Um Fehlerursachen im Werkstattalltag zu erkennen, bedarf es oft eines Blicks ‚um die Ecke‘. Hier ein Fall aus dem Technischen Callcenter von Hella Gutmann Solutions. Betroffen war ein Audi A4, Baujahr 2010.
Das Problem bestand darin, dass der Motor mit geringer Laufleistung im Notlauf-Modus lief. Zudem war die Motorkontrolleuchte aktiviert.
Fehlercode
Im System ‚Motor‘ waren die Fehler 16064 (‘Kraftstoff Raildruck / Druck zu hoch‘) und 16113 (‚Kraftstoff Raildruck/Druck zu hoch/oberer Grenzwert überschritten‘) gespeichert. Die Werkstatt ersetzte nacheinander Bauteile im Wert von fast 2.000 Euro – jedoch ohne Erfolg. Diese Teile waren zunächst das Druckregelventil, der Drucksensor am Rail sowie später die Hochdruckpumpe mit dem Kraftstoffdosierventil. Vor dem nächsten Schritt der Ursachensuche, dem Ersatz der Injektoren, zögerte die Werkstatt. Denn der Zusatz ‚Druck zu hoch‘ in der Fehlercode-Aussage machte die Kfz-Mechatroniker stutzig. Der übliche Zusatz lautet eher ‚Druck zu tief‘.
Tipp des Technischen Callcenters
Das Technische Callcenter gab folgenden Tipp: Dieser Fehler ist schon einige Male aufgetaucht. In den bisher dokumentierten Fällen war stets einfach nur das Druckhalteventil in der Rücklaufleitung der Injektoren defekt – ein Bauteil, das gerne mal übersehen wird. Das Druckhalteventil hat die Funktion, in den Kraftstoffrücklauf-Leitungen immer einen Restdruck von etwa zehn bar zu halten. Diese Steuermenge benötigen die Piezo-Injektoren für Ihre korrekte Funktion. Ist der Vorhaltedruck zu niedrig, kann zu wenig Druck im Hochdruck-Rail abgebaut werden.
Kein Ersatz auf Verdacht
Zudem gab das Technische Callcenter einen Zusatz-Tipp: Mit einem Werkzeug zur Druckprüfung wie dem LPD-Kit in Verbindung mit dem mega macs 66 lässt sich der tatsächlich im Rücklauf vorgehaltene Restdruck prüfen. So wird vermieden, dass das Bauteil auf bloßen Verdacht hin ersetzt wird. Zur Messung wird der Drucksensor (-01…10 bar) einfach mittels der zugehörigen Adapter in der Rücklaufleitung zwischengeschaltet.
Fehlerbehebung
Die Fehlerbehebung gestaltete sich wie folgt: Laut Herstellervorgabe darf die Kraftstoffrücklauf-Einheit nicht zerlegt werden. Das heißt, das Druckhalteventil darf nur komplett mit den Kraftstoffrücklauf-Leitungen erneuert werden. Nach dem Ersatz muss der Motor für etwa zwei Minuten im Leerlauf laufen, damit sich das Kraftstoffsystem entlüftet. Eine Dichtigkeitsprüfung der Kraftstoffrücklauf-Leitungen schließt die Reparatur ab.