Die Zerreißprobe
Ein Paukenschlag. Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) steht vor dem Zurück zu zwei Organisationen. So wie es bis 1978 war, als der Zentralverband des Kraftfahrzeughandels- und -gewerbes sowie der Zentralverband des Kraftfahrzeughandwerks (ZVK = Dachorganisation der Innungen) unabhängig voneinander agierten. Durch die damalige Zusammenführung zum heutigen ZDK versprach man sich mehr Schlagkraft bei der Politik zugunsten des gesamten Kfz-Gewerbes. Ganz verschwunden ist der ZVK allerdings nie, denn innerhalb des ZDK blieb er bis heute aktiv. Das zeigte sich deutlich im Oktober, als die ZVK-Mitglieder beschlossen, eine eigene Geschäftsstelle zu gründen. Dieser Schritt basiert wohl auf Zerwürfnissen in Sachen AÜK (mehr dazu hier) – sicher aber nicht nur.
Schließlich ist es kein Geheimnis, dass die Interessen der (stark) handelsgetriebenen Markenbetriebe und der fast ausschließlich handwerksgetriebenen freien Werkstätten oft nicht deckungsgleich sind, manchmal gar konträr. Beispiele sind der Zugang zu Fahrzeugdaten oder Cybersecurity. Die diesbezüglichen Aktivitäten der OEMs erschweren den fairen Wettbewerb, ja hebeln ihn teils sogar aus. Verlierer sind die Freien, indirekte Gewinner die Markenbetriebe. Nun wäre es falsch, zu behaupten, der ZDK würde sich nicht für die Freien starkmachen. Serma, AÜK, Durchsetzen der Partikelmessung, Lobbyarbeit für möglichst einfache Datenzugänge – alles deren Interessen.
Und dennoch haben freie Werkstätten immer wieder das Gefühl, nur das fünfte Rad am Verbands-Wagen zu sein. Andere Verbände gehen gegen OEMs robust und sogar juristisch vor, wenn sie (vermeintliche) Verstöße gegen den fairen Wettbewerb registrieren. Der ZDK tritt hier oft zu leise auf. Es ist eben ein Spagat, immer beide Interessen unter einen Hut zu bringen. Hinzu kommen Kommentatoren außerhalb des ZDK, die angesichts der aktuellen Entwicklungen zwar zur Einigkeit aufrufen, gleichzeitig aber darauf verweisen, dass Markenbetriebe mit etwa 70 Prozent der Innungsbeiträge die Hauptlast für das Bestehen der für freie Werkstätten ebenso wichtigen Innungen tragen. Wollen sie damit sagen: Freie müssen froh sein, dass es Markenbetriebe gibt?
Solche – leider durchaus verbreiteten Gedanken – sind wenig hilfreich, weil genauso spalterisch wie der Schritt des ZVK hin zur Teilung des Verbands in Handwerk und Handel. Schlimmstenfalls bleiben beide Lager als Verlierer zurück. Wobei der trennungswillige Partner das sicher (noch) nicht so sehen wird.