Good News
Angesichts der Entwicklungsgeschwindigkeit in der Automobiltechnik und der dafür immer wieder neuanzuschaffenden Prüf- und Messtechnik verwundert es nicht, dass Inhaber von Kfz-Betrieben schwarzsehen. Wobei diese Herausforderungen, wenn auch nur unter hohen finanziellen Anstrengungen, noch zu bewältigen sind, da entsprechende Investitionsentscheidungen jeder Unternehmer selbst in der Hand hat. Anders sieht es mit den Bürden und Hürden aus, die Autobauer einerseits ihren Markenbetrieben ständig neu auferlegen und andererseits dem freien Markt durch ihr teils diskriminierendes und diskreditierendes Verhalten in den Weg stellen. Vor allem Letzteres ist schäbig, da hier an den Grundfesten des fairen Wettbewerbs wie an einem Pflaumenbaum gerüttelt wird, um dessen Früchte, sprich Umsätze mit einzukassieren.
Die gute Nachricht: Glücklicherweise kann die Autolobby hier nicht mehr uneingeschränkt agieren. So hat etwa der Gesamtverband Autoteile-Handel (GVA) Toyota erfolgreich abgemahnt (https://khme.de/Toyota_Garantie), unzulässige Garantieversprechen zu unterlassen, die auch zum Nachteil freier Werkstätten führen könnten. Zudem hat der GVA erst vor Kurzem beim EuGH erfolgreich eingeklagt (siehe Seite 50), dass Fahrzeughersteller die Fahrgestellnummern (VIN) den Teileanbietern für eine bessere Ersatzteilidentifizierung zur Verfügung stellen müssen. Bis dato wurde das etwa mit Verweis auf den Datenschutz oft verweigert. Ebenfalls noch nicht lange her ist das Urteil des EuGH (https://khme.de/OBD-Zugang), dass die OEMs mit ihren Security Gateways und den Einschränkungen beim OBD-Zugang übers Ziel hinausschießen. Es brauche dafür einheitliche Lösungen. Wie die konkret aussehen und ob die Autobauer nach Schlupflöchern suchen, wird sich noch zeigen.
Ganz machtlos, ist der freie Markt also nicht! Und es gibt genügend Kräfte, die schon aus eigenem Interesse den freien Markt in keine düstere Zukunft gehen lassen wollen. Dazu gehören neben den einschlägigen Verbänden auch Versicherungen oder Prüforganisationen. Natürlich ist damit die Welt für freie Werkstätten längst nicht rosarot. Auch, weil die OEMs und ihre Zulieferer den technischen Fortschritt extrem schnell vorantreiben. Aber der lässt und ließ sich noch nie aufhalten. Er kann nur gemeistert werden – indem man ihn annimmt und sich ihm stellt.