Es darf nicht beim Wollen bleiben
Modell, Motorisierung, Baujahr oder die KBA-Nummer aus dem Fahrzeugschein eingeben – mit den elektronischen Teilekatalogen beziehungsweise Onlinebestellprogrammen der Teilegroßhändler ist es ein Kinderspiel, Ersatzteile zu ordern. Eigentlich. Denn leider müssen Kfz-Profis in freien Werkstätten nach dem Auspacken immer wieder feststellen, dass das sorgfältig ausgewählte Aftermarket-Ersatzteil nicht passt. Natürlich ist in solchen Fällen der Frust groß, der sich oft gegen den Teileanbieter richtet.
Doch häufig zu Unrecht. Denn das Problem geht nicht selten darauf zurück, dass die Teileindustrie bei der Teileidentifizierung und Modellzuordnung ausgebremst wird – von den Autobauern. Sie rücken dafür notwendige Daten nämlich nur nach Gutdünken heraus. Demzufolge müssen Ersatzteilhersteller und -anbieter im beträchtlichen Ausmaß selbst aufwendig recherchieren, für welche Anwendungen etwa eine bestimmte Bremsscheibe oder ein Stoßdämpfer passt. Kann er beim Passat, Audi, Golf gleichermaßen verbaut werden oder eben nicht? Kein Wunder also, dass es bei der heutigen Modellvielfalt und gleichzeitig übergreifend nutzbaren Ersatzteilen immer wieder zu Fehlern kommt.
Dem muss die EU nun endlich ein Ende bereiten. Im Zuge der für 2023 angedachten Verlängerung der Kfz-GVO (siehe hier) müssen die Autobauer ohne Wenn und Aber gezwungen werden, solche Daten nicht nur freiwillig, sondern gesetzlich vorgeschrieben freizugeben. Und es ist gut, dass der ZDK dabei dem Gesamtverband Autoteilehandel GVA zur Seite steht. Letzterer kämpft schon seit Jahren dafür, dass die Autobauer ihre (Monopol-)Stellung in Hinblick auf die Datennutzung verlieren. Die Datenfreigabe darf keine Frage des Wollens, sondern des Müssens sein.
Letztlich sollte für einen fairen Wettbewerb nicht entscheidend sein, wer aufgrund korrekter Daten einen Vorteil bei der Teilebestellung und der Reparatur hat. Vielmehr müssen einzig und allein die Fachkunde, die Qualität, die Kundennähe sowie der persönliche Umgang und – nicht zuletzt – auch der Preis dafür maßgeblich sein, wo sich Kunden gut aufgehoben fühlen.