OWI Science untersucht neuartige Kraftstoffmischungen für Lkws
Klimaschutz mit neuen treibhausgasarmen Dieselkraftstoffen ist technisch möglich, so die Botschaft der OWI Science4Fuels gGmbH an der RWTH Aachen, einer unabhängigen und gemeinnützigen Forschungseinrichtung. Derzeit kommen vor allem par affinische Kraftstoffe wie hydrierte Pflanzen- und Bioöle sowie Erzeugnisse aus der Fischer-Tropsch-Synthese als Dieselersatz infrage. Da Kraftstoffe gemäß aktueller Fassung des Bundes-Immissionsschutzgesetz zu mindestens 70 Prozent aus Mineralöl bestehen müssen, ist die Verwendung reiner Paraffine als treibhausgasarme Dieselkraftstoffe noch nicht möglich. Daher stellen Mischungen von bis zu 30 Prozent das momentane Markteinführungsszenario für klimaschonende Kraftstoffe dar, die ohne technische Änderungen auch in Nutzfahrzeugen mit Dieselantrieb zum Einsatz kommen könnten. Vor ihrer breiten Markteinführung muss jedoch laut OWI gewährleistet sein, dass die Blends betriebssicher sind. In einem aktuellen Forschungsvorhaben schafft die OWI Science4Fuels gGmbH die Grundlagen auch für höhere als die derzeit geltende Obergrenze der Mischungsanteile von paraffinischem Dieselersatz mit erdölbasiertem Kraftstoff und Biodiesel (Fettsäuremethylester, FAME).
Komplizierte Mischung
Zwar entsprechen paraffinische treibhausgasarme Dieselkraftstoffe der Norm DIN 15940 und sind damit technisch für Dieselmotoren geeignet, doch wie sie sich in Mischungen mit anderen Kraftstoffen verhalten, ist laut OWI noch nicht ausreichend bekannt. Im Fokus stehen dabei das Löslichkeitsverhalten und die Kälteeigenschaften der Kraftstoffe, die je nach Art und Herkunft der Rohstoffbasis sowie dem Grad ihrer Verarbeitung (n-paraffinisch oder iso-paraffinisch) unterschiedlich sein können. Wenn n-Paraffine ihre Löslichkeitsgrenze in der Kraftstoffmischung überschreiten und kristallisieren, ist der Kraftstoff nicht mehr homogen und gegebenenfalls nicht mehr einsatzfähig. Weitere Einflussfaktoren sind Temperaturwechsel, saisonale Unterschiede sowie Beimischungskomponenten wie der übliche Biodieselanteil von bis zu sieben Prozent. OWI Science4Fuels führt praktische und analytische Laboruntersuchungen unterschiedlicher Blends durch und strebt die Bestimmung und Bewertung eines alternativen Kraftstoffparameters zur Beschreibung des Löslichkeitsvermögens an. Aus den Untersuchungsergebnissen entwickelt OWI Science4Fuels Handlungsempfehlungen, wie zum Beispiel Kraftstoffmischungsregeln für Kraftstoffhersteller und -händler. Diese könnten auch als Standardisierung von definierten Blends in die Normen einfließen und bei einem Markteintritt die Verwendung von treibhausgasärmeren Dieselkraftstoffen unterstützen. Die Betriebssicherheit und die Performance der Blends könnten durch exakt auf den Kraftstoff abgestimmte Additive gewährleistet werden.
Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 3/21 der Krafthand-Truck.