitraubend, mitunter ungenau. Dabei liegen im Nachschneiden von Lkw- und Busreifen enorme Potenziale, bis zu 25 Prozent länger lassen sie sich nutzen. Michelin spricht von einer Kraftstoffeinsparung von zwei Litern/100km pro nachgeschnittenen Pneu, da die Phase des geringeren Rollwiderstands (A) verlängert wird. Das schlägt sich auf die Gesamtkosten nieder und tut der Umwelt gut.
Die Bear-Cut

Das Start-Up Bear-Machines mit Sitz im westfälischem Heek, hat mit der Bear-Cut eine halbautomatische Maschine für das präzise und schnelle Nachschneiden von Bus- und Nutzfahrzeugreifen entwickelt und zur Marktreife gebracht. Tatsächlich konnte man bereits zahlreiche Preise für die Maschine einheimsen. Die Bear-Cut benötigt nur wenige Minuten, um einen Reifen komplett nachzuprofilieren. Dabei ist die Maschine in der Lage, alle gängigen Reifengrößen und Profilformen wie Gerade-, Wellen- und Zickzack-Linien sowie Querrillen nachzuschneiden. „Ist die Maschine einmal eingerichtet und das Schnittmuster über den Touch-Screen programmiert, dann liefert die Bear-Cut in weniger als 40 Sekunden pro Rille wiederholgenaue Schnittergebnisse“, erklärt Mark Berendsen, geschäftsführender Gesellschafter und Gründer von Bear-Machines.

So funktioniert´s
Der Lkw-Reifen wird auf der Felge auf eine Achse montiert. Das dauert laut Berendsen nur wenige Minuten. Optional sei künftig auch das Nachschneiden des Pneus ohne Felge durch den Einsatz eines Spannsystems möglich. Anschließend senkt die Bear-Cut den Reifeninnendruck auf 2,5 bar ab, aus Sicherheitsgründen, und gibt den Schnittprozess frei. Jetzt dreht sich der Reifen auf der Achse, während der bewegliche Kopf mit der Klinge die gewünschten Profile nach Herstellervorgaben nachschneidet.
Für den Schnitt verwendet die Bear-Cut selbst entwickelte Klingen, die durch Strom erhitzt werden. Klassisches Verfahren also. Die Klingen verfügen jedoch über eine besonders hohe Standzeit, während diejenigen von Profilnachschneidern laut Bear-Cut oft schon nach ein oder zwei Reifen brechen oder sich verbiegen. Auch ein Fehlschnitt in die Karkasse, was eine Zerstörung des Reifens bedeutet, sei mit der Bear-Cut nahezu ausgeschlossen. Der Bediener der Maschine muss während des Nachschneidens nur zwei Griffe festhalten und die Nachschneidevorgaben der Hersteller beachten. Die Einweisung dauere höchstens einen Vormittag.

ROI und Service on Demand
Bei einem Stückpreis von Premiumreifen von 600 Euro und mehr, trage die Bear-Cut zu einer erheblichen Kostenersparnis bei. Dadurch rechne sich die Anschaffung der Maschine für eine Spedition mit rund 100 Fahrzeugen in weniger als zwei Jahren. Zudem zahle die Bear-Cut auf die ESG-Konformität des Flottenbetreibers ein. Die Maschine lässt sich zudem in einem 3,5-Tonner zu jedem beliebigen Aufstellort transportieren Für den Betrieb sei lediglich ein 230-Volt-Strom- und ein 6 bar-Druckluftanschluss nötig. Dadurch möchte Bear-Machines zusätzliche Geschäftsmodelle eröffnen, zum Beispiel das Nachschneiden von Reifen auf der Bear-Cut als Service-on-Demand, inklusive Fernwartung durch das GSM-Modul oder via WLan.
Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 1-2025 der Krafthand-Truck.