Titelbild KRAFTHAND 20/2017
Ausgabe:

20/2017

Erscheinungstermin:26. Oktober 2017
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Editorial

Ausstieg vom Verbrenner: Schnapsidee oder Vision?

Wir schaffen das! Ein Satz, der von Bundeskanzlerin Angela Merkel im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise voller Zuversicht geprägt wurde und den seitdem jeder kennt. Teilen tut diese Ansicht jedoch noch lange nicht jeder, wie der Wahlerfolg der Alternative für Deutschland bei der Bundestagswahl zeigt. Bedingt durch den Einzug der AfD ins Parlament und die Schwäche der SPD sieht es so aus, als würden neben CDU/CSU und FDP bald die Grünen wieder in der Regierung vertreten sein.

Jene Grüne, die sich auf die Fahnen geschrieben haben, ab 2030 Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor die Neuzulassung zu verweigern. Bis auf wenige Ausnahmen, ruft diese Vorstellung bei Vertretern der Automobilbranche und des Kfz-Gewerbes bestenfalls Kopfschütteln hervor. Häufig fallen die Unmutsbekundungen darüber noch drastischer aus: Zum Beispiel werden die Grünen schon mal als weltfremde Ökoterroristen verunglimpft. Doch sind sie das wirklich? Ist es tatsächlich so absurd, ab 2030, also schon in gut 12 Jahren, nur noch alternative Antriebe in neue Pkw zu verbauen?

Im ersten Reflex ist das sicher schwer vorstellbar – abgesehen davon, dass die Grünen ihre Forderung sowieso nicht durchbekommen. Viel zu viele Hürden gibt es noch, bis E-Mobile alltagstauglich sind. Es mangelt an bezahlbaren Batterien, an Reichweite, an der Ladeinfrastruktur. Und dennoch: Bei genauem und nicht von parteipolitischen Ressentiments beeinflusstem Nachdenken ist das Vorpreschen der Grünen gar nicht so weltfremd. Denn natürlich braucht es – vielleicht – übertriebene Visionen und Drohszenarien, um die PS-verliebten deutschen Autobauer und deren Manager mit Benzin und Diesel im Blut zu ermuntern, neue Wege zu gehen. Sprich, endlich ernsthaft die Entwicklung der alternativen Antriebe voranzutreiben. Denn das ist bitter nötig, um bei dieser Technologie den Anschluss nicht zu verpassen.

Selbstverständlich aber müssen die Grünen – und die Politik im Gesamten – das Thema auch zu Ende denken. Also nicht nur fordern, sondern ebenso Lösungsansätze liefern. Etwa wie der wohl größte Knackpunkt für den Ausstieg vom Verbrenner hin zum E-Mobil gelöst werden soll. Schließlich ist es eine Herkulesaufgabe, eine ausreichende Ladeinfrastruktur zu schaffen, damit es nicht zu Staus an den Stromtankstellen kommt. Eins ist jedenfalls klar: Ein Satz wie wir schaffen das reicht dafür nicht aus.

 


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