Batterie (EMS)
Energiemanagementsystem

Wichtiges zu Batterien in Fahrzeugen mit EMS

Bild: Schmidt

Mit dem vermehrten In-Mode-Kommen von Fahrzeugen mit Energiemanagementsystem (EMS) und Start-Stopp-Automatik kursieren zunehmend Aussagen, die glauben lassen, dass ein Batteriewechsel bei solchen Fahrzeugen ohne ‚Anlernvorgang’ per Diagnosegerät völlig unmöglich sei. Ist das tatsächlich so? Und: Nimmt etwa die Bordelektronik Schaden, wenn dieser unterbleibt? Antworten gibt der folgende Beitrag, um zur bevorstehenden Batteriesaison etwaige Unklarheiten zum Thema auszuräumen.

KRAFTHAND hat sich in den letzten Jahren schon mehrmals dem Energie- beziehungsweise Batteriemanagement sowie der Start-Stopp-Automatik angenommen. Dabei kamen regelmäßig Serviceaspekte zum Batteriewechsel zur Sprache. So wissen regelmäßige Leser um die Notwendigkeit von Batterien mit AGM- oder EFB-Technologie in Fahrzeugen mit Start-Stopp-Funktion. Die Hintergründe, warum solche Batterien nur durch Batterien gleicher Bauart und mit (nahezu) identischen Leistungsparametern zu ersetzen sind, sollten ebenfalls nicht neu sein. Genauso wie die Tatsache, dass bei Fahrzeugen mit Energiemanagement in der Regel nach dem Austausch des Akkus dieser mit einem geeigneten Diagnosegerät bei der Steuerelektronik anzumelden ist.

Codeeingabe nicht zwingend

Das Anmelden/Initialisieren/Anlernen der Batterie ist kein Problem, sofern ein geeignetes Scantool zur Verfügung steht. Mittlerweile gehört die Funktion ‚Batteriewechsel’ auch bei Mehrmarkentools für eine Vielzahl an Fahrzeugen zum standardmäßigen Leistungsumfang. Doch auch wenn der jeweilige Tester den ‚Batteriewechsel’ unterstützt, heißt das noch lange nicht, dass er in jedem Fall nach Herstellervorgaben erfolgen kann. Etwa dann, wenn – wie bei Modellen von Audi  – das Eingeben eines spezifischen, nur auf der Originalbatterie aufgedruckten Codes vorgesehen ist, die Werkstatt allerdings eine Batterie aus dem Aftermarket einbauen möchte. Denn diese können natürlich nicht über einen solchen Code verfügen.

Logischerweise ist somit auch keine entsprechende Eingabe möglich. Wer jedoch annimmt, nur eine Originalbatterie beziehungsweise die Eingabe des Codes gewährleistet die volle Funktionsfähigkeit des Batteriemanagements und aller Fahrzeugsysteme, irrt. Der sowohl in der Erstausrüstung als auch im Aftermarket vertretene österreichische Batteriehersteller Banner erklärt dazu in einem seiner Techniknewsletter auf www.bannerbatterien.com.

„Wird eine neue Batterie verbaut ohne den BEM-Code (Anm. d. Red.: BEM steht für Batterie-Energiemanagement) einzugeben, erkennt das Fahrzeug am Anfang nicht, dass eine neue Batterie eingebaut wurde. Der neue Batteriezustand muss dem Fahrzeug also über die Eingabe des BEM-Codes mitgeteilt werden, oder das System muss den neuen Batteriezustand erst einlernen. Je mehr Triggerereignisse (z.B. Starts, Kaltstarts) die Batterie besteht, umso schneller erfolgt dies.“ Mit anderen Worten: Wird die Batterie nicht angemeldet, kann es dazu kommen, dass Komfortsysteme wie die Klimaanlage vorübergehend nicht oder nur eingeschränkt arbeiten. Allerdings erkennt das selbstlernende Energiemanagement anhand verschiedener Parameter den Batteriezustand und die entsprechenden Systeme arbeiten nach einer Weile wieder ohne Einschränkung.

Diagnose ECU
Registrieren von Vorteil: Bei der in Fahrzeugen mit Energiemanagement vorzunehmenden Anmeldung der neuen Batterie – wenn vom Fahrzeughersteller vorgesehen – wird der Kilometerstand erfasst und Lernwerte zur alten Batterie (z.B. Startanzahl, Spannung, Ladestrom) zurückgesetzt.

Eine Anfrage zur Codeeingabe von KRAFTHAND bei Audi für einen früheren Beitrag zu diesem Thema bestätigt das: Den Ingolstädtern zufolge bewirkt die Eingabe des Codes das Zurücksetzen von Lernwerten zur Batterie. „Bei Batterietausch ohne Codeeingabe muss das System erst lernen, dass jetzt eine neuwertige Batterie verbaut ist, was etwas Zeit benötigt“, so der Autobauer. Der technische Vorteil der Codierung liegt demzufolge lediglich darin, dass dem Fahrer unmittelbar nach dem Batterietausch die volle Funktionalität aller Systeme zur Verfügung steht. Darüber hinaus weist Banner in seinem Newsletter darauf hin: „Beim Einbau einer qualitativ hochwertigen Ersatzbatterie ohne Eingabe des BEM-Codes besteht weder ein Sicherheitsrisiko, noch werden die Fahrzeugelektronik oder andere Bauteile beschädigt.“

Offenes System

Im Gegensatz zu Audi verzichten andere Autobauer auf einen BEM-Code. Fachleute sprechen dann auch von einem offenen EMS. Hier ist ein Austausch der Originalbatterie durch eine im Aftermarket erhältliche Batterie und deren Anmeldung aufgrund des nicht benötigten Codes ohne Weiteres möglich. Unterbleibt das Anmelden – etwa, weil kein geeigneter Tester vorhanden ist –, kann es bei Fahrzeugen mit offenem System ebenfalls passieren, dass dem Fahrer vorübergehend bestimmte Komfortfunktionen und die Start-Stopp-Automatik nicht zur Verfügung stehen.

Auch kann es sein, dass bei bestimmten Fahrzeugmodellen von Haus aus kein Anlernvorgang vorgesehen ist. Ein koreanischer Autobauer etwa schreibt eine vierstündige Wartezeit – während der der Ruhestrom nicht über 150 mA betragen darf – vor, ehe das Steuergerät den Batteriezustand zuverlässig erkannt hat. Will der Kunde dennoch unmittelbar nach dem Einbau der Batterie weiterfahren, ist das natürlich ohne Weiteres möglich. Allerdings gilt dann eben, dass unter Umständen bestimmte Komfortfunktionen vorübergehend eingeschränkt sind.

Abschließend darf der Hinweis nicht fehlen, dass Werkstätten trotz der Selbstlernfunktion von Batteriemanagementsystemen nach Möglichkeit nicht auf das Anmelden der Batterie verzichten sollten, wenn der jeweilige Fahrzeughersteller dies vorsieht. Denn außer dem Reset von Lern- beziehungsweise Istwerten zur alten Batterie wird damit in der Regel auch der Kilometerstand zum Zeitpunkt des Batterietauschs im Steuergerät registriert.