ZDK: Service bleibt lukratives Geschäft
Welche Bilanz zieht der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) für das 2012 und was sind die Erwartungen fürs kommende Jahr? Krafthand-Online hat sich hierzu bei Wilhelm Hülsdonk erkundigt, dem Bundesinnungsmeister des ZDK. Als eine der zentralen Herausforderungen sieht der Verband die Gewinnung qualifizierter Nachwuchskräfte.
Krafthand-Online: Welches Resümee zieht der ZDK für 2012 insgesamt und für die Kfz-Werkstätten?
Wilhelm Hülsdonk: Das Servicegeschäft als tragende Säule des Kfz-Gewerbes verlief für die Unternehmen annähernd stabil auf hohem Niveau. Die befürchteten wirtschaftlichen Verwerfungen durch die Schulden- und Eurokrise blieben erfreulicherweise aus, die Autokunden haben sich dadurch nicht verunsichern lassen. So lag die Auslastungsquote der Werkstätten im bisherigen Jahresverlauf fast genau auf dem Vorjahrsniveau.
Krafthand-Online: Was sind Ihre Erwartungen und Prognosen für 2013?
Wilhelm Hülsdonk: Die gute Lage am Arbeitsmarkt und eine leichte Steigerung der Nettoeinkommen wird das Werkstattgeschäft im kommenden Jahr stimulieren. Daher ist von einer Stabilisierung des Aftersales-Geschäfts auf dem Niveau des Jahres 2012 auszugehen. Außerdem trägt das steigende Durchschnittsalter der Pkw zu einer hohen Servicenotwendigkeit bei, weil die Kunden ihre individuelle Mobilität sicherstellen werden. Generell gilt: Wer mit seinem Betrieb das gesamte Servicespektrum abdeckt und sich in seinem Leistungsportfolio breit aufstellt – vom Ölwechsel über die Mechanik, die Elektronik, die Glasreparatur bis hin zur Karosserieinstandsetzung – , für den ist und bleibt der Service ein sehr interessantes Geschäft, in dem sich Renditen erwirtschaften lassen.
Krafthand-Online: Welche Herausforderungen und Veränderungen warten auf die Kfz-Werkstätten im Jahr 2013 im Hinblick …
… auf die Aus- und Weiterbildung?
Wilhelm Hülsdonk: Der Kampf um den qualifizierten Nachwuchs wird sich in den nächsten Jahren noch verschärfen. Zusätzliche Reserven, wie etwa doppelte Abiturjahrgänge und das Aussetzen der Wehrpflicht, fallen zukünftig weg. Daher wird es für die Kfz-Betriebe extrem wichtig, sich sehr frühzeitig und intensiv um den geeigneten Nachwuchs zu kümmern. Im Rahmen der ZDK-Nachwuchsförderungskampagne wird den Betrieben geeignetes Material an die Hand gegeben, um in den relevanten Zielgruppen – bei Schülern, Eltern und Lehrern – entsprechend zu informieren. Nach wie vor ist der Kfz-Mechatroniker die Nummer 1 unter den Ausbildungsberufen im Handwerk. Das Berufsbild wird zurzeit einem ‚Facelift‘ unterzogen. Hier gilt es, neue Anforderungen zu integrieren, etwa den Bereich ‚Hochvolt-Technik und vernetzte Fahrzeugsysteme‘. Ziel ist es, mit den neuen Inhalten ab August 2013 an den Start zu gehen.
… auf die Elektromobilität?
Wilhelm Hülsdonk: Die Kfz-Betriebe sind auf die zurzeit noch recht verhaltene E-Mobilitätswelle gut vorbereitet, was die Qualifikation und Werkstattausrüstung betrifft. Wer Service an Hybrid- und Elektrofahrzeugen durchführen will, muss einen ‚Fachkundigen für Arbeiten an eigensicheren Hochvoltsystemen‘ in der Werkstatt beschäftigen. Diese zweitägige Schulung wird von der Akademie Deutsches Kfz-Gewerbe (TAK) angeboten, inzwischen in Kooperation mit 62 Bildungszentren des Handwerks und zirka 180 Trainern.
…. auf Internethandel und Internetplattformen?
Wilhelm Hülsdonk: Die Vermittlung von Neufahrzeugen über Internet-Plattformen hat zwar quantitativ noch keine große Bedeutung. Sie stören aber bereits durch ihre Angebote, die den örtlichen Händlern immer öfter von Kaufinteressenten als ihre Preisvorstellung präsentiert werden. Ein Hersteller und seine Händler sollten in der Frage ‚Internet-Verkauf von Neuwagen‘ ganz nah zusammenrücken, damit nichts zwischen sie passt, am allerwenigsten von Dritten betriebene Internet-Plattformen. Diese führen den Händlern Kunden zu, die fast ausschließlich an Preisvorteilen und nicht an Service- und Betreuungsqualität interessiert sind, zumal sie in aller Regel ohnehin nicht aus dem Service-Einzugsgebiet des Händlers kommen. Bei den Werkstatt-Portalen sollte man einerseits die Gefahren nicht kleinreden, die auf die Margen im Servicegeschäft ausgehen können. Andererseits wird jedoch jeder teilnehmende Betrieb zu prüfen haben, ob sich die Werkstattauslastung durch neue Kunden über das Internet nachhaltig steigern lässt. Außerdem verlangen Werkstattportale entweder feste Gebühren oder aber eine Umsatzbeteiligung, deren Prozentsatz in jedem Fall höher liegt als die durchschnittliche Umsatzrendite gut geführter Kfz-Betriebe. Darüber sollte sich jeder Kfz-Unternehmer im Klaren sein.
Die Fragen stellte Ralf Lanzinger
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