
Werden E-Autos alt genug für Reparaturen?
Damit E-Autos wirklich nachhaltig sind, müssen nach Ansicht des Krafthand-Chefredakteurs zwei wichtige Punkte erfüllt sein, an denen es derzeit noch hapert. Das gilt seiner Meinung auch dann, wenn HV-Batterien länger halten als oft angenommen.

Mit dem Wissen aus unserer im Dezember 2024 erfolgten Recherche bei Fahrzeugherstellern zur „wahren Lebensdauer“ von HV-Batterien in E-Autos (siehe hier) fiel mir kürzlich ein Onlinebeitrag der Wirtschaftswoche mit der Headline „Akkus aus E-Autos halten zu lange: Es gibt noch nichts zu recyceln“ ins Auge. Darin wird der Recyclingforscher Maximilian Stephan zitiert: „Insbesondere die großen Traktionsbatterien, die die Masse der Wertstoffe enthalten, erreichen erst nach zwölf bis 15 Jahren ihr technisches Lebensende.“
Und dann? So gut das im ersten Moment klingen mag: Bei den heutigen Batteriepreisen ist dasselbe zu befürchten, was bei Smartphones gang und gäbe ist. Ein ausgelutschter Akku markiert das Lebensende des kompletten Geräts. So weit darf es bei E-Autos nicht kommen. Denn wer steckt in ein Auto mit zehn und mehr Jahren auf dem Buckel noch mehrere tausend Euro für den Akkutausch? Hierzulande wohl kaum jemand und erst recht nicht in den osteuropäischen Ländern, die heute gern die (Verbrenner-)Pkw kaufen, die bei uns nicht mehr oder nur schwer vermarktbar sind, ihre Insassen aber dennoch passabel über hunderte Kilometer ohne Tankstopp von A nach B bringen.
Von daher müssen sich für mich zwei Szenarien erfüllen, damit E-Autos nicht zu früh zu Elektroschrott werden. Zum Ersten muss in der Breite eintreten, was sich derzeit aus vielen individuellen, subjektiven Praxiserfahrungen und auch wissenschaftlichen Untersuchungen abzeichnet: Die Batterien werden wohl deutlich länger halten, als oft befürchtet. Beispielsweise erklären Wissenschaftler des SLAC-Stanford Battery Center aus Kalifornien im besagten Wirtschaftswoche-Artikel, dass viele Batterien selbst nach über 300.000 Kilometern im Schnitt noch rund 90 Prozent ihrer Neukapazität hätten. Das ist immerhin eine Kilometerlaufleistung, die zumindest bei privat genutzten Pkw oft das Lebensende des ganzen Autos markiert. Keineswegs aber zwangsläufig.
Der zweite Punkt, der zur wahren Nachhaltigkeit von E-Autos zwingend gegeben sein muss: Die Preise von (recycelten) Ersatzbatterien müssen deutlich sinken. Ich jedenfalls bin durchaus optimistisch, dass es zu Lösungen für zeitwertgerechte Reparaturen kommt und es somit für das Kfz-Handwerk genügend Reparaturnachschub durch alte E-Autos gibt.
Hallo Herr Schmidt,
die Kosten für die HV-Batterien wären ganz leicht zu senken, wenn man standardisierte Batterien einbauen würde. Aber das ist reine Utopie, denn da werden die Hersteller nicht mitspielen, wie auch bei Schnellwechselsystemen.
Hallo Herr Luft, Danke für Ihre Zuschrift. Sicher werden die OEMs nicht als treibende Kraft für kostengünstige Lösungen sein, wie in vielen anderen Ersatzteilbereichen auch. Das kann nur der freie Markt. Es ist ja oft so, dass dann auch die Autobauer mit ihren Preisen auf Ersatzteile etc. runter gehen. Sicherlich wird eine HV-Batterie immer ein teures Teil sein, aber ich denke schon, dass sich in den nächsten Jahren noch einiges tun wird und somit die Preise spürbar sinken sollten.