Es gibt gute Gründe für Kaufprämie. Denn sie sorgt für Umsatz weit über die Autobranche hinaus, meint Chefredakteur Torsten Schmidt. Er glaubt aber auch, eine zusätzliche Kaufprämie nur für alternative Antriebe ist Quatsch.
Die gerade viel diskutierte Kaufprämie für Neuwagen erzeugt die unterschiedlichsten Reflexe. Da gibt es jene, die sie schlicht ablehnen oder nur für alternative Antriebe wollen. Und auf der anderen Seite gibt es die vehementen Verfechter. Letztere kommen natürlich aus dem Lager der Autoindustrie und aus der Kfz-Branche. Wobei hier die Kaufprämie je nach Interessenlage nicht nur auf Freunde stößt. Stichworte: vertragsgebundener Autohandel und freier Reparaturmarkt, dem ältere reparaturbedürftige Autos lieber sind.
Doch auch durch die Aftermarketbrille betrachtet, halte ich die finanzielle Unterstützung für notwendig. Denn zum einen soll sie helfen, unsere Schlüsselindustrie (von der wiederum zahlreiche Zulieferer, Chemiebetriebe und Maschinenbauer abhängen) anzukurbeln und zum anderen wird sie Umsatz sichern. Im Gegensatz zu den diversen Überbrückungshilfen, wie Kurzarbeitergeld oder Stundungen, die quasi das Nichtarbeiten finanzieren.
Dass wir uns nicht falsch verstehen: Letztgenannte Hilfen wie sie auch für Friseure, Blumengeschäfte und diverse andere Gewerke, Soloselbstständige, Künstler und natürlich für die extrem gebeutelte Gastronomie und Hotellerie bereitstanden und -stehen sind wichtig und richtig. Nur: Sie ersetzen auf Dauer keinen Umsatz. Der kann nur von Menschen kommen, die in Lohn und Brot stehen und ihren Arbeitsplatz als sicher ansehen. Nur dann gehen sie in Restaurants, fahren in den Wellnessurlaub oder geben Geld für kulturelle Veranstaltungen aus. Und haben die Angestellten dieser Branchen wiederum ein gesichertes Einkommen, dann konsumieren auch diese wieder – vielleicht sogar ein neues Auto.
Und der Motor für diesen Konsumkreislauf ist in jedem Land die dortige Schlüsselindustrie. Bei uns also zweifelsfrei der Automobilbau mit allen nachgelagerten Industriezweigen. Aber wenn den Autobauern schon indirekt unter die Arme gegriffen werden soll, so viele Kritiker der Autoindustrie und von Kaufanreizen, dann doch bitte nur bei den alternativen Antrieben. Bei dieser Argumentation wird aber unterschlagen, dass alternative Antriebe ja eh schon mit 6.000 Euro gefördert werden.
Und außerdem wird gerne vergessen, dass Euro-6-Verbrenner viel besser sind als ihr Ruf und gleichzeitig für viele Autofahrer die Zeit für ein Elektroauto noch nicht reif ist. Denn zur Wahrheit gehört auch: Ein Auto muss nicht nur vom Preis her passen, sondern auch die alltäglichen Bedürfnisse einer normalen Familie befriedigen. Und genau da hakt es bei E-Autos noch kräftig. Kaufprämie hin oder her.