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Steuergerät flashen in der Werkstattpraxis
Flashen Sie schon oder zögern Sie noch? Gerade für markenungebundene Werkstätten wird es immer wichtiger auch elektronische Probleme lösen zu können. Nur so kann auch in Zukunft auf Augenhöhe mit Vertragswerkstätten gearbeitet werden. Ein wichtiges Thema ist dabei das Flashen von Steuergeräten. Krafthand widmet deshalb diesem Thema ein Spezial das klärt, wie das Pass-Thru-Verfahren funktioniert, worauf Werkstätten achten sollten und zeigt einen Flashvorgang mit dem mega macs 66 von Hella Gutmann Solutions.
Das Flashen von Steuergeräten
Für den PassThru-Vorgang ist nicht zwingend ein Diagnosegerät notwendig. Ein VCI fungiert ‚stand-alone‘ als Router und sendet die Daten des Fahrzeugherstellers vom Werkstatt-PC direkt an das Fahrzeug. Damit dies funktioniert muss sich der Kfz-Profi am jeweils gewünschten OE- (beziehungsweise Herstellerportal) anmelden. Der Zugang ist auf Kfz-Profis beschränkt und mit Kosten verbunden. Notwendig ist zudem die entsprechende Hersteller-Software, die sich der Kfz-Profi vom Herstellerportal lädt (alternativ kann er sie auch in vielen Fällen auf CD bekommen). Die Software des Herstellers muss also lokal auf dem Werkstattrechner installiert und freigeschaltet sein (das funktioniert in vielen Fällen über einen Zugangscode).
Je nach Hersteller der Diagnosehardware muss zusätzlich ein entsprechendes Programm auf den Werkstattrechner heruntergeladen werden. Bei Hella Gutmann Solutions wird es als HGS PassThru-Setup bezeichnet.
Hat der Kfz-Profi das VCI an die OBD-Schnittstelle des Fahrzeugs (bei Zündung an!) angeschlossen und mittels USB-Kabel (!) mit dem Werkstattrechner verbunden ist das System bereit. Jetzt startet der Kfz-Profi (im Falle von Hella Gutmann Solutions) das HGS PassThru-Setup. Jetzt kann auf dem Werkstattrechner ein Kommunikationstest durchgeführt werden.
Flashen via PassThru - Step by Step
Nachfolgend skizzieren wir die grundsätzliche Vorgehensweise, wenn man erstmalig mit PassThru arbeiten möchte. Da es sich um eine generalisierte Vorgehensweise handelt, können sich je nach Hersteller des VCI oder des Diagnosetesters sowie der Herstellerplattform/Software Abweichungen ergeben.
Die Vorbereitungen
- Registrieren Sie sich auf dem OE-Portal des jeweiligen Fahrzeugherstellers. Wählen Sie den Nutzungszeitraum, wickeln Sie die Bezahlung ab und liefern Sie etwaige Nachweise.
- Klicken Sie auf den Bestätigungslink in der E-Mail nach der erfolgten Freischaltung (Achtung! Die Sendung der E-Mail kann je nach Hersteller und Verfahren einige Tage dauern). Tipp: Oftmals lohnt sich der Blick in den Spam-Ordner!
- Laden Sie die Herstellersoftware (ggf. VCI-Software) auf Ihren Werkstatt-PC (Download). Führen Sie die jeweilige ‚XY.exe‘ aus und folgen Sie den Anweisungen.
Der eigentliche Flash-Vorgang
- Stellen Sie die Verbindung über die OBD-Schnittstelle via VCI (oder Diagnosetester) zum Werkstattrechner (USB) her.
- Starten Sie die VCI-Software und führen Sie den Kommunikationstest durch (je nach Anbieter, hier bei Hella Gutmann Solutions).
- Wählen Sie jetzt den entsprechenden Datensatz für das Steuergerät für das eine Reprogrammierung beziehungsweise ein Software-Update vorgesehen ist aus, und laden Sie ihn auf Ihren Werkstatt-PC.
- Schließen Sie das Stützladegerät an und aktivieren sie es.
- Starten Sie das Flashen bei ‚Zündung an‘. Der Datensatz wird über das PassThru-fähige Diagnose interface (VCI) an das entsprechende Steuergerät geschickt. Dieser Vorgang kann je nach Fahrzeug und Marke mehrere Stunden dauern.
- Schalten Sie die Zündung nach Abschluss des Flashvorgangs aus und warten Sie mindestens 30 Sekunden.
- Nach dem Wieder-Einschalten der Zündung führen Sie einen vollständigen Systemtest mit dem Diagnosetester durch und löschen Sie etwaige Eintragungen im Fehlerspeicher. Die Erstinbetriebnahme des Fahrzeugs muss gezielt überwacht werden. Eine Probefahrt ist obligatorisch!
Was und wer kann Pass Thru?
Pass Thru ist ein Begriff, der schon seit Jahren durch die Branche schwirrt. Folglich wissen inzwischen die meisten Kfz-Profis – und nicht mehr nur Brancheninsider und Diagnosegeräteanbieter – was es damit auf sich hat. Und dennoch ist dieses Thema für viele Werkstätten noch Neuland. Krafthand beleuchtet das Thema umfassend und lässt einen Leser sowie einen Diagnoseexperten zu Wort kommen.
Das Prinzip des Pass-Thru-Verfahrens
In den EU-Verordnungen zur Homologation von Euro-5- und Euro-6-Fahrzeugen werden die Automobilhersteller gesetzlich verpflichtet, allen – also auch markenunabhängigen Kfz-Betrieben – einen standardisierten Zugang zu Reparatur- und Wartungsinformationen für Fahrzeuge dieser Euro-Klassen und das Programmieren von Steuergeräten zu ermöglichen. Letzteres können freie Werkstätten mit dem Pass-Thru-Verfahren vornehmen.
Interview: Worauf müssen KFZ-Werkstätten beim Flashen achten?
Ralf Gutekunst, Leiter Produktmanagement für Diagnose bei Hella Gutmann, steht Rede und Antwort zur Pass-Thru-Abdeckung und -Gewährleistung. Außerdem erzählt er im Video, dass Pass Thru immer wichtiger wird und wie unterschiedlich Werkstätten damit umgehen.
Praxisvideos: Flashen mit dem mega macs 66
Krafthand hat den mega macs 66 als PassThru-Tool getestet. Die beiden Anwendungsfilme zeigen Ihnen einen Flash-Vorgang in zwei Schritten. Im ersten Film wird der vom Kunden beanstandete Fehler eingegrenzt, Verbindung zum OE-Portal hergestellt und geprüft, ob der Hersteller eine Lösung per Software-Update anbietet. Im zweiten Film wird der Flash-Vorgang durchgeführt.
Keine Angst vor Pass Thru
Bei Software-Updates geht es auch um die Frage der Haftung und ob ein Kommunikationsabbruch wirklich so schlimm ist. mehr …