E-Lkw mit Wasserstoff-Verbrenner als Range-Extender
IVECO hat auf der IAA Transportation in Hannover eine Studie eines Lkw mit seriellem Hybridantrieb gezeigt. Das Konzept basiert auf einem S-eWay und einem 6×2-Fahrgestell. Der Clou: Das Fahrzeug ist mit einem Cursor-9 H2-Hybrid-Motor und einer E-Achse ausgestattet. Der Wasserstoff-Verbrenner mit 8,7 Liter Hubraum und Sechszylinder-Reihenmotor mit Port-Fuel-Injection (FPI, Saugrohreinspritzung) liefert 310 PS bei 1.400 Nm. Er fungiert als reiner Reichweitenverlängerer (Range-Extender), treibt also nicht mit an. Der H2-Verbrenner und die E-Achse stammen von der IVECO-Schwestermarke FPT Industrial. Interessanter Nebenaspekt: Der Motor ist mit einem extrem niedrig-viskosem Öl der Viskositätsklasse 0-W16 (Urania Next von Petronas) befüllt, für schwere Nutzfahrzeugmotoren eher exotisch.
Hybridmodul und Batterien
Das Hybridmodul mit reiner Generatorfunktion ist direkt hinter dem H2-ICE (in P1-Anordnung) angeflanscht und stammt von MUVIQ. Je nach Einsatz des Fahrzeugs trägt es nach einer speziellen Steuerstrategie dazu bei, die von der E-Achse benötigte Leistung (bis zu 400 KW) zu liefern und/oder die Batterien aufzuladen. Die Batterien des Konzepttrucks wurden ebenfalls von FPT Industrial entwickelt und gebaut. Es handle sich dabei um Prototypen, die aus der Erfahrung mit leichten Nutzfahrzeugen (LCV) und der Li-Ion-Batterie eBS37 (Die Batteriezellen stammen von Microvast) sowie den Bus-Batterien (eBS69) auf Basis von Li-Ion- sowie NMC-Technologien (Nickel-Kobal-Mangan, ebenfalls von Microvast) abgeleitet sind. Die beiden Batterien liefern eine Leistung von zweimal 80 kWh.
Tanks und Reichweite
Bei der E-Achse handelt es sich um eine eAX 840-R von FPT die bis zu 480 kW Dauerleistung liefern kann. Die Dimensionierung des Batteriesystems begrenzt das System auf 400 kW ähnlich der Architektur des Antriebsstrangs von Brennstoffzellenfahrzeugen.
Die Wasserstofftanks verfügen über 800l (72kg) Fassungsvermögen. Lieferant für die Tanks ist Hexagon. Das H2-Speichersystem im Konzeptfahrzeugs stammt (noch) vom S-eWay FuelCell. Welche Tanks in einer späteren möglichen Serienversion zum Einsatz kommen, stünde laut IVECO noch nicht fest. Die tatsächliche Reichweite des Hybridfahrzeugs hänge auch stark vom Einsatzzeck ab. Der Wirkungsgrad des Hybridkonzepts wird jedoch voraussichtlich etwas geringer sein als der eines Brennstoffzellen-Elektrofahrzeugs.
Potenziale ausloten
IVECO ist auf dem Weg zum emissionsfreien Straßengüterverkehr, indem das Unternehmen Potenziale aller heute und morgen verfügbaren Technologien und Kraftstoffe auslotet. Die endgültige Serieneinführung von Technologien, wie des H2-ICE-Hybridfahrzeugs hängt laut IVECO von vielen Faktoren ab. Dazu gehörten etwaige Förderungen, die Wasserstoff-Infrastruktur und der natürlich der Preis des Kraftstoffs. Auf jeden Fall ist der ‚H2-Hybrid-Concept‘ ein hochinteressantes Beispiel was technisch realisierbar ist, um die Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs voran zu treiben.
Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 4-2024 der Krafthand-Truck.