Zukunft der freien Werkstätten

ZDK-Präsident Jürgen Karpinski im KRAFTHAND-Interview

Jürgen Karpinski, ZDK
Bilder: Ledermann

Wir bei KRAFTHAND können uns vorstellen, dass sich der ZDK als Interessenvertretung für Freie und Markenbetriebe in einem Spannungsfeld bewegt. Schließlich sind deren Interessen oft konträr und die jeweilige Seite dürfte das zu verstehen geben.

Ja, das machen die auch. Die Freien beschweren sich teils über die Markenfraktion und umgekehrt passiert das natürlich auch. Aufgabe des ZDK ist es, alles zusammenzuhalten. Und das gelingt uns sehr gut. Wir betrachten beide Seiten als Säulen. Der ZDK ist das Dach, ist der starke politische Arm des gesamten Kraftfahrzeuggewerbes. Er macht die politische Lobbyarbeit in Berlin und Brüssel …

… für das ganze Gewerbe? Vor einigen Jahren bezeichnete Burkhard Weller, Inhaber der gleichnamigen Autohausgruppe, die Freien medienwirksam als Parasiten.

Ja, der ZDK spricht immer für das gesamte Gewerbe! Unabhängig davon sollten Sie die sprachliche Aussage von Herrn Weller bitte mit ihm selbst besprechen. Natürlich darf man sich nicht im Ton vergreifen. Wir haben Respekt vor jedem, der unternehmerisch unterwegs ist. Das ist immer auch eine ganz persönliche und bedeutende Lebensleistung. Und wenn einer in der Lage ist, sich selbstständig zu machen und Menschen zu beschäftigen und auszubilden, dann verdient er hohe Anerkennung als Unternehmer und als Mensch.

Interview Jürgen Karpinski
Beim Besuch der KRAFTHAND-Redaktion sagte der Präsident des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes Jürgen Karpinski: „Die Freien haben genauso viele Vorteile wie Nachteile“. Von links nach rechts: Steffen Karpstein (Geschäftsführer Krafthand Medien), Beate Dreher (Redaktionsmanagerin KRAFTHAND), Torsten Schmidt (Chefredakteur KRAFTHAND), Andreas Hohenleitner (Geschäftsführer Krafthand Medien). Bilder: Ledermann

Aber wird es für Unternehmer insbesondere im Fahrzeughandel nicht immer schwerer vor dem Hintergrund der Digitalisierung und dem damit wachsenden Internethandel?

Das Internet ist sicher eine schöne Informationsmöglichkeit für den Verbraucher. Aber wir wissen von Fällen, bei denen Kunden ihr Neufahrzeug online konfiguriert und bestellt haben und dann feststellen mussten, dass sie vergessen hatten, Ausstattungsdetails mitzubestellen. Das allein ist schon die Legitimation für den stationären Handel, der meiner Meinung nach auch in Zukunft tolle Chancen hat. Außerdem: Autos in echt sehen und anfassen, Beratung sowie Fragen rund um die Ausstattung und Zubehör. Das geht nur beim Handel vor Ort …

…, der jedoch mit geringen Margen zu kämpfen hat.

Ja, das ist leider so.

Der stationäre Handel hat trotz Internet tolle Chancen in der Zukunft.

Auch im Servicebereich, wie wir wissen. Schließlich sinkt der Wartungsbedarf.

Ja, natürlich ist das so. Die Produkte werden immer besser, das ist ganz eindeutig. Und damit geht der Wartungsbedarf zurück. Aber das ist ein schleichender Prozess, da heute viele Fahrzeuge eine hohe Lebensdauer haben. Da sind wieder die freien Betriebe im Vorteil, die mit den älteren Fahrzeugen eine ganze Reihe lukrativer Reparaturen bekommen.

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