In die Schulungsinhalte der Paul Academy fließt der Erfahrungsschatz aus der Entwicklung und Fertigung direkt mit ein. Im Bild zu sehen, der Bau eines PH2P-Brennstoffzellen-Trucks in der Montagehalle von Paul Nutzfahrzeuge. Der Hilfsrahmen ist gemäß ABH-Richtlinien auf Basis von FEM-Berechnungen ausgeführt. Zusätzlich kommt eine Leckage-Erkennung (Hoch- und Mitteldruck) zum Einsatz. Bild: Georg Blenk
E-Antrieb (BEV/FCEV)

Elektrisch gut unterrichtet!? Die Zusatzausbildung bei der Paul Academy

Aufgrund der zunehmenden technischen Komplexität moderner Nutzfahrzeuge sowie den gesetzlichen Anforderungen an die Arbeitgeber und das Personal hat die Paul Nutzfahrzeuge GmbH eine eigene Schulungs-Akademie ins Leben gerufen. Ein Schwerpunkt des Schulungsangebots liegt auf der Hochvolt- und Wasserstoff-Technik, also dem Umgang mit BEV und FCEV in der Nfz-Werkstatt. Dazu sollte man wissen, dass das Unternehmen aus dem bayerischen Vilshofen an der Donau, nicht nur als Spezialist für die Umrüstung von Nutzfahrzeugen und den Sonderfahrzeugbau gilt, sondern auch als Vorreiter in Sachen alternative Antriebe. Dabei ist es unerheblich ob es sich um Fahrzeuge mit Wasserstoff-, CNG- oder LNG-Verbrennungsmotor, batterieelektrische Lkw oder Fahrzeuge mit Brennstoffzelle handelt. Neben zahlreichen Umbauten im Kundenauftrag, bietet Paul mit dem PH2P-Truck auch einen eigenen Truck an.

 

Wissen was Phase ist – die Paul Academy

Als Schulungseinrichtung bereitet die Paul Academy sowohl eigene Mitarbeiter als auch Kunden auf den Umgang mit batterieelektrischen Trucks und Fahrzeugen mit Brennstoffzelle vor. Dabei spielt in beiden Fällen der Umgang mit der Hochvolttechnik eine zentrale Rolle. Beim FCEV kommt das Thema Wasserstoff, die Tank- und Sicherheitsvorrichtungen sowie die Brennstoffzelle selbst hinzu.

Das Schulungsangebot

Das Schulungsangebot ist umfangreich und wird stetig ausgebaut. Es umfasst beispielsweise Online-Schulungen zum Fachkundenachweis Hochvolt 1S und 1E sowie zum Umgang mit Wasserstoff und Gas 1S und 1E. Hinzu kommen Präsenzseminare zur Fachkundigen Person (FHV) beziehungsweise Arbeiten an HV-Systemen (2S, 2E 3S, 3E) sowie zu Arbeiten an Wasserstoff- und gasbetriebenen Fahrzeuge (2S, 2E, 3E) sowie verschiedene Kombischulungen.
Trainings zur Verantwortlichen Elektro- oder Gasfachkraft sowie diverse Produktschulungen zur Thema BEV und FCEV runden das Angebot ab. Eine aktuelle Schulungsübersicht und weitere Informationen sind unter academy.paul.group/portfolio.pdf zu finden.

Erfahrungswerte: Nachgefragt bei Robert Kiessling

Robert Kiessling ist Produkttrainer bei der Paul Academy. Bild: Georg Blenk

Verantwortlicher Produkttrainer bei der Paul Academy ist Robert Kiessling. Er arbeitet mit einem Team an Spezialisten zusammen und profitiert vom Erfahrungsschatz der Kollegen aus der Fahrzeugproduktion bei Paul. Wir haben uns mit Herrn Kiessling über die Paul Academy und seine Erfahrungswerte mit den Kursteilnehmer(innen) unterhalten.

Gibt es bei den Schulungsteilnehmern Berührungsängste gegenüber dem Thema Hochvolt/Brennstoffzelle. Wenn ja, warum?
Ja, es gibt Bedenken, unter anderem die Sorge vor körperlicher Gefährdung. Meist sind das aber Vorurteile, die sich durch fehlendes Wissen gebildet haben. Ein Kernaspekt unserer Ausbildung ist es, diese Ängste auszuräumen. Wir zeigen sowohl theoretisch als auch in praktischen Versuchen ganz greifbar, dass rein physikalisch kein Grund zur Sorge besteht. Die Fahrzeuge sind sicher. Andernfalls hätten sie den strengen Auflagen nach gar keine Zulassung erhalten.

Welche Falschinformationen kursieren und wie können Sie sie ausräumen? Zum Beispiel Wasserstoff sei hochgefährlich?
Mit Wasserstoff verbinden viele sofort die Lakehurst-Hindenburg-Katastrophe. Doch die liegt rund 90 Jahre zurück und das Luftschiff war mit einer irrwitzig großen Menge Wasserstoff an Bord unterwegs. Auch hatte man damals weder das Wissen von heute noch die Technologie. Die Themen Dichtigkeit, Explosionsschutz, Betankung und Transport sind heute sehr gut beherrscht und sicher.

Zu den Schulungsinhalten gehört auch die Potenzial-Ausgleichsmessung. Bild: Georg Blenk

Wie würden Sie das Vorwissen was alternative Antriebe bei den Schulungsteilnehmern angeht bewerten?
Das sieht sehr unterschiedlich aus. Viele haben sich zuvor vor allem berufsbedingt mit den Themen befasst. Daher ist die Tendenz eher positiv. Allerdings gehen viele nach der Schulung mit mehr als einem Aha-Erlebnis nach Hause. Sprich: Wir vermitteln immer noch etwas, das sie zuvor nicht gewusst haben. Umgekehrt erfahren wir auch, was die Teilnehmer bereits wissen. Es ist kein einseitiger Unterricht, sondern ein Erfahrungsaustausch auf Augenhöhe.

 

Persönliche Schutzausrüstung PSA am HV- /H2-Schulungsarbeitsplatz. Bild: Georg Blenk

Wie groß sind die Gruppen, die Sie schulen?
Wir schulen in Gruppen ab sechs bis hin zu 12 Teilnehmern. Bei größeren Gruppen und vor allem während der Fachpraxis teilen wir in kleine Klassen auf, sodass jeder in der ersten Reihe stehen und selbst Hand anlegen kann. Die Paul Academy bietet bereits Online-Schulungen an. Welche Schulungen sind es und was ist in Zukunft noch geplant?
Aktuell kann man bei uns die Online-Schulungen zu Hochvoltqualifikation 1S/1E und die Gas-Wasserstoffqualifikation 1S/1E absolvieren. Wir haben sie entwickelt, damit die Teilnehmer für einen 90-minütigen Kurs nicht extra anreisen müssen. Ohne einen Praxisanteil ist das einfach möglich und sehr komfortabel. Sollten darüber hinaus Fragen aufkommen, beispielsweise zu Besonderheiten in ihrem Betrieb, dürfen die Teilnehmer uns gern kontaktieren.
Was in Zukunft kommt? Ideen haben wir viele, genauso viele wie Wettbewerber. Lassen Sie sich gern überraschen. So viel sei aber verraten: Es wird noch komfortabler und kostengünstiger für die Teilnehmer.

Hier gehts zum Paul Academy Schulungsangebot: www.paul.academy

 

Bernhard Wasner, bei der Eröffnung der PIN21-Konferenz am 5. Juni 2024 in Vilshofen an der Donau. Bild: Georg Blenk

PIN21 in Vilshofen

Im Juni 2024 fand die PIN21-Konferenz auf dem Betriebsgelände von Paul Nutzfahrzeuge in Vilshofen statt. Das Kernthema lautete „Wie schaffen wir die Energiewende im straßengeführten Transportwesen“. Zahlreiche namhafte Experten von OEM und Zulieferer waren vor Ort und referierten über neueste Technologien und die Herausforderungen der Zukunft. Zu sehen war der hauseigene Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lkw PH2P, der erste in Serie gefertigte mittelschwere Brennstoffzellen-Lkw Deutschlands. Auf der IAA Transportation 2024 wird die Paul Group diverse Neuheiten vorstellen, dazu gehört die Weiterentwicklung des PH2P Truck als 6×2 Version für weitere Anwendungen mit höherer Nutzlast, zum Beispiel in der Getränkelogistik.

„Wir haben Kunden die fahren bis zu 3.000 Kilometer in der Woche mit unseren Trucks. Die Geschwindigkeit mit der wir die Fahrzeuge entwickeln konnten, zumal in dieser Qualität, ist durchaus einzigartig“, so Bernhard Wasner, CEO der Paul Group.

Ein ausführliches Interview mit Bernhard Wasner finden Sie hier.

 

 

Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 3-2024 der Krafthand-Truck.