Welche Auslastung ist genug?
Verdienen kleine Ein-, Zwei- oder Dreimannwerkstätten irgendwann selbst mit hoher Werksattauslastung noch genug, um immer höher werdende Investitionen stemmen zu können? Chefredakteur Torsten Schmidt sieht in seinem Kommentar durchaus Perspektiven.
Diese Frage hängt von vielen, auch betriebsindividuellen Faktoren ab. Somit lässt sich eine pauschale Antwort mit fixem Sollwert nicht so einfach geben. Mehr als die Frage nach der Auslastung treibt mich jedoch um: Wie groß muss eine freie Werkstatt in Zukunft sein, um überleben zu können?
Wird es auch weiterhin die zahlreichen Einzelkämpfer, Zwei- und Dreimannwerkstätten geben? Schließlich liegt die Frage nahe, ob solche Betriebe selbst bei sehr guter Auslastung genug Geld verdienen werden, um die steigenden (Pflicht-)Investitionen für Werkzeuge, Tester, Reparaturinformationen etc. stemmen zu können. Im ersten Reflex könnte man meinen, dass es für die kleinen Werkstätten irgendwann ziemlich eng wird. Zumindest für die, die nicht alteingesessen und nicht frei von größeren Hypotheken sind.
Doch ich glaube an die kleinen Betriebsgrößen – selbst oder gerade an die, die erst anfangen. Ich denke nicht, dass in ein paar Jahren nur Werkstätten mit fünf und mehr Mechaniker eine Chance haben. Denn die Vorteile der kleinen Betriebe, etwa in Hinblick auf Verwaltungskosten oder persönlichere Kundenkontakte, verschwinden ja nicht. Genauso wie das häufig bessere Preis-Leistungsverhältnis, das laut DAT-Report 2021 bei Pkw-Haltern Kriterium Nr.1 bei der Werkstattwahl ist.
„Weil sich bestimmte Investitionen nicht lohnen und deshalb diverse Kfz-Services nicht mehr möglich sind, sehen Skeptiker die Zukunft kleiner Kfz-Betriebe ziemlich düster. Aber ist es nicht auch eine Chance, nur das zu
machen, was sich lohnt? So gesehen haben auch diese Werkstätten eine Perspektive.” Torsten Schmidt
Wichtig ist aber, dass Inhaber solcher Betriebe, die gemeinsam mit ihren
Mitarbeitern oft eine verschworene Truppe sind, genau dieses Pfand nicht aus der Hand geben. Dafür dürfen sie nicht ängstlich agieren. Womöglich indem sie wegen der vermeintlich unsicheren Zukunft auf die Sparbremse treten – was heute leider zu oft passiert. Jetzt werden einige denken: Der hat leicht reden, er muss das Geld ja nicht ausgeben. Aber war die Zukunft jemals sicher? Und ohne Mut zu investieren, wird es am notwendigen Equipment, am zeitgemäßen Know-how und damit irgendwann am Geschäft fehlen.
Nicht zu unterschätzen ist in diesem Zusammenhang ein weiterer Aspekt: Sehen pfiffige und modern ausgerichtete Mitarbeiter aufgrund fehlender Investitionen ihr Arbeitsumfeld als nicht attraktiv und zukunftssicher an, sind sie schnell weg. Chefs, die es dazu kommen lassen, sparen kurzfristig und verlieren langfristig einen wichtigen Baustein zum Erfolg: fähiges Personal.
Werden in diesem Bewusstsein wohlüberlegte Investitionsentscheidungen getroffen, sehe ich keinen Grund, warum kleine Betriebe nicht selbstbewusst in die Zukunft schauen und ihre profitable Nische finden können.
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