Titelbild Krafthand 11/2022
Ausgabe:

11/2022

Erscheinungstermin:2. Juni 2022
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Editorial

Es darf nicht beim Wollen bleiben

Modell, Motorisierung, Baujahr oder die KBA-Nummer aus dem Fahrzeugschein eingeben – mit den elektronischen Teilekatalogen beziehungsweise Onlinebestellprogrammen der Teilegroßhändler ist es ein Kinderspiel, Ersatzteile zu ordern. Eigentlich. Denn leider müssen Kfz-Profis in freien Werkstätten nach dem Auspacken immer wieder feststellen, dass das sorgfältig ausgewählte Aftermarket-Ersatzteil nicht passt. Natürlich ist in solchen Fällen der Frust groß, der sich oft gegen den Teileanbieter richtet.

Doch häufig zu Unrecht. Denn das Problem geht nicht selten darauf zurück, dass die Teileindustrie bei der Teileidentifizierung und Modellzuordnung ausgebremst wird – von den Autobauern. Sie rücken dafür notwendige Daten nämlich nur nach Gutdünken heraus. Demzufolge müssen Ersatzteilhersteller und -anbieter im beträchtlichen Ausmaß selbst aufwendig recherchieren, für welche Anwendungen etwa eine bestimmte Bremsscheibe oder ein Stoßdämpfer passt. Kann er beim Passat, Audi, Golf gleichermaßen verbaut werden oder eben nicht? Kein Wunder also, dass es bei der heutigen Modellvielfalt und gleichzeitig übergreifend nutzbaren Ersatzteilen immer wieder zu Fehlern kommt.

Dem muss die EU nun endlich ein Ende bereiten. Im Zuge der für 2023 angedachten Verlängerung der Kfz-GVO (siehe hier) müssen die Autobauer ohne Wenn und Aber gezwungen werden, solche Daten nicht nur freiwillig, sondern gesetzlich vorgeschrieben freizugeben. Und es ist gut, dass der ZDK dabei dem Gesamtverband Autoteilehandel GVA zur Seite steht. Letzterer kämpft schon seit Jahren dafür, dass die Autobauer ihre (Monopol-)Stellung in Hinblick auf die Datennutzung verlieren. Die Datenfreigabe darf keine Frage des Wollens, sondern des Müssens sein.

Letztlich sollte für einen fairen Wettbewerb nicht entscheidend sein, wer aufgrund korrekter Daten einen Vorteil bei der Teilebestellung und der Reparatur hat. Vielmehr müssen einzig und allein die Fachkunde, die Qualität, die Kundennähe sowie der persönliche Umgang und – nicht zuletzt – auch der Preis dafür maßgeblich sein, wo sich Kunden gut aufgehoben fühlen.

torsten.schmidt@krafthand-medien.de

 


Editorial

Der Antrieb ist doch egal

Unter Kfz-Profis ist es nicht anders als im Rest der Gesellschaft. Die einen sind offen für die E-Mobilität und finden sie sogar richtig gut. Für die anderen geht nichts über den Sound eines kernigen Verbrenners. Unabhängig von Emotionen und dem jeweiligen Für und Wider ist meine Meinung: Hauptsache Auto – aber ohne die Vor- und Nachteile der verschiedenen Antriebe auszublenden. Denn letztlich ist die Basis für das Kfz-Gewerbe nicht, welches Aggregat unter der Motorhaube sitzt, sondern die Lust der Bundesbürger am Autofahren.

Und dass die Menschen hierzulande im Pkw immer noch ihr wichtigstes Fortbewegungsmittel sehen, zeigt jüngst wieder eine repräsentative Ipsos-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands unter 1.000 Personen ab
16 Jahren: Laut der im Februar 2022 durchgeführten Erhebung gaben
72 Prozent an, an einem Werktag ihr Auto zu nutzen. Man kann also von einer „absoluten Mehrheit“ sprechen, die nicht auf des Deutschen liebstes Kind verzichten will oder auch gar nicht kann, weil das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs zu dürftig ausfällt und das Fahrrad für den Weg zur Arbeit nicht in Frage kommt.

Diese Beliebtheit des motorisierten Untersatzes ist – wenn sicher auch coronabedingt – im Vergleich zu Anfang 2020 sogar um 7 Prozent gestiegen. Was zugleich zeigt, dass undifferenziertes Bashing von Autos beziehungsweise Verbrennern seitens irgendwelcher Ökodioten glücklicherweise bei der hiesigen Bevölkerung nicht verfängt. Und das ist auch gut so in einem Land, in dem der Pkw über Jahrzehnte hinweg der Wohlstandsturbo war.

Das soll keinesfalls heißen, dass alles so bleiben kann wie es ist. Natürlich muss es Ziel sein, Emissionen zu senken oder das Verkehrsaufkommen und die damit einhergehenden Belastungen in Innenstädten in den Griff zu bekommen. Dass es dafür zu mehr verkehrsberuhigten Zonen, konsequentem Tempolimit (auch auf Autobahnen) oder einer gewissen gewollten Verteuerung des Autofahrens kommen wird, ist nicht schön, aber Bestandteil der Lösung.

Was aber nicht passieren darf: Eine grundsätzliche Verteufelung des Autos – unabhängig vom Antrieb, so wie es ideologiegetriebene Autogegner tun, die am liebsten alles verbannen würden, das vier Räder hat. Ohne Rücksicht auf das, was die absolute Mehrheit will: nämlich einfach nur Autofahren.


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