Titelbild KRAFTHAND 9/2019
Ausgabe:

9/2019

Erscheinungstermin:9. Mai 2019
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Editorial

Immer noch ein Handwerk

geht es um Zukunft, fällt fast immer das schon inflationär gebrauchte D-Wort. Man bekommt langsam das Gefühl, als würde die Digitalisierung unser Leben in allen Bereichen besser machen. Natürlich ist das nicht der Fall, schon gar nicht in der Kfz-Werkstatt. Nach wie vor ist das Autoreparieren ein klassisches Handwerk. Wir stecken immer noch wie vor 20 oder 30 Jahren die Bremsklötze in den Sattel. Bei vielen anderen Tätigkeiten sieht es nicht anders aus.

Und dort, wo man meinen könnte, dass der digitale Fortschritt uns beim Autoreparieren längst hilft, sind wir noch lange nicht da, wo wir sein sollten: Die Fehlersuche an elektronischen Systemen gleicht oft noch der Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Klar, weil es teils an Qualifikation mangelt. Aber sehr häufig auch, weil die Systeme inzwischen so komplex sind, dass es trotz bester Diagnosetechnik und umfangreicher Informationen schwierig ist, Fehler zu finden. Da geht es den Markenbetrieben nicht anders wie den Freien. In beiden Fraktionen kostet die Fehlersuche viel Zeit. Zeit, die sich leider nicht immer im vollen Umfang verrechnen lässt.

Das alles ist zwar ärgerlich, aber zugleich ein Beleg dafür, dass in unserer hochtechnisierten und automatisierten Welt ohne Kfz-Profis in der Werkstatt defekte Autos nicht wieder in Schuss kommen. Zwar kann man einwenden, dass in Zukunft Elektronikprobleme häufiger via Software-Updates over the air gelöst werden und somit dafür gar keine Werkstätten mehr angesteuert werden müssen. So wird es sicher kommen. Doch wenn ein Sensor kaputtgeht, lässt sich das zwar online diagnostizieren, aber um den alten heraus- und den neuen Fühler wieder einzuschrauben, braucht es immer noch geschickte Handwerkerhände.

Außerdem bin ich mir sicher, dass mit der weiteren Digitalisierung und Vernetzung ganz neue Probleme auf die Werkstätten zukommen, die auch weiterhin nach qualifiziertem Fachpersonal für Wartung und Reparatur rufen. Wer sagt denn, dass etwa Hochvoltsysteme oder Sensoren für die Vernetzung ewig laufen? Also hat das solide Handwerk trotz allen technischen Fortschritts immer noch goldenen Boden!

torsten.schmidt@krafthand.de

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