Kommentar

Zum E-Auto verdammt

Torsten Schmidt, Chefredakteur

Die kürzlich in Peking stattgefundene Auto China 2024 hat einmal mehr gezeigt, warum das Wohl deutscher Autobauer am Reich der Mitte hängt und wie gut sie E-Autos bauen. Von daher kann man sich nur wünschen, dass sie mit ihren E-Autos Erfolg haben, meint Krafthand-Chefredakteur Torsten Schmidt und begründet das Warum

Wer hätte das gedacht? Erst hat sich mit dem Durchsetzen der E-Mobilität bei vielen Unbehagen breitgemacht. Aus vielfältigen Gründen: Die einen mögen sie aus ideologischer Sicht nicht. Andere haben berechtigte Einwände – etwa, ob E-Autos wirklich nachhaltiger sind. Autohäuser und Werkstätten wiederum fragen sich, was an Umsatz im Service und bei Reparaturen wegbrechen könnte. Jetzt kommen jedoch an anderer Stelle Bedenken auf – durch die Diskussion einer „Laufzeitverlängerung“ für den Verbrenner.

Erst kürzlich bestätigte mir der Inhaber eines Autohauses, dass die unter anderem vom Wahlkampf zur Europawahl angefachte Debatte zum Aus für das Verbrenner-Aus neue Unsicherheiten verursacht. So überlegen Kunden, die eigentlich auf ein E-Auto setzen wollten, nun doch wieder einen Verbrenner zu ordern. Oder schlimmer, ihren Kauf erstmal zu vertagen. Der abrupte Förderstopp für die Stromer Ende letzten Jahres spiele dabei weniger eine Rolle als die „Pro-Verbrenner-Aussagen“. Diese kommen inzwischen auch zaghaft von Autobauern wie Mercedes, die sich für den hiesigen Markt eigentlich ohne Wenn und Aber zur E-Mobilität bekannten.

Grundsätzlich gibt es aus meiner Sicht dennoch an der Debatte nichts zu kritisieren, wenn das ganze Bild gezeichnet wird. Denn natürlich geht es beim Erhalt des Verbrenners nicht um ein weiter wie bisher. E-Fuels, die sicher teurer werden als Diesel und Benzin, sollen irgendwann den Kolben vom OT zum UT schicken. Und wenn es so kommt: Das Aus für die E-Mobilität ist das noch lange nicht. Dafür ist der Zug schon viel zu weit in diese Richtung unterwegs. Vor allem aber werden hiesige Autobauer und Zulieferer aus einem viel triftigeren Grund nicht davon lassen (können): China.

Analysten sagen für den größten Automarkt der Welt (rund 20 Mio. Neuwagen, davon rund 6 Mio. Stromer in 2023) für 2026 eine Trendwende voraus. Dann könnten im Reich der Mitte erstmals mehr E-Autos als Verbrenner die Showrooms verlassen. Und bedenkt man, dass deutsche OEMs je nach Konzern 30 und mehr Prozent ihrer Umsätze in China generieren, sind sie zum Erfolg beim E-Auto verdammt. Zumal sich in 2023 beim E-Autoabsatz keiner unter den Top Ten des Modellrankings befindet. Hier dominieren BYD und Tesla. Beim E-Auto geht es also schon lange nicht mehr nur um die Umwelt.

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