Titelbild KRAFTHAND 13-14/2020
Ausgabe:

13-14/2020

Erscheinungstermin:16. Juli 2020
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Editorial

Subventionen für Wegwerfautos?

auch wenn man sich darüber streiten kann, ob es gut ist, moderne saubere Verbrenner in Sachen Kaufprämie außen vor zu lassen, steht für mich außer Frage: Es macht Sinn, E-Autos zu fördern. Doch die einen dermaßen üppig zu bezuschussen und für die anderen gar nichts zu geben, halte ich für falsch. Vor allem, weil hinter der Nachhaltigkeit von E-Autos mehr als nur ein Fragezeichen steht.

So stellt sich etwa die Frage, was ein E-Mobil mit zehn oder zwölf Jahren und 200.000 Kilometern überhaupt noch wert sein wird. Oder reden wir über ein Wegwerfprodukt, weil der Akku dann mehr als deutlich an Kapazität verloren hat und die Kosten für einen neuen den Fahrzeugwert beträchtlich übersteigen würden?

Selbst wenn Autobauer wie Lexus, Toyota oder Tesla für Hochvoltakkus Garantien von zehn Jahren und eine Million Kilometern und mehr planen, fallen diese bei anderen Autobauern viel kürzer aus. Hier ist oft von acht Jahren und 160.000 Kilometern die Rede. Hinzu kommt, dass eine Garantie in der Regel erst greifen würde, wenn der Akku zu mehr als 30 Prozent an Kapazität verliert – und sich die Nominalreichweite, die ja eh meist deutlich unter dem maximalen Aktionsradius im Realbetrieb liegt, entsprechend verringert. Für die Praxis heißt das: Ein Auto mit beispielsweise 350 Kilometern – wohlgemerkt – Normreichweite fährt mit einem in die Jahre gekommenen Akku bei 30 Prozent Kapazitätsverlust nominell nur noch etwa 250 Kilometer weit. Rein rechnerisch. Real können es noch weniger werden.

Da frage ich mich schon: Wer soll ein solches Auto kaufen? Selbst für einen Ramschpreis? Wem nützt ein E-Auto mit drastisch reduzierter Reichweite aufgrund einer stark verschlissenen Batterie? Niemandem. Zumindest nicht, solange es keine Ersatzakkus für eine zeitwertgerechte Reparatur gibt. Und diese sind derzeit nicht in Sicht. Zwar gibt es Ansätze, Lithium-Ionen-Akkus zu recyceln, doch das ist sehr aufwendig und teuer.

Solche Aspekte kommen mir viel zu kurz in der Diskussion ums E-Auto. Haben wir hier nämlich ein Wegwerfprodukt, wäre das alles andere als umweltfreundlich in Hinblick auf eine ressourcenfressende Fahrzeugherstellung. Außerdem wäre es heuchlerisch, darauf zu vertrauen, dass die osteuropäischen Märkte uns weiterhin zuverlässig die Autos abnehmen, die im Westen keiner mehr haben will. Sie werden sich keinen Elektroschrott ins Land holen.

torsten.schmidt@krafthand.de

 


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