Vergangene Woche lud der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) zur Jahrespressekonferenz nach Berlin ein. Die Beteiligten rund um Präsident Robert Rademacher zeigten sich ob des abgelaufenen Jahres 2013 verhalten zufrieden. Die Zahlen die den Gebrauchtwagenverkauf und den Kfz-Service betrafen, tendierten gegenüber 2012 leicht steigend.
"Hätten wir aus der Sicht des Kfz-Gewerbes für das Autojahr 2013 eine Schulnote zu vergeben, dann würde das vermutlich eine „Drei Minus“ werden. Das ist keine Katastrophe, verleitet aber auch nicht zu Jubelstürmen", so Robert Rademacher. Während die Umsätze im Kfz-Service und beim Gebrauchtwagenverkauf dem ZDK zufolge leicht zulegten, hat der Neuwagenhandel sowohl bei den Stückzahlen als auch beim Umsatz Federn gelassen. Unterm Strich war es laut Rademacher ein Jahr der Stagnation: "Der gesamte Umsatz über alle drei Geschäftsfelder (Service, Gebraucht-/Neuwagenverkauf) erreichte im vergangenen Jahr laut ZDK ein Volumen von 138,6 Milliarden Euro und damit fast genau den Wert des Vorjahres von 138,5 Milliarden Euro (plus 0,05 Prozent)."
Weniger Neuzulassungen, mehr Gebrauchte
Die Zahl der Neuzulassungen ging dem Verband zufolge auf 2,95 Millionen und damit um 4,2 Prozent gegenüber dem Jahr 2012 zurück. Getragen wurde das Neuwagengeschäft im vergangenen Jahr von den gewerblichen Zulassungen mit einem Anteil von 62,1 Prozent, das entspricht 1,83 Mio. Einheiten. Davon waren rund 876.000 Fahrzeuge Hersteller- und hersteller-induzierte Händlerzulassungen. Das sind 29,7 Prozent aller Neuzulassungen und damit der höchste Wert der vergangenen Jahre. Rademacher: "Auf die Problematik dieser Situation habe ich bereits vielfach hingewiesen und tue dies auch heute: Diese Quote ist mindestens um ein Drittel zu hoch! Die darin enthaltenen Kurzzulassungen drängen sofort als junge Gebrauchte auf den Markt, finden dort auch ihre Käufer, aber belasten die ohnehin schon dünnen Margen im normalen Gebrauchtwagengeschäft."
Der Anteil der privaten Neuzulassungen ging hingegen kontinuierlich zurück. Waren es im Jahr 2010 noch 42,7 Prozent, so lag die Quote im vergangenen Jahr nur noch bei 37,9 Prozent. Privatkäufer bedienen sich immer öfter im Segment der jungen Gebrauchten.
Der Gebrauchtwagenhandel hat sich jedoch im Jahr 2013 positiv entwickelt. Die Zahl der Besitzumschreibungen stieg laut ZDK-Angaben um drei Prozent auf über sieben Miollionen Einheiten. Entsprechendes Wachstum war laut ZDK beim Umsatz zu verzeichnen, der mit 46,1 Milliarden Euro (2012: 44,2 Milliarden Euro) um 4,2 Prozent über dem Wert des Jahres 2012 lag.
Händlerrendite bei 1,3 Prozent
Die vorläufige Rendite der Betriebe lag im Händlerdurchschnitt bei etwa 1,3 Prozent und damit fast auf dem Niveau des Vorjahres (1,4 Prozent). Erfreulicherweise haben sich bei Neuwagen die Bruttogewinne etwas besser gehalten, als es angesichts des Preisdruckes aus dem Internet zu erwarten war. Auch die Bruttogewinne im Gebrauchtwagenhandel haben sich erholt, und der Ertrag im Service zeigt sich nach wie vor stabil.
Neue Vertriebsstrategien der Hersteller
Die Hersteller testen aktuell neue Vertriebskonzepte. Unsicher ist wie die lokalen Hänlder eingebunden sind und in wiefern sie profitieren. Beispiele sind etwa der Audi Store in Berlin, das Future Retail-Konzept von BMW oder Mercedes-Benz mit dem Online-Shop. Bei BMW und Mercedes ist laut Ulrich Fromme, Vizepräsident des ZDK, jeweils ein Agentursystem die Basis. Verkäufer ist also der Hersteller. "Der Handel übernimmt bestimmte Aufgaben im Vertriebsprozess und erhält dafür eine Vergütung. Entscheidend ist, ob diese Vergütung den Aufgaben entsprechend angemessen ist", so Fromme.
Kfz-Servicegeschäft ist tragende Säule des Kfz-Gewerbes
"Nach wie vor ist das Servicegeschäft die tragende Säule des Kfz-Gewerbes. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz auf 30,9 Milliarden Euro und übertraf damit den Wert des Vorjahres um 2,3 Prozent (2012: 30,2 Milliarden Euro)", so Bundesinnungsmeister Wilhelm Hülsdonk in Berlin. So wickelten die 38.500 Kfz-Betriebe im Jahr 2013 insgesamt zirka 74 Millionen Werkstattaufträge ab, das waren 1.922 Aufträge pro Betrieb. Mit einer Quote von durchschnittlich 83 Prozent lag die Auslastung der Werkstätten gemäß ZDK-Angaben exakt auf dem Niveau des starken Jahres 2012.
Anteil der freien Betriebe und Mitarbeiteranzahl gestiegen
Zum 31. Dezember 2013 zählte die Branche bundesweit insgesamt 38.500 Kfz-Betriebe, 700 mehr als 2012. Davon waren 17.500 fabrikatsgebundene Betriebe und 21.000 freie Werkstätten. Die erhöhte Zahl der freien Werkstätten ist laut ZDK auf eine Aktualisierung der Betriebedatenerfassung zurückzuführen. Demzufolge hat sich auch die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum 31. Dezember 2013 auf insgesamt 460.000 Menschen (Vorjahr: 453.600) in den technischen und kaufmännischen Kfz-Berufen erhöht, darunter 87.490 Auszubildende.
Seitenblick: Werkstattportale
"Typischerweise werden in den meisten Online-Werkstattportalen Werkstattleistungen nur preisfokussiert angeboten – mit dem billigsten, wenn auch qualitativ meist fragwürdigen Angebot ganz oben. Das trägt – und davon bin ich nach wie vor überzeugt – zur Erosion der Erträge im Service bei", so Hülsdonk. Einen anderen Weg ginge die Deutsche Automobil-Treuhand (DAT) mit dem jüngst vorgestellten Portal FairGarage. Hülsdonk: "Bei diesem Werkstattportal geht es nicht in erster Linie um das Anheizen der ‚Geiz ist geil-Mentalität‘. Vielmehr stehen die Qualität der Angebote und die Verlässlichkeit der teilnehmenden Kfz-Betriebe genau so ganz oben wie die räumliche Nähe zum Kunden."
Thema ADAC-Werkstattkette: "Überflüssig wie ein Kropf"
"Bei der anstehenden Neuausrichtung des ADAC gehören die Pläne zur Schaffung einer Werkstattkette komplett vom Tisch. Das derzeit noch im Kindbett liegende Projekt ADAC-Werkstätten, ein bis zu 150 Betriebe umfassendes Werkstattnetz aufzubauen, ist so überflüssig wie ein Kropf. Der ADAC sollte sich wieder auf das besinnen, was ihn stark gemacht hat: auf den Pannendienst", so Rademacher.
ZDK verurteilt aktuell die Werkstatt-Pläne der HUK
Derweil hat gestern der ZDK mit scharfer Kritik auf die geplanten neuen Werkstattaktivitäten der HUK-Coburg reagiert. Einem Pressebericht zufolge will der Versicherer über sein Netz von Partnerwerkstätten künftig auch Reparatur- und Wartungsarbeiten zu Preisen von 20 bis 30 Prozent unter dem Niveau von Vertragswerkstätten der Hersteller anbieten lassen. „Während beim Steuern von Unfallschäden in Partnerbetriebe wenigstens noch ein Sachzusammenhang mit der Versicherungstätigkeit zu erkennen ist, kann davon hier keine Rede mehr sein“, so ein Sprecher. Offensichtlich gehe es vor allem um einen zusätzlichen Lockreiz im Wettbewerb mit anderen Versicherern. Extreme Rabattierungen von Werkstattleistungen würden die wichtigste Ertragssäule der Betriebe und damit deren wirtschaftliche Existenz in hohem Maß gefährden. Daher empfehle der ZDK jedem Kfz-Betrieb genau zu prüfen, ob vertragliche Bindungen in diesem Zusammenhang wirtschaftlich vertretbar seien.
Ausblick 2014
Die allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden sich nach Einschätzung der meisten Wirtschaftsforscher sowie des ZDK weiter verbessern. Das Bruttoinlandsprodukt wird demnach ordentlich wachsen. Steigende Löhne, die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt, eine moderate Teuerungsrate und niedrige Zinsen sollten Rademacher zufolge das Konsumklima in Deutschland positiv beeinflussen. Deshalb sieht der ZDK das Neuwagengeschäft bezogen auf die Quantität bei drei Millionen Einheiten. Beim Service und im Gebrauchtwagensektor stünden die Chancen gut, dass sich die Werte auf dem Vorjahresniveau stabilisieren.