Werkstattpraxis: Hintergründe zu DPF-Reinigungsverfahren
In Ausgabe 15/16-2015 (Erscheinungstermin 15. August) stellt KRAFTHAND ein Unternehmen vor, das Dieselpartikelfilter reinigt, ohne diese aufzutrennen. Folgenden Fragen ging die Redaktion auf den Grund. Woher kommt das Know-how? Was steckt dahinter? Wie gut ist das Verfahren im Vergleich zu anderen Reinigungsmethoden?
Die Reinigung von PKW-Abgaspartikelfiltern mit unterschiedlichen Methoden ist heute bereits gängige Praxis. So gibt es etwa CO2-Filterreinigungsanlagen oder das thermische Verfahren mit einer Brennkammer. Für diese müssen die Filterflächen allerdings frei liegen. Das heißt: Die Zu- und Ableitungen müssen vom Filtergehäuse getrennt werden. Nicht zuletzt deshalb sind diese Verfahren entsprechend zeitaufwändig.
Beim thermischen Verfahren muss der Filter oft mehrfach ausgebrannt und anschließend mit Druckluft ausgeblasen werden. Ist das der Fall, dauert die Reinigung inklusive Differenzdruckprüfung mehrere Tage. Zudem müssen die Reinigungsspezialisten die Trennschnitte wieder verschweißen. In der Gesamtbetrachtung ist das thermische Verfahren also ebenso zeit- wie kostenaufwändig.
Schneller und billiger
Um verstopfte Filter in kürzerer Zeit und somit auch kostengünstiger wieder auf Vordermann zu bringen, haben die Unternehmen Mycon und Irosoft Cleantech die Rußpartikelfilterreinigung ohne Trennarbeiten entwickelt. Diese baut auf einem Verfahren auf, das Kipp Umwelttechnik im Rahmen eines Förderprojektes an den Start brachte.
Damit der Ruß und die Asche aus dem DPF entfernt werden, kommen Druckluft und eine spezielle Substanz zum Einsatz. Diese ist Angaben zufolge ungiftig und sogar trinkbar, wenn man unangenehmen Geschmack akzeptiert. Allerdings waren die Reinigungsergebnisse im Rahmen des Förderprojektes mit maximal 85 Prozent noch nicht zufriedenstellend.
Optimiertes Verfahren
Deshalb war eine Verfahrensoptimierung notwendig. Kipp Umwelttechnik brachte dazu Know-how aus der praktischen Anwendung der Strahltechnik ein, Mycon theoretische Kenntnisse aus dem Bereich Strömungsphysik sowie aus dem Maschinenbau. Irosoft steuerte seine Erfahrungen bei der Filterreinigung bei.
Darauf aufbauend wurde eine Prototypanlage zum Reinigen ohne Trennarbeiten bei Irosoft in den Testbetrieb überführt. Die aktive Reinigungszeit pro Filter liegt den Angaben zufolge bei weniger als 10 Minuten. Auch das Reinigungsergebnis kann sich sehen lassen: Wie Differenzdruckprüfungen zeigen, ähneln die dabei festgestellten Werte an gereinigten Filtern denen von Neufiltern. Auch die Gewichtsdifferenz zwischen ungereinigtem und gereinigtem Filter passte zu den von Irosoft im Laufe der Jahre gesammelten Erfahrungen.
Materialschonend reinigen
Kipp Umwelttechnik hat durch die Fakultät Chemie der Universität Paderborn bereits vor einiger Zeit Untersuchungen zum Verfahren durchführen lassen, um die materialschonendsten Parameter zu ermitteln. Wie die Analyse ergab, weist das neue Verfahren sehr gute Reinigungsergebnisse auf.
Die ermittelten Ergebnisse sollen den etabliertem thermischen und dem CO2-Verfahren zumindest ebenbürtig sein. Außerdem zeigt die Untersuchung: Die Reinigungsmethode schont die katalytischen Oberflächen der Filterkanäle. Dies gilt im Übrigen auch für das CO2-Verfahren.
Zusammengefasst bietet das neue Verfahren folgende Vorteile:
- Die vollständig automatisierte Reinigung minimiert Fehlerquellen.
- Die saubere und schonende Reinigung erhält die Katalysefähigkeit des Filters.
- Die Reinigung ohne Abtrenn- und Schweißarbeiten erhält die Qualität des Filtergehäuses.
- Risiken von Beschädigung wie Versinterungen während des Brennvorganges bei Temperaturen von 550° und mehr werden vermieden, da die Filter nach dem Reinigungsvorgang lediglich mit einer Temperatur von 350° behandelt werden.
- Die schnellen Reinigungszeiten verringern die Stillstandszeit des Fahrzeuges.
- Die Kosten für die Filterreinigung werden reduziert.
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