Kein Bedarf an Autohäusern
in unserer Juni-Ausgabe 11/2018 habe ich an dieser Stelle geschrieben, dass Autohäuser für den Verkauf von Fahrzeugen zunehmend an Bedeutung verlieren. Einerseits weil manche Plattformen die Zukunft darin sehen, dass Autos nur noch gegen Nutzungsgebühr – inklusive Versicherung, Wartung und Reparatur – in den Verkehr gebracht und nicht mehr gekauft werden. Andere wollen überwiegend online verkaufen, ohne dafür Autohäuser einzubinden. Damals schrieb ich, Geely geht diesen Weg.
Nun auch Borgward, wie hier zu lesen. Doch wenn Unternehmen nur online verkaufen, drängt sich die Frage auf, wie es um den Service steht. Wer ist autorisiert, anfallende Gewährleistungsarbeiten abzuarbeiten? Klassische Markenhäuser jedenfalls nicht. Borgward beispielsweise hat sich dafür A.T.U ins Boot geholt.
Im Grunde zeichnet diese Trennungsstrategie von Verkauf und Service auf, wohin es auch bei den klassischen Fahrzeugherstellern geht. Sie wollen am liebsten – und sie tun es schon im erheblichen Maß – ihre Autos selbst vermarkten, ohne an Händler Margen abgeben zu müssen. Warum sonst kündigt ein Hersteller nach dem anderen seine Händlerverträge? Zwar wird dann über neue Kontrakte verhandelt, aber zahlreiche Händler werden auf der Strecke bleiben.
Geht diese Entwicklung so weiter, sieht die Kfz-Branche in zehn Jahren vollkommen anders aus als heute. Ich denke nicht, dass es dann keine klassischen Autohäuser mehr geben wird. Aber ob der Markenvertragshandel noch eine solch große Rolle spielt wie jetzt, bezweifle ich doch stark. In den nächsten Jahren werden sicher viele Vertragshändler gezwungen sein, in den freien Markt abzuwandern.
Damit gehen zwei Effekte einher: Erstens bedeutet das, dass noch mehr Autohäuser zum freien Mehrmarkenhandel übergehen und somit auch ihre Werkstätten verstärkt auf Mehrmarkenreparatur umstellen. Kommt es dazu, verstärkt sich der jetzt schon spürbare Kampf um jene Autofahrer, die typischerweise zu den Freien gehen. Und zweitens dürfte innerhalb der Kfz-Branche das Handwerk im Vergleich zum Handel deutlich an Gewicht gewinnen. Deshalb: Arbeiten und feilen Sie weiter an Ihrer handwerklichen Kompetenz!