Der taiwanische Reifenhersteller Kenda plant einen massiven Ausbau der europäischen Entwicklungsabteilung in Winsen bei Hamburg. KRAFTHAND befragte Frits van der Steege, der die Entwicklungsabteilung als Hauptingenieur und Leiter mit aufgebaut hat, nach den Hintergründen.
Herr van der Steege, warum braucht Kenda ein eigenes Entwicklungszentrum für Europa?
Wir möchten zeigen, dass es uns ein ernstes Anliegen ist, Qualitätsprodukte für Europa zu entwickeln und so unseren Marktanteil zu steigern. Außerdem ist es wichtig, die europäischen Marktanforderungen richtig zu verstehen. Das kann nur, wer in Europa einen Standort hat.
Haben denn Reifen für den europäischen Markt andere Schwerpunkte als im Rest der Welt?
Natürlich. In Europa sind Eigenschaften wie Rollwiderstand, Nasshandling und Geräusch am wichtigsten. Im Vergleich dazu ist beispielsweise in den USA die Belastbarkeit wichtiger und in Asien die Haltbarkeit.
Aber auch in Europa gibt es Unterschiede oder?
Ja, die gibt es in der Tat. Regionale Unterschiede sind natürlich klimatische Bedingungen zwischen Nord- und Südeuropa, die Winterreifenpflicht in manchen Ländern oder unterschiedliche Preis-/Leistungserwartungen.
Welche Testschwerpunkte setzt Kenda in seinem neuen Forschungs- und Entwicklungszentrum?
Durch die strategische Positionierung unseres Entwicklungszentrums in Europa haben wir einen direkten Zugang zu den Märkten und können mit dem technischen und marktrelevanten Know-how speziell auf den Markt zugeschnittene Produkte entwickeln. Grundsätzlich steht bei uns die Sicherheit an erster Stelle. Danach kommen die Performance und natürlich der Preis.
Wie realistisch ist Ihr selbstgestecktes Ziel, bald in die Erstausrüstung bei einem großen europäischen Autohersteller einzusteigen?
Kenda arbeitet bereits mit einigen Herstellern in der Erstausrüstung, wie etwa in Asien, zusammen und wir sind sehr bestrebt, diese Zusammenarbeit auch für Europa auszubauen. Es gibt einige laufende Projekte, aber zum aktuellen Zeitpunkt noch keine Entwicklung, die wir veröffentlichen können.
Herr van der Steege, vielen Dank.
Die Fragen stellte Florian Zink