Eigenmarken kennen Verbraucher vor allem aus dem Lebensmittelbereich. Doch auch im Kfz-Teilegeschäft gibt es immer mehr Großhändler, die ausgewählte Produkte oder Produktgruppen zukaufen oder fertigen lassen, um sie unter ihrem Namen beziehungsweise Label zu vermarkten. Auch Stahlgruber gehört dazu. KRAFTHAND hat einen der Unternehmenschefs nach den Hintergründen gefragt.
Herr Schöller, Stahlgruber plant, das Portfolio an Konzernmarken, wie im Stahlgruber-Wording die Eigenmarken oder Privat-Label-Produkte im Teilesektor heißen, noch auszubauen. Warum?
Unsere Strategie ist es, verschiedene Qualitäten im Angebot zu haben. Zum einen die Premiumqualität der diversen TIER-One-Supplier und zum anderen ein Level darunter für die zeitwertgerechte Reparatur. Wobei wir hier ebenfalls von einem relativ hohen Qualitätsniveau reden. Und genau in dieser Schiene wollen wir eine komplette Range an Verschleißteilen als Konzernmarke anbieten. Es ist für alle Beteiligten eine interessante Geschichte. Die Werkstätten und damit deren Kunden, die Autofahrer, bekommen vergleichsweise günstigere Ersatzteile, weil wir im Privat-Label-Bereich bessere Einkaufskonditionen erzielen können.
Es ist doch so, dass auch der eine oder andere renommierte Zulieferer seine Teile letztlich nicht alle selbst fertigt.
Zu Lasten der Qualität?
Ganz klar nein! Es geht nicht darum, irgendwelche billigen Produkte in eine Konzernmarkenschachtel zu packen. Nehmen wir das Beispiel einer Bremsscheibe oder Wasserpumpe. Beziehe ich ein solches Produkt von einem Markenzulieferer und dessen Label, habe ich wenig Handlungsalternativen. Habe ich aber eine Konzernmarkenschachtel und frage bei zehn Wasserpumpenherstellern eine Wasserpumpe zum Beispiel für den Golf 5 an, die dann in großer Anzahl in diese Schachtel kommt, gibt es hinsichtlich des Preises natürlich andere Optionen. Denn wir kaufen faktisch direkt an der Quelle.
Und es ist doch auch so, dass der eine oder andere renommierte Zulieferer seine Teile letztlich auch nicht selbst fertigt, sondern dies in China oder sonstwo machen lässt.
Damit ist die Antwort nach der Qualität noch nicht gegeben.
Wir haben natürlich ein eigenes Qualitätsmanagement. Wir gehen auch nicht vom OE-Standard weg. Ziel ist nicht, einen günstigeren Standard zu etablieren. Wie erwähnt, die günstigeren Preise kommen dadurch zustande, dass wir direkt zur Quelle gehen und nicht, weil zwingend Abstriche bei der Qualität gemacht werden.
Nehmen wir das Thema Bremsscheibe. Abmessungen, Graugussqualität, Bohrungen und so weiter müssen von Haus aus zu 100 Prozent passen. Was macht also den Unterschied bei der Qualität einer Bremsscheibe aus? A, wie sie geschliffen und b ob sie geölt oder gecoated ist. Die Höherwertigen sind immer gecoated. Deshalb haben wir uns entschlossen, unsere Konzernmarken-Bremsscheiben, in diesem Fall die Optimal-Scheiben, gecoated zu verkaufen. Wir könnten vielleicht mehr Geld verdienen, würden wir diese geölt anbieten, aber wir haben uns für den hiesigen Markt bewusst dagegen entschieden.
Bei alldem geht es aber nicht darum, Premiumprodukte zu ersetzen?
Nein, das ist nicht unsere Intention. Es geht einfach darum, Kundengruppen anzusprechen, die wir mit den Premiumprodukten nicht erreichen. Etwa den Fahrer eines Golf 3, der zwei neue Bremsscheiben braucht, dem die Brembo-Scheiben aber zu teuer sind, der also Scheiben möchte, die dem Zeitwert seines Fahrzeugs entsprechen. Für diese Klientel sind die Privat-Label-Produkte genau das Richtige – mit immer noch hohem Qualitätsstandard, aber vom Preis her attraktiver.
Mit dem Thema Ausrüstung als Eigenmarken haben wir uns zwar sehr intensiv beschäftigt, sind jedoch zu dem Schluss gekommen, das nicht zu machen.
Woher kommen die Produkte Ihrer Konzernmarken?
Da gibt’s verschiedene Möglichkeiten. Wir erschließen die bestmöglichen Einkaufsquellen. Und die sind zum Teil hierzulande, können aber genauso in Asien oder sonst wo auf der Welt sein.
Planen Sie, das Private-Label-Segment auch auf die Ausrüstung auszuweiten?
Nein, wir beschränken uns auf Verschleißteile, Schmierstoffe und Elektrikkomponenten. Mit dem Thema Ausrüstung als Eigenmarken haben wir uns zwar sehr intensiv beschäftigt, sind jedoch zu dem Schluss gekommen, das nicht zu machen. Wir sehen keinen Vorteil darin.
Ein Beispiel. Sie können für eine Bühne, die ein Private-Label trägt, aber von einem der diversen Ausrüster kommt, nicht mehr verlangen. Der Kunde bekommt ja technisch nichts anderes. Für uns würde es aber bedeuten, Lagerkapazitäten aufzubauen. Die Bühnen würden uns auch mehr kosten, wenn sie in einem speziellen CI oder in einer speziellen Farbe geliefert werden müssten. Letztlich hätten wir dann trotzdem nur eine Standardbühne, die zwar schick aussieht, für die wir aber nicht 300 Euro mehr bekommen. Um es auf den Punkt zu bringen: Von der Wirtschaftlichkeit her macht aus unserer Sicht das Thema Private-Label bei Ausrüstung keinen Sinn.
Herr Schöller, vielen Dank.
Das Interview führte Torsten Schmidt.